Regens Wagner Zell: Richtfest für ein Vorzeigeprojekt

14.10.2014, 18:25 Uhr
Regens Wagner Zell: Richtfest für ein Vorzeigeprojekt

© Foto: Beate Windisch

Dieses Fest haben sich die Bewohner des neuen Hauses nicht entgehen lassen. Gespannt verfolgen sie, wie die Zimmerer-Brüder Wolfgang und Josef Karch oben auf dem Dach ihren Richtspruch aufsagen und am Ende ein Glas zu Boden werfen. Dann geht es gemeinsam mit den Gästen zum Richtschmaus hinein ins neue Haus, das sie nächstes Jahr beziehen wollen.

Regens Wagner Zell: Richtfest für ein Vorzeigeprojekt

© Foto: HiZ-Archiv/Beate Windisch

Zwölf Gehörlose im Alter zwischen 23 und 46 Jahren werden dann in den acht Einzelzimmer-Appartements mit einer Größe von rund 45 Quadratmetern und den beiden Appartements für zwei Bewohner mit einer Größe von rund 65 Quadratmetern leben, und zwar sehr selbstständig. Ab und an wird ein Betreuer vorbeikommen, zur Sprechstunde oder auch bei Bedarf, „eine 24-Stunden-Betreuung aber gibt es nicht“, erklärt Wohnbereichsleiter Peter Münch.

Es ist ein Pilotprojekt, auf das sich die neuen Mieter in den Außenwohngruppen in Heideck und Hilpoltstein gut vorbereitet haben. Das Ziel: „Alleine leben wollen und können“, formuliert Schwester Gerda Friedel, die Leiterin der Regens-Wagner-Einrichtung, dem Bauherrn der Wohnanlage. Für dieses Projekt habe man schon viel Lob erhalten auch von staatlicher Seite, allerdings „keinen finanziellen Zuschuss“.

Stattdessen gab es einen Haufen Probleme, und zwar schon vor dem eigentlichen Baustart. Der sollte ursprünglich bereits im Frühjahr 2013 sein. Doch wie berichtet ließ aus Denkmalschutzgründen die Genehmigung für den Abriss des alten, schon lange leerstehenden Hauses auf dem Grundstück auf sich warten. Von einem „20 Monate dauernden Ping-Pong-Spiel“ sprach Schwester Gerda beim Richtfest, dann erst lag die Abrissgenehmigung endlich vor.

Mit einer Auflage, die den Bauherrn inzwischen laut Schwester Gerda rund 50 000 Euro gekostet hat. Bevor der Neubau losgehen konnte, wurde auf dem Areal erst mal gegraben nach Mauerresten und Fundstücken aus der Zeit der ersten Bebauung, die auf das 15. Jahrhundert zurückdatiert wird. Die Ergebnisse der Grabungen „liegen aber noch nicht vor“.

Von einer „schwierigen Anfangszeit“ sprach denn auch Architekt Klaus Thanner. Jetzt aber laufe alles bestens, lobte er nicht zuletzt auch die Baufirma Englmann aus Berching, die seit dem Sommer im Einsatz ist.

Doch auch wenn die Grabungen „für uns auch finanziell eine riesige Hürde waren“, vom Projekt selbst ist Schwester Gerda fest überzeugt. Mitten im Herzen von Hilpoltstein werden die Gehörlosen zukünftig wohnen und teilhaben am Leben in der Stadt, „das ist Inklusion pur“. Daher waren zum Richtfest selbstverständlich auch die neuen Nachbarn eingeladen. Die Zahl der Plätze, die Regens Wagner insgesamt in Hilpoltstein anbietet, steigt durch die Wohnanlage übrigens nicht. Vielmehr werden in den Außenwohngruppen Plätze reduziert.

Pfingsten sollen die neuen Räume bezugsfertig sein. Dann wird Regens Wagner in den Bau fast 1,5 Millionen Euro investiert haben. Und die Appartements seien so schön, da würde sie selbst gern einziehen, zeigte sich Schwester Gerda fast ein bisschen neidisch. Weil die Wohnungen aber ja alle schon vergeben sind, „werde ich bestimmt oft zu Besuch kommen“.

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