Roth: Neuer Anlauf für das Stadtmarketing

29.3.2018, 06:00 Uhr
Roth:  Neuer Anlauf für das Stadtmarketing

© Foto: Archiv/Mühlöder

Bis über die neue Stabsstelle tatsächlich im Stadtrat verhandelt wurde, war einiger Druck aufgebaut worden – von Siegfried Schwab von der Wählergemeinschaft und dann von Andreas Buckreus von der SPD. Der Bürgermeister nannte das Ganze nun "Bohei", schließlich habe man über neue Stellen schon immer nicht öffentlich im Personalausschuss beraten.

Gleichzeitig hatte der Rathaus-Chef wohl schon die Bedeutung oder auch Brisanz der Ausschreibung erkannt und trat bei der nun öffentlichen Debatte vor der Verabschiedung des Haushalts selbst ans Rednerpult. Unter dem Motto Stadtmarketing präsentierte er ein ganzes Konvolut an Folien, warum die Stelle notwendig sei, wohin die Stadt sich orientiere, ob und wohin ein Imagewechsel führen solle und wie der Job inhaltlich aufgestellt werden soll.

Was die genaue Stellenbeschreibung anging, schaltete Edelhäußer allerdings einen Gang runter: Die Ausschreibung, die der Verein Kreismetropole Roth schon vor einem Jahr fertig in der Schublade hatte (und die nach dem Nein des Stadtrates zur finanziellen Ausstattung wieder darin verschwand), legte der Bürgermeister zwar dem Beschlussvorschlag bei; hielt sie dann aber doch für etwas zu "umfangreich".

An diesem umfangreichen Anforderungsprofil für den Wirtschaftsförderer oder "Marketing-Director" entbrannte dann auch ein Teil der Diskussion: Nicht schaffbar, hielten Siegfried Schwab oder auch SPD-Stadträtin Petra Hoefer dem Profil entgegen.

"Egal wen wir einstellen. Er oder sie muss scheitern, weil wir noch gar nicht wissen, was wir wollen." Diese Kritik an der grundsätzlichen Vorgehensweise hatte neben Hoefer zuvor schon Daniela von Schlenk formuliert. Pikant dabei: von Schlenk als Mitglied der CSU-Fraktion übte ihre Kritik ausdrücklich auch am Konzept des Bürgermeisters. Als "zu viel" und "zu durcheinander" betrachtete sie das Modell, in dem zwar vorkomme, was die Stadt alles schon getan habe. Aber noch nicht dargestellt sei, "wo wir 2030 sein wollen". Abgesehen von den "übermenschlichen" Anforderungen an den oder die Wirtschaftsförderin wollte von Schlenk, die die Stelle prinzipiell für "unabdingbar notwendig" hält, zunächst eine konkrete Beschreibung der städtischen Ziele festschreiben.

Der wortreiche Ansatz von Buckreus lautete dagegen: Nicht gleich 100 000 Euro für eine Stabsstelle ausgeben, die laut verändertem Vorschlag auf fünf Jahre befristet sein soll; sondern erst einmal das Engagement des Vereins Kreismetropole Roth nutzen und ihn in seiner Arbeit unterstützen. Korrektur des Bürgermeisters: Die Stelle sei mit 62 500 Euro jährlich veranschlagt.

"Lasst es uns endlich angehen!" Mit diesem Appell erinnerte Elisabeth Bieber (Freie Wähler) daran, dass man jetzt endlich einen habe, der dafür zuständig ist, "und dass der Bürgermeister als Kopf drüber steht". Ehrenamtliche Arbeit allein führe zu nichts, wenn kein Geld dafür da sei, berichtete sie aus ihrer persönlichen Erfahrung,

Laut Daniel Matulla (CSU) braucht die Stadt "hier und jetzt" jemanden und zwar "einen Arbeiter, keinen Entertainer". Der Wirtschaftsförderer solle gemeinsam mit Verbänden und Organisationen Ideen und Konzepte entwickeln. "Und er muss bei der Stadt angesiedelt sein", unterstützte Matulla Edelhäußers Stellenwunsch.

Auch Richard Radle (Die Grünen) dankte dem Bürgermeister ausdrücklich dafür, dass er sich selbst für Stelle und Konzept eingesetzt habe, bezeichnete es als schlüssig und stimmte mit seiner Fraktion zu.

So wurde der Stabsstelle von CSU, Grünen, SPD-Vertreter Peter Ulrich und Freien Wählern eine 18-Stimmen-Mehrheit beschieden. CSU-Rätin Daniela von Schlenk stimmte mit SPD, Schwab und Martin Burmann von der Wählergemeinschaft Pfaffenhofen sowie Dr. Walburga Kumar (FDP) dagegen. Mehr noch: Als Edelhäußer kurzzeitig ein Drohszenario aufbaute – "ohne Zustimmung kann das Thema nur noch am Rand stattfinden" – musste sie ihre Empörung sichtlich im Zaum halten.

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