Realschüler lernen bei Berufswahlseminar Firmen kennen

3.2.2018, 12:00 Uhr
Beim Berufswahlseminar an der Realschule Hilpoltstein konnten sich die Schüler über verschiedene Sparten interessieren.

© Viola Bernlocher Beim Berufswahlseminar an der Realschule Hilpoltstein konnten sich die Schüler über verschiedene Sparten interessieren.

Auf viele Unternehmen und die öffentliche Hand rollt eine Pensionierungswelle zu, gleichzeitig gibt es nicht mehr so viel Nachwuchs. Da ist es für die Firmen durchaus wichtig, für sich zu werben, denn die Azubis kommen nicht mehr von selbst zu ihnen. "Woher sollen die Schüler denn auch die ganzen Berufsbilder genauer kennen, die wissen vielleicht was der Vater oder der Nachbar macht, aber das war es dann auch schon", sagt Stefan Kunz, Ausbildungsbeauftragter bei der Bundespolizei in Nürnberg und deshalb begrüßt er Veranstaltungen, wie das Berufswahlseminar an der Realschule Hilpoltstein. Allein die Bayerische Polizei braucht dringend Nachwuchs. Jedes Jahr werden 2500 Bewerber eingestellt, erklärt er den Jugendlichen in seinem Vortrag. Damit es mit diesem Beruf, der für viele noch immer ein Traumjob ist, klappt, müssen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aber auch Leistung zeigen, das macht Kunz klar. Zum Beispiel gilt es, den taffen Sporttest zu bestehen. "Für Jungs 21 Liegestützen, für Mädels sind es nur fünf", erklärt er. Die Schüler stöhnen, die Schülerinnen lachen. Ob sie das wohl schaffen würde, fragt sich sicher so manche und so mancher, denn rund 40 Prozent fallen durch. "Dass man beim Sporttest durchfällt, das verstehe ich wirklich nicht", setzt Kunz nach. Denn dafür könne man schließlich entsprechend trainieren, die erwartete Leistung sei keine Überraschung. "Viele Schüler brauchen zwei Anläufe, weil sie nicht begreifen, dass es nicht genügt, sich nur gut zu präsentieren", sagt er.

Polizei hoch im Kurs

Gerade für die Polizei interessieren sich viele Schüler. Vier Schulstunden lang stellen sich jeweils sechs verschiedene Firmen den 150 Schülern der 9. Jahrgangsstufe vor. Die Schüler dürfen je nach Interesse wählen, welche vier Vorträge sie besuchen. Die Polizei ist gleich zweimal dran. "Im ersten Vortrag waren es 80 Leute", berichtet Kunz.

Bei anderen Berufen ist es deutlich leerer. Den Vortrag über Gesundheits- und Krankenpflege, die sich wegen des ähnlichen Berufsbilds gemeinsam präsentieren, schauen sich im zweiten Durchgang deutlich weniger Schüler an. Referent Heinz Hofer erklärt den Jugendlichen plastisch, was ihm an seinem Beruf des Krankenpflegers gefällt. "Es ist toll, wenn man sieht, wie bettlägrige Menschen wieder gehen lernen", sagt er. Sein schönstes Erlebnis teilt er auch mit den Schülern: Einer seiner Patienten war querschnittsgelähmt, aber erholte sich so gut wieder, dass er hinterher sogar Tiefseetauchen lernte. Solche Wunderheilungen sind natürlich nicht alltäglich, aber grundsätzlich mache es ihm vor allem Spaß, Menschen zu helfen. Das erzählen auch die Schüler von den Berufsfachschulen für Kranken- und Altenpflege, die mitgekommen sind und aus dem Alltag in der Ausbildung viel authentischer berichten können, als jeder Lehrer.

Diese beiden Beispiele sind sehr spezifische Berufsbilder, genauso präsentieren sich aber auch verschiedene Firmen, die unterschiedliche Ausbildungsberufe anbieten. Bei Aldi etwa kann man sich sowohl zum Verkäufer ausbilden lassen als auch zur Kauffrau, zum Kaufmann im Einzelhandel oder in Bürokommunikation. Bei Leoni gibt es die Berufe Industriekaufmann/frau, Eurokaufmann/frau, Fachinformatiker und Fachkraft für Lagerlogistik, oder auch Anlagenführer und technischer Produktdesigner. Klingele hat neben den gängigen Büroberufen auch den Beruf des Packmitteltechnologen im Angebot. Ungewöhnlicher sind auch die Ausbildungsberufe bei der Firma Excella, wo man eine Ausbildung zum Chemielaboranten oder Pharmakanten machen kann. Genauso sind auch die Firmen Maas & Roos, Mangelberger und Hofmann mit kaufmännischen und technischen Berufen vertreten.

Alle Sparten vertreten

Im sozialen Bereich werden auch die Berufe Heilerziehungspfleger/in und Erzieher/in vorgestellt, ebenso sind die AOK, das Landratsamt Roth und die Nürnberger Fremdsprachenschule mit ihren Angeboten vertreten und auch die Bundeswehr wirbt aktiv um Nachwuchs.

Für die Realschüler ist das eine erste Orientierung, wie es nach der Schule weitergehen kann. Eigentlich möchte Beratungslehrer Georg Marchl damit aber noch früher anfangen und entwickelt deshalb momentan ein Konzept, wie Berufsorientierung schon an Siebtklässler herangetragen werden kann. Denn beginnen kann man damit nicht früh genug, sodass man am Ende nicht planlos da steht.

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