Roboter und Menschen verschmelzen

27.6.2016, 18:10 Uhr
Roboter und Menschen verschmelzen

© Foto: Unterburger

Die Schwabacherin Sabine B. Reimann (SAN-ARTS) gehört seit Juni durch ihr „Atelier im Schlachthaus“ zur Rednitzhembacher Kunstszene. Sie präsentiert Reliefs, die farbig gestaltete „Kopf-Masken“ zeigen und Fragen der Veränderung des Menschen durch Zeit und Raum aufwerfen. „Gefühle und Wesenszüge prägen sich als Gesichtslinien ein und selbst Roboter werden zunehmend menschenähnlicher“, interpretierte Laudator Norbert Mager bei der Vernissage in der Galerie des Kunstvereins „Spectrum“ Reimanns Maskenbilder.

In der Ausstellung Transitus II widmet sich Sabine B. Reimann dem „Kopf“ und der Verfestigung von Gefühlen und Wesenszügen als Linien, Falten und Verwerfungen in der Landschaft des Gesichtes. „Sie modelliert souverän mit Gips und Gewebe und gestaltet durch zahlreiche Farb- und Metallschichten die Oberflächen“, erklärte Norbert Mager. So entstehen geheimnisvolle, in die Tiefe gehende Strukturen, die trotz eines gewissen Ernstes die Schönheit und Rätselhaftigkeit des Lebens im Antlitz der Masken deutlich machen.

Die Überlegungen der Künstlerin kreisen um die existentiellen Fragen: Wandelt sich der Mensch zum Roboter oder nähern sich die Roboter durch ihre immer größere Ähnlichkeit dem Menschen stärker und stärker an? Wie wird dann die Akzeptanz dieser beiden sein? Auch durch den unterschiedlichen Lichteinfall im Tagesablauf verändern sich die Ansichten und Ausdrucksweisen der Gesichter.

„Bereit und herausfordernd zu einem Dialog sehen diese Maskenporträts — geradezu aus ihrem Rahmen herausbrechend — auf die Betrachter“, hob Laudator Norbert Mager hervor. „Schau mich an! Erkennst du mich nicht?“, scheinen die Masken dem Betrachter zuzurufen. Wer sich auf diesen stummen Dialog einlässt, wird viel über sich selbst erfahren.

Begleitet werden die Bilder von Zitaten, die ihnen ihre Namen und damit die Wertschätzung geben. „Alle Menschen sind eins. Sie unterscheiden sich durch den Namen, den man ihnen gibt“, sagt Buddha. Und Schopenhauer stellt fest: „Bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt.“ Das Verständnis der Menschen füreinander zu wecken und zu stärken ist das Ziel, das die Künstlerin Sabine B. Reimann mit ihren Arbeiten erreichen möchte.

Reimann hat auch vier „Betonköpfe“ ausgestellt. Aus ihrer eigenen Lebensgeschichte heraus beschäftigt sie sich mit dem notwendigen aktiven Anteil des Menschen an der Akzeptanz und Mitgestaltung des Wandels einer sich stetig verändernden Gesellschaft und Welt. Norbert Mager: „Die Beton-Köpfe stehen im doppelten Sinn als Herausforderung eines jeden von uns, das Leid der eigenen Vergangenheit zu spüren und zu akzeptieren, um Mitgefühl und Mitleid für das Leiden der Anderen zu empfinden.“

Reinhold Gschmeißner hält in seinen Arbeiten die Schönheit und den Verfall von baulichen Elementen fest. Diese Aspekte stehen bei ihm im Vordergrund. „Bildformende Oberflächen sind überall und begleiten uns unser ganzes Leben“, meinte Laudator Mager. Sie seien Zeitzeugen und erzählten uns Geschichten vom Werden und vom Vergehen.

„In seinen Bildern spürt der Künstler der Aura dieser Orte nach“, so Mager weiter, „er ergründet Spuren und Oberflächen ihrer mit Patina überzogenen Sujets und setzt deren Ästhetik in Szene, um die Stadien des Verfalls und den Reiz des Vergänglichen festzuhalten.“

Experimentell konkret bis hin zum Abstrakten und Grafischen setzt Reinhold Gschmeißner Farben, Pappe, Fundstücke und andere Dinge collagenartig in Szene. Er führt den Betrachter an Orte, die ihn inspirieren. Seine Bildfindungen liegen stets Motive zugrunde, die ihm Impulse geben und die er fotografisch festhält. Die Fotos dienen ihm als Brücke zur malerischen Umsetzung. „Seine Bilder sind Poesie“, brachte es der Laudator auf den Punkt, „eine Poesie der Schönheit des Vergänglichen.“

Die Ausstellung „Transitus II“ ist geöffnet bis zum 21. Juli, jeweils donnerstags von 14 bis 18 Uhr.

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