Orte der Würde, Kultur und Natur

24.5.2018, 12:00 Uhr
Orte der Würde, Kultur und Natur

© Foto: privat

In der Kreisstadt Roth lädt die langjährige Schloss- und Stadtführerin Marlene Lobenwein am Sonntag, 27. Mai, 14 Uhr, zu einem Rundgang im Rother Friedhof an der Kreuzkirche ein. Bevor Lobenwein an den Gräbern und Denkmälern unter anderem die Symbolik von höchst unterschiedlichen Ornamenten erläutert und beispielsweise auf das frühere Wirken von Chorschülern bei Beerdigungen eingeht, führt sie in der Kreuzkirche in die Geschichte dieses Gotteshauses und des Friedhofs ein.
In einem Vorwort zum Jahresthema „Friedhöfe und Grabmäler“ verweist Landrat Herbert Eckstein darauf, dass jeder „Ort der Toten“ ein Spiegelbild der Gesellschaft sowie der jeweiligen Zeit sei und jede Kultur und Epoche ihre eigenen Bestattungsriten habe. So wie in Roth erinnern auf vielen Friedhöfen Epitaphien an die bedeutenden Persönlichkeiten eines Ortes. Zudem befinden sich speziell in Roth, der einst industriereichsten Kleinstadt Bayerns, prunkvolle Gräber aus der Zeit der Industrialisierung. Außerdem mahnt von Kriegsgräbern umgebenes Kriegerdenkmal zum Frieden.
Marlene Lobenwein wird im Rahmen der Führung auch eine sogenannte Totenkrone vorstellen. Dieses Schmuckstück diente bis zum 19. Jahrhundert dazu, bei der Bestattung von Säuglingen und Kindern sowie jung verstorbenen Ledigen den Sarg zu schmücken. Thematisiert wird auch die Zeit der Chorschüler, die in Roth bis in die 1950er Jahre zur musikalischen Umrahmung von Beerdigungen beitrugen.
Geprägt wird der historische Rother Stadt-Friedhof, der sich zum Großteil im Besitz der Evangelischen Kirche befindet, von einer Reihe großer alter Bäume und ansprechenden Rasenflächen. Barrierefreie Wege aus wassergebundenen Wegedecken verbinden den historischen Bereich mit einigen neuen Ansätzen wie das Engelsfeld und den neuen Bestattungsformen für Urnen und Baumgräber.
In einem vor einiger Zeit vom Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege initiierten Wettbewerb „Unser Friedhof: Ort der Würde, Kultur und Natur“ wurde der Friedhof an der Kreuzkirche als zweiter Sieger mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet. Die Juroren stellten dabei das besondere Flair dieses zwischen der Hauptstraße und dem idyllischen Rednitztal sehr zentral gelegenen Friedhofes heraus.
Ein besonderes Augenmerk wird Gästeführerin Marlene Lobenwein der Kreuzkirche widmen; ein geliebtes Rother Kleinod, das auch regelmäßig als Gotteshaus genutzt wird. Ursprünglich war der Friedhof der Stadt Roth um die heutige evangelische Stadtkirche herum angelegt. 1534 wurde der Friedhof aus Platzgründen im Süden vor den Toren der Stadt angelegt und 1625 durch eine kleine Kirche ergänzt. Nur sieben Jahre später wurde dieses Kirchlein im Dreißigjährigen Krieg weitgehend zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte fünf Jahre später.
Im 18. Jahrhundert führten zahlreiche Handwerker Reparaturen und Erweiterungen durch. Die Generalsanierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging einher mit dem Einbau einer neuen Orgel. Ein neugotischer Innenraum von hoher Qualität sowie der Altar und fünf wunderschöne Kirchenfenster, die der Rother Fabrikant Stieber stiftete und der Münchner Hofglasmaler Zetterer gestaltete, zeugen noch heute vom damaligen Renovierungseifer. In den 1980er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgte der Anbau einer Sakristei. Die jüngste Sanierung liegt gerade einmal sechs Jahre zurück, betraf Dachstuhl und Turm und erstreckte sich über ein ganzes Jahr.

Am Sonntag, 27. Mai: Führung am Rother Friedhof mit Gästeführerin Marlene Lobenwein. Treffpunkt 14 Uhr an der Kreuzkirche, Münchener Straße 28.

 

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