Roth und Brentwood seit 35 Jahren Partner

22.6.2014, 15:21 Uhr
Roth und Brentwood seit 35 Jahren Partner

© Manfred Klier

Dieser Tage waren 32 Freunde der Partnerschaft aus dem Landkreis Roth nach Brentwood gereist, um die Verbindung zu bekräftigen, darunter auch etliche in jugendlichem Alter. Per Bus ging es zunächst zum Flughafen München und dann weiter per Flugzeug zum Londoner Flughafen Stansted. In Brentwood schließlich wurde die Gruppe von den Gastgebern erwartet.

 Tags darauf wurden die Gäste aus Roth in der „Town Hall“ Brentwood von Vicky Davies, Madame Mayor of Brentwood, freundlich willkommen geheißen: „Great pleasure to welcome you!“ In vollem Ornat mit Dreispitz, rotem Umhang, weißen Handschuhen und Amtskette —  eine stattliche Erscheinung. Anne Klier, die Vorsitzende der Brentwoodfreunde, bedankte sich – in English, of course — für die herzliche Aufnahme. Es sei „a little bit like coming home“, sagte sie. Zusammen mit Irene Heckel als Vertreterin des Landkreises Roth überreichte sie das neue Landkreisbuch.

Gedenktafel im Park

Roy Stevenson, Mitglied seit der ersten Stunde, hatte einen Zeitungsbericht aus den 1980er Jahren dabei, der ihn zusammen mit Landrat Dr. Helmut Hutzelmann im Schloss Ratibor zeigt. Gemeinsam besuchte man anschließend im nahegelegenen Park den Baum, der zu Erinnerung an Jill Dimmock gepflanzt worden war. Sie war ein engagiertes Mitglied dieser Partnerschaft von Anfang an gewesen. Bei ihrer Geburt hatte die Hebamme nicht kommen können, weil gerade ein deutscher Fliegerangriff auf London stattgefunden hatte. Im Januar 2014 verstarb Jill Dimmock. Die Rother Delegation legte ein Blumengebinde neben dem Gedächtnisbaum nieder, unter dem eine Gedenktafel an Jill’s  unermüdlichen Einsatz für die Freundschaft zwischen den beiden Städten erinnert.

Der Nachmittag galt einem Besuch in Hatfield House, einem eindrucksvollen Herrenhaus aus dem Jahre 1611. Zahlreiche Gemälde erinnern hier an Königin Elisabeth I. und an Heinrich VIII., zwei bedeutende Mitglieder der Adelsfamilie der Tudors. Ganz im Zeichen der Tudors stand auch Kentwell Hall, wo man in die Zeit um 1578 zurückversetzt wurde. Eine Vielzahl von Akteuren ließen im Schloss und im weitläufigen Park mittelalterliches Leben durch Musik, Nahrungszubereitung und handwerkliche Tätigkeiten auferstehen. Wer an diesem Tag, der zur freien Verfügung gestanden hatte, nicht mit in Kentwell Hall gewesen war, hatte London besucht, hatte an einer Theateraufführung teilgenommen oder die Umgebung erkundet.

 In der Anglikanischen Kirche St. Thomas in Brentwood fand ein Festgottesdienst statt, der von auffallend vielen Kindern und deren Eltern besucht wurde. Nicht weniger als vier Chöre können den Gottesdienst musikalisch mitgestalten. Diesmal war es ein Knabenchor, der seine hellen Stimmen erklingen ließ. Harris, neun Jahre alt, singt bereits seit über drei Jahren mit. Präludium und Fuge in b-Moll von Johann Sebastian Bach beendeten den fast eineinhalbstündigen Gottesdienst.

 Am englischen Vatertag hatten Rita und Keith Brown rund 90 Gäste zum „BBQ“ (Grillparty) in ihr „Fryerning House“, einem Herrenhaus inmitten eines weitläufigen gepflegten Parks, eingeladen. Beide sind Gründungsmitglieder des Freundeskreises. Auf einem Tisch waren Erinnerungen an ihre Aufenthalte in Roth zur Schau gestellt.

 Die Stadt Faversham in der Grafschaft Kent war das nächste Ziel. Schon von Weitem wurde man durch den Geruch aus einer Mälzerei auf die wohl älteste britische Brauerei aufmerksam gemacht. „Spitfire Premium“ heißt eine der hier gebrauten Biersorten. Überhaupt wurde man, etwas gewöhnungsbedürftig, bei der Brauereibesichtigung durch Plakate und Ausmalbilder für Kinder an den Zweiten Weltkrieg erinnert. „Barn Dance at Moutnessing Village Hall“ war der letzte Programmpunkt überschrieben. An diesem traditionellen Freundschafts- und Abschiedsabend gab es zunächst, ebenso traditionell, Fish and Chips zur Stärkung, bevor man zur Tat schritt. Die „St. George’s Barn Dance Band“ spielte mit rhythmischen englischen und irischen Volksweisen zum „Barn Dance“ auf, ein dem amerikanischen Squaredance ähnlicher Gruppentanz mit Ansage, der Gastgeber und Gäste noch einmal zur allgemeinen Erheiterung zusammenführte.

 Nach der herzlichen Verabschiedung am nächsten Morgen hatte man auf dem Heimflug Zeit, die vielen interessanten Eindrücke der vergangenen Tage etwas zu sortieren. Im ersten Moment war man nach der Ankunft in Brentwood auf der Fahrt zu den Gastgebern zusammengezuckt, als auf der engen, von Hecken umsäumten Straße plötzlich ein Fahrzeug auf der „falschen“ linken Seite um die Kurve gefahren kam. Erstaunt hatten dann die vielen Kreisverkehre, die auf engstem Raum Platz fanden, indem man einfach eine runde weiße Fläche auf die Straße aufgemalt hatte. Es funktionierte auch so. Angenehm aufgefallen war der offensichtlich zumeist freundliche Umgang der Engländer untereinander. „Danke, Bitte, Entschuldigung“  waren häufig zu hören. Der Busfahrer beispielsweise verabschiedete sich beim Aussteigen von jedem einzelnen Fahrgast und bedankte sich fürs Mitfahren. 

Schon jetzt machen sich Anne Klier und ihr Team Gedanken, wie sie den Aufenthalt der Partner aus Brentwood im nächsten Jahr interessant und abwechslungsreich gestalten können.

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