Freie Wähler fordern drei Ortsumgehungen für Hilpoltstein

24.10.2014, 18:37 Uhr
Freie Wähler fordern drei Ortsumgehungen für Hilpoltstein

© Foto: Viola Bernlocher

„Die Tür steht weit offen. So eine Chance werden wir nie mehr kriegen“, erklärte FW-Fraktionsvorsitzender Michael Greiner mit Blick auf den „Topf der kommunalen Sonderbaulast, der gut gefüllt wie nie“ sei. Damit bezog er sich auf Landrat Herbert Eckstein, der vor Kurzem im Kreisausschuss dazu aufgefordert habe, schnell zu handeln, weil dieser Fördertopf sicherlich nicht mehr lange so gut gefüllt sei. „Stellen wird die Ampel auf grün und gehen die Umfahrungen an“, sagte Greiner. „Die Menschen in Meckenhausen, Unterrödel und Hilpoltstein klagen über die hohe Verkehrsbelastung in ihren Ortschaften“, sagte er. In Meckenhausen würde vor allem der Schwerlastverkehr den Anwohnern zusetzen, in Unterrödel würde die hohe Verkehrsbelastung den Ort in zwei Hälften teilen und in Hilpoltstein sei der Lärm für die Anlieger des Altstadtrings unerträglich. Zudem würden „viele Bürger aus dem südlichen Landkreis Hilpoltstein bereits meiden, weil das Verkehrschaos bekannt“ sei.

Gordischen Knoten lösen

Greiner befürchtet, dass durch das geplante Einzelhandelszentrum am Altstadtring und die Erweiterung des Gewerbegebietes „Am Kränzleinsberg“ die Verkehrsbelastung auf dem Altstadtring noch größer werde. „Der Stadtrat ist gefordert, den Gordischen Knoten zu durchtrennen. Wir benötigen den Befreiungsschlag, um die Lebensbedingungen für die Menschen vor Ort zu verbessern. Das Büro Klos hat uns gezeigt, dass alle drei Umgehungsstraßen machbar sind. Es zeichnen sich heute keine artenschutzrechtlichenb K.o.-Argumente ab“, nahm er Bezug auf die Machbarkeitsstudien.

Das Staatliche Bauamt Nürnberg habe deutlich signalisiert, dass die Verkehrszahlen so groß sind, dass der Bau der Umgehungsstraßen mit 80 bis 85 Prozent bezuschusst werden könne. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass die Stadt Hilpoltstein 15 bis 20 Prozent selbst zahlen müsse. „Das ist auf mehrere Haushaltsjahre verteilt möglich“, betonte er. Die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung sei die erste Voraussetzung für die Planung dieser Straßen und solle so schnell wie möglich umgesetzt werden.

Die SPD-Fraktion lehnt die Ortsumgehungen für Hilpoltstein und Unterrödel ab. Unentschlossen seien die Genossen noch hinsichtlich der Ortsumgehung von Meckenhausen, die ohne Flurbereinigung sowieso nicht gebaut werden könne.

Was Unterrödel anbelangt, erklärte die stellvertretende SPD-Sprecherin Christine Rodarius, dass eine Umgehung das zentrale Problem „Raserei“ in diesem Ortsteil nicht lösen würde. Statt einer Umfahrung sollte man versuchen, diesem Problem mit „intelligenten Lösungen“ wie Fahrbahnteilern und einem Radweg Herr zu werden.

Massive Eingriffe in die Natur und weitere Belastungen der Anwohner angrenzender Wohngebiete würden in keinem Verhältnis zu möglichen Verbesserungen führen, kommentierte Christine Rodarius die Folgen einer großen Umgehung für Hilpoltstein. Was zu einer endgültigen Willensbildung fehle, sei die Kommunikation mit den Bürgern in den betroffenen Ortsteilen. „Neue Argumente nehmen wir gerne entgegen. Wir wissen: Die Entscheidung kann uns keiner abnehmen und wir werden es auch nicht jedem recht machen können. Aber wir bieten einen fairen, transparenten Entscheidungsprozess an“, erklärte Christine Rodarius.

CSU-Fraktionssprecher Hans Meier betonte, dass in den Ortsteilen selbst die Notwendigkeit von Umgehungen oftmals „gar nicht so stark“ empfunden werde. „Wir distanzieren uns von allen drei Varianten, außer wenn die Bürger uns sagen, dass der Leidensdruck zu groß ist. Und wir wollen auch keine weitergehenden Untersuchungen für Unterrödel und Meckenhausen“, machte er die Position der Christsozialen klar. Auch er regte an, in Unterrödel und in Meckenhausen mit intelligenten Lösungen die Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen.

In Unterrödel könnte man über eine kommunale Verkehrsüberwachung einiges erreichen, meinte er und regte regelmäßige Tempokontrollen an. In Meckenhausen seien die beiden rechtwinkligen Kurven im Ort das Problem, weil Lkw-Fahrer hier mit dem Motor bremsen und damit Lärm erzeugen würden. Hier könnte man mit einer innerorts geänderten Verkehrsführung Abhilfe schaffen.

Für Meier stünden weder die Eingriffe in die Natur, noch die finanzielle Belastung in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen der Umgehungsstraßen. Was die große Umfahrung von Hilpoltstein angeht, habe er selbst die Strecke von der Heidecker Straße bis zur Allersberger Straße getestet. Zu Stoßzeiten habe er hierfür sechs Minuten benötigt, ansonsten zweieinhalb Minuten. Für eine Einsparung von dreieinhalb Minuten 14 Hektar wertvolles Land zu opfern, sei in keinster Weise zu rechtfertigen. Sowohl 2. Bürgermeisterin Ulla Dietzel (CSU) als auch 3. Bürgermeister Josef Lerzer (SPD) wiesen darauf hin, dass der Großteil des Verkehrs auf dem Altstadtring „Ziel- und Quellverkehr“ sei. Von 13 600 Fahrzeugen, die bei einer Verkehrszählung im Jahr 2010 in beiden Richtungen auf dem Altstadtring täglich unterwegs waren, würden zwischen 4000 und 5000 auf eine Umgehung ausweichen, bezog sich Lerzer auf Zahlen des Staatlichen Bauamts. Demzufolge würden immer noch gut 9000 Fahrzeuge auf dem Altstadtring unterwegs sein. Statt den Verkehr massiv aus der Stadt hinauszuziehen, „sollten wir uns glücklich schätzen, dass wir noch so gute Ärzte, Einkaufszentren und Gaststätten in der Innenstadt haben“.

Rein informeller Natur

Der Stadtrat einigte sich schließlich darauf, das Thema „Umgehung“ in Bürgerversammlungen in Hilpoltstein, Meckenhausen/Sindersdorf und Unterrödel zu präsentieren. Bürgermeister Markus Mahl unterstrich aber, dass die Entscheidung der Stadtrat treffe. Insofern seien diese Veranstaltungen rein informeller Natur. Die Bürgerversammlung für Hilpoltstein findet am Mittwoch, 26. November, statt. Die Termine für die betroffenen Ortsteile müssen noch anberaumt werden. Sollte sich nach diesen Zusammenkünften zeigen, dass für Meckenhausen/Sindersdorf und Unterrödel noch spezielle artenschutzrechtliche Prüfungen notwendig seien, würde der Stadtrat darüber entscheiden.

(Weitere Artikel aus dem Stadtrat auf Seite 39)

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