"Phänomenales Ende" im Hilpoltsteiner Schützenhaus

19.2.2017, 20:10 Uhr

© Tobias Tschapka

Es ist still geworden im Hilpoltsteiner Schützenheim. 50 Minuten hatten die zehn Schützen an den Ständen Zeit, ihre 40 Schuss ins Ziel zu setzen. Die rund 40 Zuschauer dahinter verfolgten plaudernd die Ergebnisse an der Videoleinwand, bei einer Acht war ab und an ein "Ouh" zu hören, bei einer Zehn leiser Jubel. Doch nun herrscht auch hier Anspannung. Als letzte Schützin steht Barbara Strobl noch bereit. Sie braucht mehrere Zehner hintereinander, denn Günther Dengel, ihr Gegner, hat ordentlich vorgelegt. Mit 383 Ringen geht er von der Bahn, nach dem 37. Schuss liegt Strobl bei 353.

Es ist der zweite Wettkampf des Tages. Die Hilpoltsteiner, nach einigen Jahren nun wieder in der Bayernliga, der dritthöchsten Klasse, vertreten, haben sich in den vergangenen Wochen gefestigt, stehen knapp über den Abstiegsrängen. Eigentlich hätte der erste Gegner, Mitteleschenbach, der leichtere sein sollen.

Die Hilpoltsteiner schlugen sich gut, Juliane Niedermüller und Barbara Strobl dominierten, Alisa Bosch lag lange mit Franziska Ramspeck gleichauf, musste aber in den letzten zehn, 15 Schuss abreißen lassen. Moritz Bosch und Daniel Karg hatten Pech: Karg verlor mit einem Ring Unterschied, bei Bosch machte sich der Trainingsrückstand bemerkbar. Hilpoltstein verlor bei Ringgleichstand 2:3 und hatte mit Bergrheinfeld den dickeren Brocken noch vor sich.

Niedermüller trifft und trifft

"Die Welt geht nicht unter, sollten sie doch absteigen", sagt Hilpoltsteins Schützenmeister Robert Landmann zwischen den Wettkämpfen. Freilich wäre es schöner, wenn das junge Team die Liga halten könnte. Ein Schritt dorthin wäre, das Tagesziel — einen Sieg — zu erreichen. Der Weg führt über die BSG. Juliane Niedermüller beginnt routiniert, Kirstin Hemmerich hat gegen sie keine Chance. "Sie gibt der Mannschaft Sicherheit", sagt Christoph Strobl, der Mannschaftsführer. Daniel Karg daneben legt kurz vor dem Ende eine Pause ein. Er muss zwei Zehner schießen, um Sabrina Schneider stoppen zu können, will nicht wieder knapp verlieren — doch genauso kommt es.

Anja Harrer, für Moritz Bosch am Stand, zeigt mit 387 ein sehr gutes Ergebnis, muss sich aber Steffen Herdel geschlagen geben. Dafür hat Alisa Bosch keine Mühe mit Stefan Flachsenberger. Es steht Unentschieden.

Im letzten Duell hat Günther Dengel einen leichten Vorsprung vor Barbara Strobl. Je mehr Schüsse fallen, desto größer wird der Druck. "Das Schießen ist der Sport mit der am Abstand höchsten Konzentrationsleistung", sagt Alexander Heindel im Zuschauerraum. Zwischen den Schüssen fokussiere man rund halbe Minute, so kommen die Sportler am Ende auf gute 20 Minuten Höchstleistung. Heindel drückt Strobl die Daumen, doch es hilft nichts, sie trifft nur eine Acht.

"Man muss jahrelang schießen, um auf diesem Niveau zu sein", sagt Georg Klemm, ebenfalls zum Zuschauen gekommen. Er hat 1970 damit begonnen, sein Blick wandert immer wieder zur Leinwand. Bei Günther Dengel leuchtet dort ein roter Punkt auf, er markiert den zuletzt abgegebenen Schuss. Es ist nur eine Acht. Kurze Zeit später legt er das Gewehr beiseite, Strobl, die sich mehr Zeit gelassen hat, darf nun nur noch Zehner treffen, um ins Stechen zu kommen. Dass sie jünger ist als ihr Gegner, sei ein Vorteil, meint Heindel. Die älteren Schützen dächten zu viel nach. Und tatsächlich, Strobl holt auf, mit dem 40. Schuss gelingt ihr der Ausgleich. Nun geht es ins Stechen, der Sieger wird den gesamten Wettkampf entscheiden. Ganz alleine stehen die Schützen am Stand, ewig ziehen sich die Sekunden hin, dann drückt Strobl als erste ab: 10,2. Eine Sekunde später schlägt der Schuss ihres Gegners ein: 8,9.

"Wird Auftrieb geben"

Im Schützenheim hört man jetzt nur noch den Jubel der Hilpoltsteiner, Mannschaftsführer Christoph Strobl und das Team umarmen sie Siegerin. "Es ist ein phänomenales Ende", sagt Christoph Strobl zu einem der besten Saisonergebnisse seiner Mannschaft. Schon gegen Mitteleschenbach war so eine enge Kiste gewesen, nun hat die FSG das bessere Ende für sich. "Das wird uns weiter Auftrieb geben", sagt Strobl und lobt die Einzel-Leistungen seiner Schützen. "Top-Ergebnisse": Im Schützenheim ist man sich einig, heute wurde Bundesliganiveau geschossen.

Schon vorher gewonnen

Bisher habe Strobl in den Stechen nicht viel Glück gehabt, meint der Mannschaftsführer, sie sei aber im Vorteil gewesen, weil sie dorthin nachgezogen sei und der größere Druck bei ihrem Gegner war. Die Sieg-Schützin trocknet derweil ihre Tränen, die Anspannung musste irgendwie raus. "Der Druck im Stechen war gar nicht so groß wie vor dem letzten Schuss", sagt Strobl. "Das Stechen ist ein Glücksspiel, ich hatte vorher schon alles gewonnen."

Die Hilpoltsteiner haben nun noch vier Wettkämpfe vor sich. Da die Weihenzell und Hausen auf den Abstiegsplätzen verloren und Weihenzell das Duell zwischen den beiden gewann, hat die FSG vier Punkte Vorsprung. Der Mannschaftsführer glaubt nicht, dass es nochmal eng wird. Die Chancen stehen gut, dass auch in der nächsten Saison im Hilpoltsteiner Schützenhaus Bayernliga zu sehen ist.

SSV Mitteleschenbach - FSG Hilpoltstein 3:2 (1922:1922). Christian Heckel - Juliane Niedermülle 387:394; Mirjam Lindner - Daniel Karg 386:385; Franziska Ramspeck - Alisa Bosch 389:385; Juilan Schönwald - Barbara Strobl 378:381; Julia Heckel - Moritz Bosch 382:377.

FSG Hilpoltstein - BSG Bergrheinfeld 3:2 (1943:1935). Juliane Niedermüller - Kristin Hemmerich 396:389; Daniel Karg - Sabrina Schneider 391:392; Anja Harrer - Stefen Herdel 387::393; Alisa Bosch -Stefan Flachsenberger 386:378; Barbara Strobl - Günther Dengel 383:383 (Stechen: 10:8).

Ergebnisse: FSG Titting - SG Weihenzell II 3:2 (1927:1916); SV Hausen - SV Burglauer 0:5 (1869:1939); SSV Mitteleschenbach - FSG Hilpoltstein 3:2 (1922:1922); BSG Bergrheinfeld - SV Höbing 2:3 (1936:1934); SV Hausen - SG Weihenzell II 0:5; SV Burglauer - FSG Titting 3:2 (1939:1934); SSV Mitteleschenbach - SV Höbing 3:2 (1934:1919); FSG Hilpoltstein - BSG Bergrheinfeld 3:2 (1934:1935). — Tabelle: FSG Titting 1939,7 Ringe, 33:17 EP, 18:2 MP; 2. SV Burglauer 1925,4, 30:20, 12:8; 3. SV Höbing 1926,5,27:23,12:8; 4. SSV Mitteleschenbach 1917,7, 27:23, 12:8; 5. BSG Bergrheinfeld 1925,5, 26:24, 10:10; 6. KpFSG Hilpoltstein 1926,0, 21:29, 8:12; 7. SG Weihenzell 1910,0, 21:29, 4:16; 8. SV Hausen 1900,0, 21:29, 4:16.

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