Roth: Abenberger Höhe wird ein Wohngebiet wie jedes andere

19.12.2018, 16:15 Uhr
Roth: Abenberger Höhe wird ein Wohngebiet wie jedes andere

© Plan: Institut für Energietechnik

Nach mehr als zwei Stunden ausführlicher Vorstellung mehrerer möglicher Modelle für Wärme- und Stromversorgung sowie teils heftig geführter Diskussion kamen drei verschiedene Vorschläge auf den Tisch, keiner erhielt eine Mehrheit. Das Ergebnis: "Ein Baugebiet wie jedes andere, auf dem jeder wieder nur sein Ding macht", fasste der enttäuschte Bürgermeister zusammen.

Ob man "nur" ein zentrales Wärmenetz für die 216 Wohneinheiten im ersten Bauabschnitt installieren will oder eine ganze "Kundenanlage", die sowohl Strom als auch Wärme erzeugt und verbraucht: Laut Prof. Dr. Markus Brautsch vom Institut für Energietechnik ist ein zentrales Energieversorgungssystem für das neue Baugebiet auf jeden Fall wirtschaftlich interessant – wenn genügend Haushalte daran angeschlossen sind. "Aber wenn nur jeder Dritte mitmacht, dann fassen Sie das nicht an! Dann kann es zum wirtschaftlichen Fiasko werden." Also sei die Verpflichtung zum Bauen in den nächsten Jahren die Lösung, hatte die Stadtverwaltung in ihren Beschlussvorschlag eingepflegt.

Doch die Stadträte hatten nicht nur dazu Fragen: Richard Radle (die Grünen) sah den Fokus zu sehr auf dem Verbrauch von Energie statt auf deren Einsparung. Außerdem hätten die Anwohner zu wenig Möglichkeit, selbst (zum Beispiel mit einer PV-Anlage) Strom zu erzeugen. Doch, die Möglichkeit gebe es in fast jeder der berechneten Varianten, wies Brautsch auf die Modelle hin.

Für Sonja Möller (Freie Wähler) schien die Wärmeerzeugung mit Pelletskesseln "nicht mehr zeitgemäß". Wenn dort in fünf Jahren gebaut wird, müsse man Energie doch eher aus Bio-Abfällen gewinnen. Siegfried Schwab (Wählergemeinschaft) konnte sich nicht damit anfreunden, dass "ein Kachelofen dann Gift ist", und Dr. Edgar Michel (SPD) sah das Problem darin, dass "die Stadtwerke der Betreiber der Anlage sein können, aber nicht müssen", also ein rein kommerzielles Unternehmen "forever" die Hand auf der Energieversorgung haben könnte.

Ganz grundsätzliche Kritik kam von SPD-Sprecher Andreas Buckreus, der der Stadtverwaltung ein "etwas unglückliches Vorgehen" bei der Gewinnung der Grundstücke für das Gelände vorwarf: "Einige Anwohner sind sehr unzufrieden." Bisher gehöre nur knapp ein Drittel der Flächen der Stadt – anders als beim Leoni-Gelände, wo die Stadt komplett Eigentümer ist.

Angesichts dieser Situation sei er nicht sicher, ob ein Bauzwang das richtige Instrument sei. Buckreus: "Es sieht aus, als ob die Eigentümer mit der kommunalen harten Hand dazu gebracht werden sollen." Seine Folgerung, bei der er mit seiner Fraktion auch blieb: "Wir sind gegen den Bauzwang und müssen deshalb auch gegen die zentrale Energieversorgung stimmen – so nachvollziehbar und sinnvoll sie ist."

"Fast beschämend" nannte es daraufhin Bürgermeister Ralph Edelhäußer, wie Buckreus "das tolle Wohngebiet madig macht und schlecht redet". Und Stadtbaumeisterin Lydia Kartmann rechnete nochmals vor: "Wir haben mit allen Eigentümern Einzelgespräche geführt, wir haben zu drei Anwohnerversammlungen eingeladen", und das Herangehen an die Entwicklung des Gebiets mit einem Rahmenplan sei "vorbildlich" und "geordnet" gewesen.

Die innovative alternative Energieversorgung "steht Roth gut an", ergänzte sie, die habe man übrigens aus einem SPD-Antrag übernommen.

Eine Alternative brachte schließlich CSU-Fraktionssprecher Daniel Matulla ins Spiel: Das Konzept halte er für sehr gut, lediglich vor dem Bauzwang würden wohl einige Ratsleute zurückschrecken. Ob die Wirtschaftlichkeit des zentralen Energiekonzepts auch erreicht werde, wenn es nur im Kern des Gebiets, also für die günstigeren Mehrgeschossbauten vorgesehen werde?

Diese Möglichkeit goss man dann in einen zweiten Beschlussvorschlag, gekoppelt aber an einen "fiktiven" Anschlusszwang. Doch Karl Schnitzlein (Freie Wähler) schlug noch eine dritte Variante vor, die eigentlich gar nicht Thema der Debatte gewesen war: Einen Bauzwang halte er – in Erinnerung an langjährige Lücken in anderen Baugebieten – für richtig. Ein Anschlusszwang an die Energieversorgung sei jedoch nicht nötig.

Also gab es nach mehr als zweistündiger Behandlung des Themas drei Vorschläge (obwohl der Stadtplanungsausschuss schon mit knapper Mehrheit eine Empfehlung für zentrale Energieversorgung und Anschlusszwang ausgesprochen hatte). Der erste, also ursprüngliche Verwaltungsvorschlag für zentrale Energieversorgung mit einem Zwang zum Bauen in einer noch nicht näher bestimmten Zeit erhielt nur sechs Ja-Stimmen.

Dem zweiten Vorschlag – ohne Bauzwang – war aber auch keine Mehrheit beschieden: 14 Stimmen gegen 17 reichte nicht aus. Und die dritte Abstimmung über Bauzwang ohne Energieanschlusszwang blieb mit acht Ja gegen 23 Nein-Stimmen ebenfalls erfolglos.

"Sehr, sehr schade", nannte Bürgermeister Edelhäußer das Ergebnis. Er war nicht nur enttäuscht über das Scheitern der nachhaltigen Versorgung für ein modernes Wohngebiet, sondern auch von "dem Bild, das wir nach außen tragen".

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