Pyraser Stock-Car-Fahrer trotzen dem Schlamm

6.9.2017, 16:48 Uhr
Pyraser Stock-Car-Fahrer trotzen dem Schlamm

© Peter Nörr

Schon von Weitem ist die Rennstrecke des Pyraser Stock-Car-Teams (SCT)bei Weinmannshof zu hören. Hubraumstarke Motoren gluckern im Leerlauf oder röhren auf, wenn die Fahrer das Gaspedal durchdrücken, laute Hornsignale übertönen sie und die Rufe der Zuschauer.

Mehrere Hundert sind gekommen, um das Spektakel zu sehen, die Erfahrenen haben sich Bänke oder Bierkästen mitgebracht, um das Geschehen auf der tiefliegenden Rennstrecke hinter den Schutzwällen besser verfolgen zu können. Manche tragen Gummistiefel – nicht nur die Fahrer leiden unter dem Matsch. Das Training am Samstag ist ausgefallen, stattdessen haben die Helfer sechs Kubikmeter Wasser aus der Strecke gepumpt, sagt der SCT-Vorsitzende Ernst Leidhäusl. Trotzdem: "Die Bedingungen sind brutal."

Viele bleiben stecken

An einer Stelle steht das Wasser immer noch. Immer wieder bleiben hier Fahrzeuge stecken – dann unterbricht die Rennleitung das Rennen mit dem Signalhorn, die Streckenposten heben ihre roten Fahnen. Sofort müssen alle Fahrer anhalten und Traktoren rollen herbei, um die Autos aus dem Morast zu ziehen.

Pyraser Stock-Car-Fahrer trotzen dem Schlamm

© Tobias Tschapka

Der liegt nach den Rennen in einer dicken Schicht auf den Fahrzeugen. Händeweise schaufeln ihn Fahrer und Crews vom Blech. Es ist eine ziemliche Schlammschlacht, unter der im Crosslauf die Pyraser Fahrer Michael Schmidt und Bernd Dietz leiden. Dietz muss in der achten Runde aufgeben, wird aber als Fünfter gewertet, Schmidt fährt auf den vierten Platz.

Mit Allrad wühlen sich die Fahrer durch

Auch der Zeitplan wird gehörig durcheinandergewirbelt. So werden die Allrad-Superklassen nach vorne gezogen. Die Teams dürfen hier viel verändern, in der Eigenbau-Klasse erinnern die Wagen an Strandbuggys mit Käfigen. Sie pflügen sich durch die aufgeweichte Erde – die Hoffnung ist, dass sie die Bahn so weit festfahren, dass die anderen Klassen später, wenn der Bahndienst nochmal mit dem Radlader drübergegangen ist, starten können.

Benzingeruch wabert über die Zuschauer. Mit weit aufgedrehtem Gas rasen die Fahrer im Kreis. In dicken Klumpen schleudern die Reifen Erde in Richtung der Neugierigen. Einige Angestellte der Werkstätten der Lebenshilfe Schwabach-Roth haben es sich auf Traktor-Anhängern gemütlich gemacht. Dort sind sie sicher vor den Dreckbatzen. Jedes Jahr werden sie vom SCT zum Heimrennen eingeladen, Evi ist schon zum fünften Mal dabei. "Es ist cool, wenn die Autos crashen und der Schlamm spritzt", sagt sie. "Und man hockt nicht den ganzen Tag zu Hause." Die erhofften Überschläge bleiben aber aus – die Bahn ist zu langsam für spektakuläre Saltos.

Zur Not stehen Rotes Kreuz und die Georgensgmünder Feuerwehr bereit. Die ist hauptsächlich gefordert, um nach einem Crash Sprit oder Öl zu binden. Doch am Nachmittag hat eine Fahrerin einen Unfall. Dabei wird viel getan, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten: Die Autos müssen mit Überrollbügeln und Schalensitzen ausgerüstet sein, Gitter ersetzen die Scheiben, das Reglement schreibt Helm und Schutzanzug vor, auch wenn die Rennen wild aussehen, gelten auf der Strecke Regeln.

Mit Tape gegen den Dreck

In einigen Klassen ist das Crashen auch verboten, zum Beispiel in der Superklasse Karosserie, in der Markus Wilfer und Thomas Röthel mit ihren Sciroccos für das Pyraser SCT starten. 300 PS aufwärts bringen die Autos hier auf die Räder.

Wilfer ist im Stress. Er hat gerade noch andere Reifen für die Schlammspiele aufgezogen, nun klebt er den Lufteinlass vorne mit Panzertape ab, damit der Schlamm nicht alles zusetzt. Röthel startet von Platz zwei, Wilfer, in der Gesamtwertung führend, hat in der Auslosung Pech. Weil das Training ausgefallen ist, entscheidet der Zufallsgenerator des Computers über die Startreihenfolge und spuckt für den Georgensgmünder nur den letzten Platz aus.

Im Rennen fällt Röthel zwar schnell zurück, kann sich aber wieder auf den vierten Platz vorarbeiten. Doch kurz vor dem Ende passiert es, Röthel knallt knapp vor dem Scheitelpunkt einer Kurve in den Wall. Dreckklumpen fliegen in die Zuschauerränge, ein weiteres Auto fährt auf die Stahlplatte, die Röthel am Steuer schützt. Er klettert unverletzt aus dem Wagen, doch das linke Hinterrad hängt weg, das Rennen ist beendet. "Das steckt man weg", sagt Röthel zum Aufprall, ärgert sich aber über den Crash: "Das Gaspedal ist steckengeblieben. Ich hätte noch auf Platz drei fahren können."

Pyraser Stock-Car-Fahrer trotzen dem Schlamm

© Peter Nörr

Für Wilfer läuft es besser, vom letzten Platz fährt er auf Rang eins nach vorne. Zurück im Fahrerlager versammelt sich um sein Siegerauto eine Menschentraube, Kameras werden gezückt, als Wilfer die Motorhaube öffnet. Die Glückwünsche für ein sehr gutes Rennen erreichen Wilfer jedoch kaum, die Hände zittern, er pumpt eine halbe Flasche Spezi weg. Grund ist eine tiefe Delle im rechten vorderen Radkasten. "Eigentlich ist Crashverbot", sagt Wilfer zornig. Doch in einer Kurve hat ihn ein überrundeter Konkurrent trotzdem erwischt.

Kaum Überhol-Möglichkeiten

Vom letzten Platz aus sei es bei diesen Bedingungen beinahe unmöglich, nach vorne zu fahren, so Wilfer. "Man ist nur in der mittleren Spur schnell." Daneben bremst der Schlamm zu stark, außerdem ist die Weinmannshofer Bahn sehr eng angelegt, somit ist es noch schwieriger, zu überholen. Dementsprechend zufrieden ist er – trotz der Delle — mit seinem Rennen.

Pyraser Stock-Car-Fahrer trotzen dem Schlamm

© Peter Nörr

Auch in der Mannschaftsmeisterschaft verbaut bis 1800 Kubikzentimeter meint es der Computer nicht gut mit den Fahrern des SCT. Sie müssen das Feld von hinten aufrollen. Doch Alexander Gerner erreicht den zweiten Platz, Wilfer fährt auf Rang vier und Marco Dietz auf sechs. Röthel hat kein Glück und wird Zehnter, doch dem Team sind zehn Punkte für die Gesamtwertung sicher. Damit schafft es den Anschluss an die Plätze zwei und drei, Gaimersheim und Grünthal haben nur noch einen Punkt Vorsprung.

Nach Pause gleich Platz zwei

Nach langer Pause geht Elvira Wilfer in der Bayerischen Meisterschaft der Damen wieder mit an den Start. Aus der letzten Reihe fährt sie gekonnt auf den zweiten Platz. Auch für Carina Prütting läuft das Rennen nicht schlecht, sie kämpft sich auf den vierten Platz und holt wichtige Punkte für die Gesamtwertung, in der sie nun mit einem Punkt Rückstand Platz vier hält.

Gerner und Wilfer starten auch im Einzelwettbewerb verbaut bis 1800 Kubikzentimeter: Es wird ein Doppelsieg der Pyraser, Gerner gewinnt, Wilfer wird hinter ihm Zweiter. Zudem erreicht Wilfer Rang drei in der Klasse verbaut spezial. In der Klasse verbaut über 1800 Kubikzentimeter verpasst er knapp das Podest. Johann Gerner, alter Hase im Stock-Car-Sport, zeigt in der Klasse unverbaut über 1800ccm, dass er das Fahren nicht verlernt hat und holt sich den zweiten Platz. Sein Team-Kollege Marco Dietz wird Achter.

Der fünfte und letzte Wertungslauf der Gruppe Nord findet am 17. September in Tettenagger (Neustadt/Donau) statt. Hier wollen die Pyraser noch einmal Punkte holen und den Einzug in den Endlauf am 1. Oktober, ebenfalls in Tettenagger, sichern.

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