Offen und vielfältig: Die Selbsthilfebörse in Roth

13.6.2016, 15:51 Uhr
Offen und vielfältig: Die Selbsthilfebörse in Roth

© Foto: Stefanie Graff

Was vor 20 Jahren als eher verschämte Angelegenheit in der Kulturfabrik begann, zeigt sich inzwischen selbstbewusst und lebendig wie nie. Im Gegensatz zu früher suchen die meisten Selbsthilfegruppen die Öffentlichkeit, präsentieren die Anliegen und Bedürfnisse ihrer Mitglieder gerne und mit Nachdruck, nutzen die Gelegenheit, mit den Menschen auf der Straße ganz selbstverständlich in Kontakt zu kommen. Das KISS bietet ihnen dabei wichtige Hilfestellung.

Auch das Rother Inklusionsnetzwerk tritt selbstbewusst auf und kämpft beharrlich und erfolgreich für Barrierefreiheit und Inklusion, die mit den von Krankheit oder Behinderung Betroffenen, statt für sie gestaltet wird. Die evangelische Kirchengemeinde nimmt diese Anliegen nicht nur sehr ernst, sondern als selbstverständliche Anforderung wahr und versucht in vielerlei Hinsicht eine Vorbildfunktion einzunehmen. Diese drei starken Partner waren es, die am Sonntag gemeinsam aufzeigten, was in Sachen Inklusion möglich ist und was ehrenamtlicher Einsatz zu leisten vermag.

Der Aktionstag begann mit einem bunten Inklusions-Gottesdienst in der vollen Stadtkirche. Vertreter verschiedener Selbsthilfegruppen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Konfirmanden und die sonntäglichen Kirchenbesucher mischten sich zu einer großen Gemeinschaft. „Menschen wie ein bunter Blumenstrauß“, freute sich Pfarrer Joachim Klenk.

Unter dem Thema „Danke – normal gibt es nicht“, kamen neben den Geistlichen viele Menschen zu Wort, die mit großer Offenheit und Klarheit über ihr Leben mit einer Behinderung und ihre Gedanken und Gefühle sprachen. Das Bild einer Leiter, von Aufstiegen und Abstürzen, vom Erreichen ferner Ziele und dem Überbrücken kleiner und großer Gräben bestimmte den Inhalt des Gottesdienstes. „Nicht jeder und jede bekommt die gleichen Chancen im Leben“, sagte die (gehörlose) Vikarin Felizitas Böcher, die derzeit in der Gemeinde ausgebildet wird. „Wir suchen das Verbindende und wollen aufeinander zugehen“, versprach Joachim Klenk. In der Kirche gab es außerdem eine Ausstellung des KISS mit dem Titel „Selbsthilfe zeigt GeSICHt“ zu sehen. Am Nachmittag folgten Vorträge zu verschiedenen Themen.

Insgesamt 19 Gruppen beteiligten sich mit Infoständen und Aktionen an der Selbsthilfebörse, die im Anschluss an den Gottesdienst von der Leiterin des Rother KISS-Büros Daniela Schmidt eröffnet wurde. Die Gruppe „Singen macht Spaß“ umrahmte den offiziellen Teil mit heiteren Gesangseinlagen. Landrat Herbert Eckstein, Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer und die Schwabacher Stadträtin Sandra Joachim lobten das ehrenamtliche Engagement, das in der Selbsthilfe geleistet werde, und hofften, dass die niederschwelligen Angebote möglichst viele Menschen erreichen können.

Viel Lob gab es für das Rother Inklusionsnetzwerk „Rhink“, das sich landkreisweit für Barrierefreiheit in allen Belangen einsetzt. Als mahnende, beratende und mitarbeitende Institution hat das Netzwerk, in dem von verschiedenen Behinderungen betroffene Ehrenamtliche versammelt sind, in den vergangenen Jahren vieles in Bewegung gebracht und sich als kompetenter Ansprechpartner für Fragen der Barrierefreiheit erwiesen. Der Vorsitzende des Vereins, Dr. Paul Rösch, wurde im Rahmen der Selbsthilfebörse für sein beispielhaftes Engagement mit dem Ehrenamtspreis der Sparkasse Mittelfranken Süd ausgezeichnet (wir berichteten). Der Geehrte bedankte sich mit dem Appell, gemeinsam weiterzumachen, ab und zu mal die Perspektive zu wechseln und aufeinander zu achten.

Unter den zahlreichen Besuchern, die trotz wechselhaften Wetters über die Selbsthilfebörse schlenderten, waren auch etliche politische Funktionsträger und Bürgermeister aus anderen Landkreisgemeinden.

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