Offenes Haus für Einsame und Leckerli für Hund und Katz

23.12.2018, 14:42 Uhr
Offenes Haus für Einsame und Leckerli für Hund und Katz

© F.: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Verena Fries(Pfarrerin in Hilpoltstein): (lacht) Augen auf bei der Berufswahl! Sowohl ich als auch mein Mann sind Pfarrer und müssen deshalb natürlich auch an Heiligabend arbeiten. Zwischen den Nachmittagsgottesdiensten und der Christnacht finden wir dennoch Zeit, um die Krippe aufzubauen und den Baum mit echten Rosen zu schmücken. Sogar Ethno-Schmuck aus Neuguinea hängt an den Zweigen. Wir singen viel, lesen die Weihnachtsgeschichte und tauschen Geschenke aus. Nach der Christnacht laden wir oft noch Leute zu uns nach Hause ein, damit sie Heiligabend nicht alleine verbringen müssen. Denn für mich ist Weihnachten nicht das Fest der Familie, sondern der Liebe.

Jochen Gürtler(Stadtrat, Präsident Rother Carneval Verein): Dieses Jahr haben meine Frau und ich uns für einen Christbaum im Topf entschieden. Anders als bei bisherigen Weihnachtsfesten, bei denen man den Baum entsorgt hat, sobald er die Nadeln verloren hat, wird er dieses Jahr nach den Feiertagen eingepflanzt und kann somit weiter wachsen. Unser lebender Baum steht sogar schon, meine Frau hat ihn ganz klassisch mit roten Kugeln geschmückt. Außerdem ist es für mich wichtig, an Heiligabend den Hintergrund des Festes zu erkennen, weshalb die Kirche einfach dazu gehört.

Ursula Dietzel (Zweite Bürgermeisterin von Hilpoltstein): Unser Weihnachtsbaum ist voller Kugeln von Menschen unterschiedlicher Generationen, an die beim Schmücken gedacht wird. Zwar sammle ich das ganze Jahr über für meine Liebsten Geschenke, die sie dann an Heiligabend bekommen. Trotzdem schenke ich lieber gar nichts, bevor ich irgendeinen unbedachten Blödsinn kaufe. Weihnachten steht viel zu sehr im Sinne des Konsums, weshalb ich versuche Geschenke mit Hintergedanken auszuwählen oder auch Selbstgemachtes wie Marmelade oder Plätzchen herzugeben.

Norbert Valta(Leiter der Realschule Roth): Dadurch, dass meine Familie und ich schon alles im Vorfeld vorbereiten, ist Weihnachten bei uns weder stressig noch hektisch. So haben wir beispielsweise jetzt schon unseren Baum zu Hause stehen, der dann später von der ganzen Familie mit alten Kugeln geschmückt wird. Auch die Entenbrust, die es dieses Jahr an Heiligabend geben wird, ist bereits gekauft. Und Geschenke werden nicht in letzter Minute besorgt, sondern sammeln sich über das Jahr an. Dabei ist unsere Tradition, dass die Person, die das letzte Geschenk geöffnet hat, bestimmen darf, wer als nächstes sein Päckchen bekommt.

Ben Schwarz(Bürgermeister von Georgensgmünd): Bei mir steht Weihnachten ganz im Sinne der Familie, gerade weil über die Feiertage viele Geburtstage zusammen verbracht werden. Da ich zwei kleine Kinder habe, gehen wir an Heiligabend gemeinsam in den Familiengottesdienst. Danach bringt das Christkind die Geschenke, bevor die aber geöffnet werden dürfen, singen wir Weihnachtslieder. Dann ertönt ein Klingeln, und für die Kinder beginnt die Bescherung. Anschließend wird es dieses Jahr Steak geben, nicht gerade klassisch, aber lecker.

Bernhard Nikitka(Pfarrer in Eckersmühlen und Wallesau): An Heiligabend befinde ich mich wie in einem Tunnel und bin stark auf die drei Gottesdienste fokussiert. Damit meiner Frau in der Zeit ohne mich nicht langweilig wird, darf sie unseren Christbaum mit Mops- und Katzenmotiven sowie Schmuck aus unserer Kindheit verzieren und den Baum "katzensicher" anbinden. Die springen nämlich mit Vorliebe in die Äste und zerbrechen dabei Kugeln. Nach dem letzten Gottesdienst bleibt es tierisch, denn bevor wir unsere Geschenke austauschen, dürfen die Hunde und Katzen Leberwurst und andere Leckerlis aus dem Geschenkpapier schlecken. Als Vegetarier lege ich aber natürlich Wert auf ein fleischloses Weihnachtsgericht für uns Menschen. Außerdem ist es Familientradition, dass unser Pfarrhaus am Abend nach dem Gottesdienst für Menschen, die es in ihrem eigenen Zuhause nicht aushalten, offen steht und wir gemeinsam mit Freunden in einer fröhlich, kommunikativen Runde den Heiligen Abend feiern.

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