Oliver Hartl: Mit legalem Bananen-Doping zu drei bayerischen Titeln

5.1.2015, 18:27 Uhr
Oliver Hartl: Mit legalem Bananen-Doping zu drei bayerischen Titeln

© Foto: André Ammer

Die Vereinskameraden des 15-jährigen Ausnahmetalents müssen immer noch lachen, wenn sie an diese Szene zurückdenken, und Oliver Hartl wird inzwischen von seinen Kollegen im Bayernkader „Banana“ gerufen. „Das wird mir wohl bleiben, aber mir schmeckt’s halt einfach“, sagt das sportliche Aushängeschild der Rother Billardabteilung schmunzelnd.

Ob die Tropenfrüchte auch für Hartls mentale Stärke im Wettkampf mitverantwortlich sind, darüber kann man nur spekulieren. Auf alle Fälle verfügt der 15-Jährige laut Abteilungsleiter Marco Knapp über eine überdurchschnittliche geistige Reife. „Oliver ist seinem Alter weit voraus und eine echte Persönlichkeit“, lobt der Chef der Rother Billard-Asse seinen begabten Schützling. Neben der wohl in jedem Leistungssport nötigen Disziplin bringe Hartl auch die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstanalyse mit — „und das ist in unserem Sport Gold wert“, sagt Knapp.

Der Abteilungsleiter der TSG-Billardsparte und auch Hartls Vereinstrainer Tevfik Cengiz legen in diesem Zusammenhang auch großen Wert auf die Tatsache, dass zwischen Billard als Wettkampfsport und Billard als Freizeitvergnügen in der Kneipe ein himmelweiter Unterschied besteht. So feilt ihr „Wunderkind“, wie Marco Knapp den 15-jährigen Nachwuchsspieler bezeichnet, bis zu viermal pro Woche an seiner Spieltechnik und nimmt zusätzlich regelmäßig an Lehrgängen und Trainingslagern des Jugend-Bayernkaders teil, wo er unter anderem vom Landes- und Bundestrainer Andreas Huber intensiv gefördert wird.

Zugute kommt Oliver Hartl neben seiner Nervenstärke und Abgeklärtheit im Wettkampf wohl auch, dass er schon mit acht Jahren zur „Pool factory“ der TSG 08 Roth stieß. Nachdem er sich in einem etwas langweiligen Urlaub die Zeit am hoteleigenen Billardtisch vertrieben und sofort Blut geleckt hatte, absolvierte er zuhause ein Schnuppertraining, wo Tevfik Cengiz schnell das Potenzial des Frischlings erkannte und ihn unter seine Fittiche nahm.

„Olivers Vorteil war, dass er von Anfang an von richtigen Trainern betreut wurde und sich deshalb viele Anfängerfehler, die man als Autodidakt macht, gar nicht erst angewöhnte“, erklärt Marco Knapp. Ein weiteres Plus der jungen Nummer eins der Rother Billardabteilung ist seine zweite sportliche Passion, das Basketball-spielen bei der SpVgg Roth, wo er aktuell bei den U 16-Junioren in der Bezirksoberliga auf Korbjagd geht. In der U 14 war der vielseitige Sportler kurz mal auch im erweiterten Bayernkader, und die dadurch erworbene körperliche Fitness kommt ihm gerade bei so langen Turnieren wie den bayerischen Meisterschaften zugute.

„Ab einer gewissen Leistungsklasse braucht man als Billardspieler unbedingt einen Ausgleichssport“, sagt Tevfik Cengiz, der auch als Fußballer bei der TSG 08 Roth im Einsatz ist. Im Bayernkader steht deshalb für Oliver Hartl neben dem Spieltraining unter anderem Yoga und das Arbeiten mit Gymnastikbällen auf dem Programm. Meist beginnt so ein Trainingstag mit einem Waldlauf, und danach müssen die jungen Kader-Sportler mit verschiedenen Übungen ihren Gleichgewichtssinn und ihre Körperspannung verbessern. Zudem steht fürs Mentaltraining ein verbandseigener Psychologe zur Verfügung.

Diese umfassende Betreuung hat wohl ihren Teil dazu beigetragen, dass Hartl auch im Liga-Spielbetrieb mittlerweile zu Bayerns Besten gehört. Für die TSG 08 Roth spielt er in der ersten Herrenmannschaft auf Position eins und hat sich in der Landesliga viel Respekt erworben. „Die Zeiten sind vorbei, dass ihn mancher gestandene Gegner zunächst mal nicht ganz ernst genommen hat. Diesen Überraschungseffekt haben wir nicht mehr“, weiß Marco Knapp.

Top-Ten-Plätze bei der DM

Und bei Turnieren wie den bayerischen Meisterschaften ist der 15-Jährige schon längst eine feste Größe. So wurde Oliver Hartl im vergangenen Jahr Meister in den Disziplinen 14/1, 8-Ball und 9-Ball. In der Billard-Variante 10-Ball belegte er den dritten Platz, nachdem er sich im Halbfinale einem alten Rivalen hatte geschlagen geben müssen. Des Weiteren war der Rother 2014 erstmals bei einer deutschen Meisterschaft am Start, wo er mit Rang fünf im 14/1 und Rang acht im 10-Ball aufhorchen ließ.

Das nächste große Turnier steht im April an, dann ist Oliver Hartl bei der DM der Jugend im Einsatz und peilt dort ebenfalls einen Titel an. Seine Trainer sind überaus optimistisch, dass ihr „Wunderkind“ auch gegen die Konkurrenz aus dem gesamten Bundesgebiet bestehen kann, und wollen für das entsprechende „Doping“ sorgen. Ins Reisegepäck kommen mit Sicherheit auch mehrere Büschel Bananen.

 

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