"Nürnberger Reis" erinnert an die Befreiung Spalts

22.6.2015, 18:43 Uhr

© Fotos: Jürgen Leykamm

Der Befreiung aus Feindeshand gedachte man nun mit drei Aufführungen des Heimatfestspiels. Damit lösen die Einheimischen ein Gelübde ein, das ihre Vorfahren im Jahre 1450 leisteten, als ihnen der Ansbacher Markgraf Albrecht Achilles mit seinen Truppen zu Hilfe kam, weil Landsknechte aus dem Nürnberger Land Spalt belagerten und auch vor Raub und Mord nicht zurückschreckten. Danach hatten die Bürger gelobt, ihrer Errettung jährlich am Johanni-Tag mit einer Votivprozession zu gedenken.

Seit 1950 erinnert außerdem das alle fünf Jahre aufgeführte Heimatfestspiel an das historische Geschehen von damals. Das Stück wusste auch diesmal vor historischer Kulisse zu begeistern, auch wenn in ihm selbst die Stimmung aufgrund der Bedrohung aus dem Norden freilich zunächst recht niedergedrückt ist.

„Ka Mehl im Kast‘n“

Deutlich wird dies etwa in den Klagen der Bäuerinnen: „I hob’ etz fast ka Mehl im Kast’n, des wird a schöins und langes Fast’n!“ beklagen sie sich und üben harsche Kritik an ihren Oberen: „Im Rat da hockt su allerhand, recht dicke Bäich und weng Verstand. Wozu sin’s denn als Rät’ erwählt, wenn’s uns an allen Ecken fehlt!“

Die Ehemänner müssen indes auf den Wehrgängen Wache halten und können weder zu ihren Feldern noch zu den Hopfengärten – denn das kann das Leben kosten. Doch man spricht sich Mut zu: „Im Kornhaus liegt noch reichlich Korn“ erklingt es am Spiel unweit des genannten Gebäudes, seit kurzem als „HopfenBierGut“ neu erstanden.

Doch da keiner weiß, wie lange die Belagerung anhält, ist gute Einteilung gefragt: „Rationiert sind Brot und Bier, ja das dekretieren wir!“ so die Räte wie aus einem Mund.

Bürgermeister Hans Gruber ist zu allem Überfluss noch verschwunden. Doch nur um Hilfe aus Ansbach herbeizuholen. Der Markgraf eilt tatsächlich herbei und schreitet mit seinen Truppen ein: „Entsatz für Spalt! Dem Feinde wird zurückgezahlt! Im Morgengrau’n wird attackiert, zum Morgengraun’n, da wird marschiert!“

Schnelles Ende

So hat der Kriegszug („Reis“) der Nürnberger ein schnelles Ende, übereilt brechen die Landsknechte auf und lassen nur verschütteten Hirsebrei zurück.

Ein Gefangener wird im Spiel von Viertklässlern der heutigen Spalatinschule mit Häme überzogen. Statt Krieg führen heißt es für den Nürnberger nun arbeiten: „Hühnchen rupfen, Hühnchen rupfen, das wär eure Gier; doch hier heißt es Hopfenzupfen, zupfen können wir!“ Der so Verspottete lässt sich tatsächlich läutern und wird zum „Hopfenbloder“.

Ende gut – alles gut. Und so zog man nach dem Festspiel in Kostümen zum Hans-Gruber-Keller, musikalisch begleitet von der Stadtkapelle und der Stadtpfeiferei Hilpoltstein.

Am Ziel angekommen, gab es natürlich auch, aber nicht nur Hirsebrei. Beim Lagerleben konnte bei Geschicklichkeitsspielen wie Hufeisenwerfen, „Sauschwanzkratzen“ oder Ringestechen vergnüglich in die Geschichte eingetaucht werden. Auch HopfenBierGut-Chefin Sabrina Müller wurde bei diesem Wettbewerb gesichtet.

Alles in allem ein gelungenes Festwochenende, zieht der diesmalige Spielleiter Matthias Müller ein positives Resümee. Seit März hat er mit den Darstellern (allesamt Einheimische der verschiedenen Generationen) geübt.

Viele von ihnen sind schon seit Jahrzehnten dabei und kennen das Geschehen damit nun aus verschiedenen Rollenperspektiven. Die Resonanz war auch diesmal entsprechend groß: Mehrere Hundert Besucher kamen jeweils zu den Aufführungen.

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