Roth: Joe Louis Walker hat den Blues im Blut

29.3.2017, 14:25 Uhr
Roth: Joe Louis Walker hat den Blues im Blut

© Foto: Hans von Draminski

"Everybody wants a Piece" hat der Saitenmagier seine aktuelle CD betitelt. Und er meint damit das Stück vom Kuchen, den Platz an der Sonne, jenes Quäntchen Glück, das allen Menschen zusteht. Einen kräftigen Hauch davon verbreiten Walker und seine Begleitmusiker – Murali Coryell an der Gitarre, Lenny Bradley am E-Bass und Byron Cage am Schlagzeug – in den viel zu kurzen anderthalb Stunden ihres Festival-Auftritts in Roth.

Der mehrfach preisgekrönte Blueser Joe Louis Walker ist alles andere als ein Blues-Dogmatiker, er greift gerne auch in andere Stil-Regale, wenn ihm ein Song gefällt. So serviert er beispielsweise den Beatles-Klassiker "While my Guitar gently weeps" in einer auffallend energiegeladenen Fassung, die ihm und seiner Gruppe ausgiebige Freiräume für virtuose Improvisationen und sanft ironisch gefärbte musikalische Querverweise lässt: Aha-Effekte für Musikkenner.

Walkers eigene Stücke sind — manchmal — in der Wolle gefärbter Blues, der mit Soul-Elementen abgetönt und mit Gospel-Versatzstücken kulinarischer gemacht wird.

Den zweiten Wind bekommt Walkers Performance, als er für einige Songs vokale Verstärkung der besonderen Art bekommt: Die New Yorkerin Sari Schorr, die am Mittwochabend auf der Bühne in der "Galaxy Bar Lounge" steht, zählt Joe Louis Walker zu ihren wichtigsten Mentoren. Zudem ist er für die ausgebildete Opernsängerin ein guter Freund, der auf der Kufa-Bühne mit einer ausgiebigen Umarmung begrüßt wird — und dann rockt Sari Schorr los, als gäbe es kein Morgen und zeigt innerhalb von wenigen Sekunden, wie man einen Saal voller Bluesfans Kopf stehen lassen kann.

Außerdem hat Sari mit Innes Sibun eine Gitarrenlegende des Weißen Blues dabei. Sibun bittet mit einem schwermetallenem Solo zum Headbanger-Ball, lässt die Finger und die langen Haare fliegen und gibt eine Lehrstunde in Sachen Saitenkunst.

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