Roth: 20 neue Landschaftspfleger

21.11.2018, 16:12 Uhr
Roth: 20 neue Landschaftspfleger

© Foto: Jürgen Leykamm

Am letzten Kurstag in Kammerstein-Oberreichenbach hieß es, sich beim gemeinsamen abschließenden Essen darüber zu freuen. "Landschaft anpacken – Handarbeit in der Landschaftspflege" heißt jene Bildungsmaßnahme, zu deren Teilnahme der Verband in diesem Jahr aufgefordert hatte. Der Optimismus hielt sich dabei in Grenzen. Im Gegenteil: "Wir hatten schon befürchtet, mit lediglich fünf Teilnehmern das Projekt durchziehen zu müssen", so Nicole Menzel vom LPV.

Doch nach einigen Presseveröffentlichungen sah die Welt plötzlich ganz anders aus. Es hagelte Anfragen aus den anvisierten Landkreisen Ansbach, Roth und Weißenburg-Gunzenhausen. 20 Anmeldungen konnten berücksichtigt werden, 50 waren es insgesamt. Deswegen soll nun 2019 ein weiterer Kurs stattfinden, der aus Mitteln des Bezirks sowie des Freistaats gefördert wird. Für die, die jetzt ihren Abschluss feiern durften und wohl auch für die, die ihn nächstes Jahr anstreben, gilt: "Sie sind mit Herz dabei und wollen sich auch engagieren", zeigt sich Menzel erfreut.

Dabei kann die Arbeit richtig anstrengend sein: Es gilt Steilhangflächen zu mähen, Magerrasen oder Hecken zu pflegen oder auf stark vernässten Wiesen zu arbeiten. Und all dies ohne Maschinen. Dass dies trotzdem so gut ankommt, habe im Vorfeld auch den Leiter der Triesdorfer Landmaschinenschule Norbert Bleisteiner verwundert, wie Menzel verrät. Denn er kenne eher andersrum die Nachfragen junger Landwirte bezüglich der Möglichkeiten, in möglichst vielen Bereichen manuelle Tätigkeiten durch maschinelle Einsätze ersetzen zu können.

Theorie und Praxis

In Triesdorf fand auch der theoretische Teil des insgesamt sechstägigen Seminars statt, das sich im Rahmen eines halben Jahres in drei Teile gliederte. Zum Üben ging es an den Praxistagen (jeweils am Tag nach dem Schulbesuch) auf die Frankenhöhe, ins Wiesmeth – oder eben nach Oberreichenbach. Dort pflanzten die Teilnehmer am letzten Tag Obst- und Laubbäume und legten eine Hecke an. All dies auf der Streuobstwiese von Stefan Leinberger, der sich selbst gerade zum Baumwart ausbilden lässt und sich als freiberuflicher Handwerker seine Brötchen verdient. Die berufliche Streuung der Kursteilnehmer ist generell sehr weit. Ob Landwirt im Nebenerwerb oder Metzger – das Interesse kam von vielen Seiten.

Stellvertretend seien genannt: Tanja Westenacher aus Colmberg-Auerbach (sie studiert gerade Umweltingenieurswesen), Günther Hüttinger aus Pappenheim-Bieswang (sucht in Altersteilzeit bei einer Bank eine Nebenbeschäftigung) und Ralf Krawatzek aus Abenberg-Wassermungenau (beschäftigt sich hauptberuflich mit der EDV für Lohn- und Gehaltsabrechnungen). Er selbst habe aber "Bauer gelernt", erklärt er in Oberreichenbach.

Zurück zu den Wurzeln

Dort geht es also "zurück den Wurzeln". Zum Beispiel zu denen von Linde oder Gravensteiner Herbstapfel, die hier gepflanzt werden. "Den Veredelungspunkt zehn Zentimeter über den Boden ansetzen", erklärt Leinberger dabei. Alle hören aufmerksam zu und setzen das Gehörte sofort um. "Einige der Teilnehmer sind bereits aktiv geworden", ist Menzels LPV-Kollegin Stefanie Haacke über das große Engagement erfreut, das sich über alle drei Landkreise erstrecke.

Die Gemeinden verfügten nun über einen vergrößerten Pool an Personen, die neben ihrer Einsatzfreude nun auch noch Können und Wissen dazu mitbrächten. Die Vergütung der Betroffenen erfolgt übrigens nach Maschinenringsätzen. "Wir haben endlich wieder mehr Praktiker!" atmen Haacke und Menzel gleichermaßen auf. Auch Kammersteins Gemeinderatsmitglied Jürgen Götz (CSU) weiß das zu schätzen. So blieben auch die Wertschätzung der Kulturlandschaft, sie selbst sowie das Wissen um deren Zusammenhänge erhalten, bekunden die drei.

 

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