Rittersbach: Anton schaut auf die Spaziergänger

8.5.2017, 17:52 Uhr
Rittersbach: Anton schaut auf die Spaziergänger

© Foto: Irene Heckel

Die Skulptur ist sichtbares Zeichen für dieses Ereignis im Georgensgmünder Ortsteil. Cool und lässig lehnt der 2,4 Meter hohe und rund zwei Tonnen schwere Anton aus hellem Jurakalkstein an seinem urigen Fahrrad und schaut auf die vielen Spaziergänger, Jogger und Radler, die täglich bei ihm vorbeikommen.

Dass er dabei ein wenig nostalgisch wirkt, hat seinen Grund. Denn als sich die Bildhauerin Verena Reimann auf der Suche nach einem "Motiv" für ein Kunstwerk mit der Rittersbacher Historie beschäftigte, entdeckte sie ein Foto aus dem Jahr 1906 mit den honorigen, festtäglich gewandeten Herren des Velociped-Vereins mit ihren Fahrrädern. Das ist es, fand sie, und die Rittersbacher bestätigten in einer Abstimmung ihren Vorschlag, eine Nachbildung dieser Herren zu fertigen.

Unter den Händen des Stahlbildhauers Hermann Drescher entstand das Fahrrad. Aber der Gedanke, dass es eine Klingel am Lenker braucht, ließ ihm keine Ruhe, bis er das passende Modell erfunden und gebaut hatte. Kaum jemand, der beim Radsherrn anhält, kann der Versuchung widerstehen, sie mal auszuprobieren. Die stabile Bodenplatte spendete Gerald Müller von der Firma MEM. Helmut Volkert, bei dem am Dorffest die Fäden zusammenliefen, berichtete vom Werdegang des Radsherrn von der ersten Idee bis zum abschließenden Fest. Sein Dank galt den Helfern und den Rittersbacher Landfrauen für das Kuchenbuffet, die Künstlerin überraschte er mit Blumen.

"Was war denn vor genau 200 Jahren und was hatte das mit einem Vulkanausbruch zu tun? " wollte Verena Reimann wissen und löste das Rätsel gleich selbst: In Indonesien brach 1816 der Vulkan Tambora aus und bescherte unter anderem Teilen von Europa verheerende Ernteausfälle und Elend. Es fehlte jahrelang an Nahrung für die Menschen, von Futter für Zug- und Reittiere ganz zu schweigen. In diesen Notzeiten erfand Karl von Drais seine Laufmaschine und meldete sie 1817 zum Patent an. Am 12. Juni 1817 unternahm er von Mannheim aus die erste dokumentierte Ausfahrt mit seiner neuen Erfindung.

Blickkontakt zum Dorf

Bürgermeister Ben Schwarz dankte allen Beteiligten für die Initiative zu Dorffest und Skulptur. "Wann immer ich auf der begleitenden Staatsstraße 2224 unterwegs bin, sehe ich den Radweg bevölkert. Er verbindet Georgensgmünd und Rittersbach noch enger und der Radsherr wurde in wenigen Monaten ein markanter Blickfang an der Strecke. Was er sich wohl denken würde anlässlich der vielen Menschen im Radlerdress, der tollen Räder und der Geschwindigkeit, mit der der Verkehr an ihm vorbei rauscht?" fragte sich der Bürgermeister.

Verena Reimann freute sich, dass der Radsherr nun seinen Platz mit Blickkontakt zum Dorf und zum Kirchweihbaum gefunden hat. Er solle alle daran erinnern, zusammenzukommen, anzuhalten, abzusteigen und gemeinsam zu feiern, wünschte sich die Künstlerin. Für musikalische Unterhaltung wird bei einer dieser Veranstaltungen im Dorf bestens gesorgt sein, denn der Bürgermeister überreichte unter dem Beifall der Gäste als Geschenk der Gemeinde einen Gutschein für einen Auftritt des Blasorchesters Georgensgmünd.

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