Roth: In knallroten Schuhen zum modernen Stadthotel

26.4.2018, 17:30 Uhr
Roth: In knallroten Schuhen zum modernen Stadthotel

© F.: Gsänger

Eine schwierige Entscheidung sei es schon gewesen, familienintern habe man viel diskutiert, bis der Entschluss stand, gesteht Hans Rudolf Wöhrl, der in der früheren Damenabteilung des Modehauses Wöhrl, also auf historischem Boden steht, aber vor dem Logo der Hotel-Kette Dormero. Doch es sei die richtige Entscheidung gewesen, aus dem leerstehenden Gebäudeteil ein Hotel zu machen, nachdem das Haus "unter der Leitung meines Bruders leider nicht mehr ganz so erfolgreich war" und die Rother Filiale sogar ganz geschlossen werden musste.

Der Bürgermeister habe ihn mit intensiver Überzeugungsarbeit dazu gebracht, seiner Stadt "etwas zurückzugeben". Hier hat er als Kind gelebt, hier haben seine Eltern nach dem Krieg wieder neu angefangen.

Überzeugen konnte er dann auch seinen Sohn. Dr. Marcus Maximilian Wöhrl, der mit Dormero die "schnellstwachsende Hotelkette Deutschlands" gegründet hat und betreibt (18 fertige und 13 Häuser im Bau), will im ersten Quartal 2019 an den Start gehen mit dem Konzept von "lifestyle, modern, verrückt". Investiert wird laut Marcus Wöhrl ein "hoher einstelliger Millionen-Betrag", geboten werden in dem Vier-Sterne-Superior-Haus dann 68 Zimmer nicht nur für Triathlon-Liebhaber, sondern auch für Touristen und Business-Reisende — mindestens 140 Tagungsanfragen habe man bereits für 2019 — dazu ein Restaurant mit Namen "Zum roten Eichhörnchen" und vielleicht irgendwann Außengastronomie, wenn eine Garage auf dem Platz vor dem Eingang weicht.

Die Entscheidung für den Umbau zum Hotel sei vor allem deshalb schwierig gewesen, erinnert sich Wöhrl bei der Baustellen-Pressekonferenz auf staubigem Betonboden zwischen roten Absperrbändern, weil das Gebäude ja nicht gerade prädestiniert sei für die Umwidmung zum Übernachtungsquartier. Aber der Nürnberger Architekt Michael Röder habe die "Quadratur des Kreises" geschafft und das Zimmerkonzept fast komplett nach innen ausgerichtet — mit den Fenstern großteils zu einem Innenhof, so dass trotz der Lage an der Straße Ruhe garantiert sei. Mit dem LED-Beleuchtungskonzept von Dormero könne überdies jeder Gast je nach Stimmung sein eigenes Licht- und Farbenspiel wählen. So sei aus der Not eine Tugend gemacht worden.

Für Wöhrls Vision einer "Kultur- und Kongressstadt" begeistert sich auch der Rother Bürgermeister Ralph Edelhäußer, der trotz seiner regelmäßigen Einkäufe im Hause Wöhrl das Ende der Filiale nicht aufhalten konnte. Jetzt spricht er von einem Glücks- und Feiertag, an dem "wir alle stolz und dankbar sein können", dass die Firma Tetris (die familiengeführte Eigentümerin des Gebäudeteils) Mut zum Risiko beweise und die Gelegenheit beim Schopf packe. Für Roth, so hofft er, werde mit frischem Wind und jungen Ideen die Negativspirale durchbrochen.

Der Bürgermeister spinnt weiter am Ideenfaden: Durch den Abriss der Stadthalle fehlt ja Veranstaltungsraum, vielleicht könne man mit Hotelbetreiber und dem neuen Eigentümer der restlichen Valentin-Passage einen "Re-Start" für Roth erreichen. Auf das "rauschende Fest" zur Eröffnung freut er sich jedenfalls schon jetzt.

Streicheleinheiten für die Rother gibt es dann von Wöhrl junior, der — ebenso wie die künftige Leiterin des Hauses Michelle Lichter — zum schwarzen Outfit knallig rote Schuhe trägt. Er lobt die tolle Zusammenarbeit mit der Stadt und allen Beteiligten (auch mit den Geldgebern), berichtet von Firmen, wie Siemens und Adidas, die schon Tagungsräume buchen und sich darauf freuen, in Roth tagen zu können. Kosten werde das Zimmer im Schnitt 80 Euro, eine Auslastung von 70 bis 80 Prozent strebe man an und sei auch zuversichtlich, diese Zahlen zu erreichen. Wenn nicht, müsse schon die gesamte Kette schwanken, "bevor wir hier ausziehen". Außerdem habe er einen 20-Jahres-Pachtvertrag unterzeichnet, "den wollen wir auch einhalten".

Neu neben der innerfamiliären Wöhrl-Konstellation ist ein Nordlicht: Michelle Lichter (24) stammt aus Braunschweig, übt aber fleißig fränkisch und wird das Haus mit Eröffnung als "jüngste Hotelmanagerin Deutschlands" leiten. "Sehr, sehr liebe Menschen" habe sie hier kennengelernt, sagt die noch stellvertretende Chefin des Dormero-Hotels Reichenschwand, die sich sprachlich schon "a weng" anzupassen versucht. Aber: "Im Moment ist verstehen noch leichter als sprechen."

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