Regionalkonferenz Roth: Gemeinsam in die Zukunft

3.7.2014, 18:53 Uhr
Regionalkonferenz Roth: Gemeinsam in die Zukunft

© Claudia Wenig

Die Besucher hatten sich von Landrat Herbert Eckstein nicht lange bitten lassen, um dessen Wunsch nachzukommen, sich im Denken und Handeln auf Neues einzulassen. Leader biete die Chance, die große Vielfalt des Landkreises und seiner Menschen „sichtbar“ zu machen, Konturen zu schärfen, Bestehendes zu verbessern und Netzwerke zu verdichten.

Zum Hintergrund: Das Leader-Förderprogramm, aufgelegt durch die EU, will gerade den ländlichen Raum in seiner wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung stärken. Anfang der 2000er Jahre war der Landkreis mit dem Großteil seiner Gemeinden „eingestiegen“. Allein in den vergangenen sechs Jahren wurden rund 50 Projekte im Wert von über fünf Millionen Euro verwirklicht; darunter beispielsweise der Leerstettener Dorfladen, das Fünfbronner „Gruschdl-Cafe“ oder die Ausschilderung des Gredl-Radwegs.

Nach sechs Jahren endet eine Förderperiode und eine Förderregion muss sich auf Grundlage eines Entwicklungskonzeptes neu um EU-Fördergelder bewerben – als eine von insgesamt rund 60 bayerischen Förderregionen! Qualität zahlt sich also aus, wenn das Strategiepapier, wohin und mit welchen konkreten Vorhaben sich eine Region bis zum Jahr 2020 entwickeln will, überzeugt.

An diesem Punkt steht nun der Landkreis mit seinen Gemeinden, die sich speziell für die Leader-Arbeit zum Verein „ErLebenswelt Roth“ zusammengeschlossen haben. Marschroute war von Anfang an, etwas für die Menschen in dieser Region zu tun – und es mit ihnen zu tun. Nur: Wer weiß, was für diese am besten ist? Wer bestimmt, wie sich die Lebensqualität vor Ort zum Positiven verändern lässt? „Dazu sollten man sie am besten selbst fragen“ – genau das war die Grundidee für die erste landkreisweite Regionalkonferenz. Die gute Resonanz von über 100 freiwilligen „Mitdenkern“ auf diese Premiere überraschte die „Produzenten“ am Dienstagabend im Rother Förderzentrum angenehm. Und erst Recht das Ergebnis. Denn nicht zuletzt besagter Stapel an bunten Merkzetteln waren nach dem kreativen wie kommunikativen Abend sichtbarer Beweis dafür, dass die „Denkfabrik“ auf Hochtouren gearbeitet hat.

Das Besondere daran war die Mischung derer, die gekommen waren: Der konventionell arbeitende Landwirt Seite an Seite mit dem bekennenden Naturschützer; Menschen mit und ohne Handicap im lockeren Dialog, dazu generationsübergreifende Diskussionsrunden im kleinen Kreis. Das „Mitmach“-Konzept des Organisationsteams um Vorstandsvorsitzenden Böckeler und ErLebenswelt-Geschäftsführerin Nadine Menchen ging voll auf. Zusammen mit Landrat Herbert Eckstein hatte das Trio die rund 120 Besucher zur Einführung offensiv dazu aufgefordert, ruhig „quer“ zu denken, sich auf „Neues einzulassen“. Sie alle waren sich darin einig, dass der Landkreis in den vergangenen Jahren in Sachen „Leader“ eine gute Basis geschaffen habe, auf die sich jetzt weiter aufbauen lasse. Aber wie?

„Was wir brauchen, sind Realutopien“, so Böckeler. Also „realisierbare Ideen, die – noch – Zukunftsmusik sind“. Damit sie es nicht bleiben, hat die „ErLebenswelt“ mit Geoplan ein Bayreuther Büro für Stadt- und Regionalentwicklung mit ins Boot geholt, das den Leader-Prozess in den nächsten Monaten fachlich begleiten wird.

Nach der fachlichen Auswertung der Regionalkonferenz werden im Herbst weitere, kleinere Diskussionsrunden für die einzelnen Gemeinden angeboten. Daraus entsteht das Bewerbungsschreiben für Brüssel, das aufzeigt, wohin sich der Landkreis bis zum Jahr 2020 entwickeln will.

Der Grundstein ist seit Dienstag gelegt: Unterteilt in die vier Themengebiete: Tourismus, Kultur, Freizeit und Naherholung; Landwirtschaft, regionales Gewerbe, Energie; Natur und Umwelt; Demografischer Wandel, Jugend, Migration und Inklusion durften und mussten die Besucher nach der motivatorischen Einstimmung nämlich selber ran an die „Arbeitsstationen“.

Ob die Einführung von „Streuobstbaum-Paten“, oder der Ruf nach bisher im Landkreis noch fehlenden Begegnungsstätten für Menschen mit Handicap, für Senioren und Demenzerkrankte; ob der Vorschlag für Kanu-Umstiege entlang des Rednitz-Ufers oder der Wunsch nach einem Rothsee-Musik-Festival; ob die Anregung, auf dem Heidenberg eine Holz-Aussichtsplattform zu errichten oder die generelle Forderung nach einer besseren Unterstützung für ökologische Belange – alles war erlaubt. Landrat Herbert Eckstein und Vereinsvorsitzender Bernhard Böckeler betonten unisono: „Sie zeigen mit Ihrem Engagement, dass Sie bereit sind, mit uns die Zukunft zu gestalten.“ Und: „Denken Sie weiter mit!“

Ansprechpartnerin ist ErLebenswelt-Geschäftsführerin Nadine Menchen, Landratsamt Roth, Telefon (0 91 71) 81-40 20; E-Mail: info@erlebenswelt-roth.de — Sie nimmt (per E-Mail) weitere Anregungen für Leader-Projekte auf.

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