Robillard begeistert auf den Bluestagen mit ruhigen Tönen

23.3.2015, 09:12 Uhr
Robillard begeistert auf den Bluestagen mit ruhigen Tönen

© Hans von Draminski

An sich hätte der große alte Mann der weißen Bluesgitarre schon im letzten Jahr sein Festivaldebüt in Roth geben sollen. Damals brach der gefragte Session- und Solokünstler sich allerdings auf dem Heimweg von einem Auftritt die Hand, was den an sich flinkfingerigen Saitenzauberer, dessen Spezialität die röhren-verstärkte Stromgitarre der ersten Nachkriegsjahre ist, eine ganze Weile außer Gefecht setzte.

Wer sich schon Sorgen um Duke Robillard, den hiesige Bluesfans vor allem vom „alten“ Wendelsteiner New Orleans Festival kennen, machte, darf aufatmen: Der Mann mit der Brille und dem unverwechselbaren Schlapphut hat das schnelle, zwingende Gitarrenspiel nicht verlernt, bei seinem Auftritt in der Kulturfabrik kommen die Läufe aus der Stratocaster so zwingend und virtuos wie eh und je. Einen Innovationsrekord wollen Robillard und seine Band – Bruce Bears am Keyboard, Brad Hallen am Bass und Marc Teixeira am Schlagzeug – gleichwohl auch mit dem aktuellen Album „Calling All Blues“ nicht brechen.

Robillard trifft Nostalgienerv

In Roth frönt Duke Robillard sowieso über weite Strecken lieber seinem Faible für diverse Anverwandte des Blues, schwelgt in Rockabilly und Swing, wie sie auch 1960 gespielt wurden: ein Fest für jene, die mit den intensiven Energieausbrüchen des Bluesrock eher weniger anfangen können. Was nicht heißt, dass das Gefühl hier zu kurz käme. Dennoch dominiert der Eindruck, dass Duke Robillard und Co. mit ihren entspannten, locker dahin fließenden Nummern eher den Nostalgienerv ihrer Zuhörer ansprechen wollen als ihre Tanzmuskeln zu fordern. Soll heißen, dass man zu dieser Musik ganz wunderbar die Füße hochlegen und den Alltagsstress vergessen kann.

Die Füße wippen wie von selbst, man schnippt mit und auch gelegentliches Mitklatschen ist erlaubt. Aber eigentlich sind es die Blauen Noten des Jazz, die diesem Abend seine eindeutige Färbung geben. Duke Robillard hat ganz eindeutig beschlossen, seine Seelenklänge und seine Tagesstimmung mit dem Bluestage-Publikum zu teilen. Dass dies bisweilen auf eine Reverenz an den Modern Jazz, eine Huldigung an die Jazzgötter der Nachkriegszeit von Miles Davis bis Chet Baker, von Dexter Gordon bis Bill Evans hinausläuft, nimmt Robillard billigend in Kauf, wenn er sich mit der Gitarre weg träumt aus der Sphäre eindeutiger stilistischer Zuordnungen und dogmatischer Diskussionen.

Hier ist alles erlaubt, was weich wie frisch geschlagene Sahne in die Gehörgänge fließt. Eine Erholungskur, ehe es bei den Bluestagen wieder deutlich heftiger zur Sache geht – die alerte Funk-Göre Nik West wartet schon, es am heutigen Dienstag in der Kufa kräftig krachen zu lassen...

Keine Kommentare