Roth und das Dorf an der kleinen Bachkrümmung

18.9.2018, 11:00 Uhr
Roth und das Dorf an der kleinen Bachkrümmung

© Foto: Matthias Weis

In einer "Beschreibung des Herzogstums Nassau" aus dem Jahre 1843 wird Roth bereits erwähnt, allerdings in der Schreibweise "Rod". Wie so oft bei Orten, die Roth heißen oder ein "-roth" im Namen führen, weist das auch in diesem Fall darauf hin, dass das Dorf dereinst durch eine Rodung von Wald entstanden ist. Diese historische Herkunft der Siedlung drückt sich auch im Rother Ortswappen aus, das eine Hacke und eine Axt zeigt.

Vom Grafen verpfändet

Anno 1346 wurde Roth zusammen mit drei weiteren Ortschaften vom Grafen Johann von Katzenelnbogen, dessen Adelsgeschlecht 1479 aussterben sollte, an das Kloster Arnstein verpfändet. Offenbar hatte sich der Graf damals in argen Geldnöten befunden. "Wenn der Graf das Geld zurückgibt, müssen ihm auch Zoll, Dörfer, Gut und Leute zurückgegeben werden", heißt es dazu in der historischen Verpfändungsurkunde.

Aus Unterlagen, die auf das Jahr 1763 datieren, geht hervor, dass in Roth damals mehrere Leinweber und Papiermüller tätig waren. Auch die Schafzucht und Wollverarbeitung waren in jener Zeit wichtige Wirtschaftszweige in Roth, genau wie in der ganzen umliegenden Gegend. Ab dem Jahr 1846 verfügte die Ortschaft sogar über eine eigene Schule mit einem Lehrer.

15 Kilometer zur Loreley

Heute wohnen rund 220 Menschen in Roth, das die Postleitzahl 56368 trägt und im Rhein-Lahn-Kreis liegt. Rund um Roth verlaufen gleich drei Bundesstraßen, nämlich die B 274, die B 260 und die B 417. Die nächsten größeren Städte sind Koblenz im Nordwesten und Limburg an der Lahn im Nordosten.

"Wir haben hier die Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges. Deswegen ist es sehr hügelig bei uns", so beschreibt Matthias Weis die Lage seiner Ortschaft. Die Natur hält viele reizvolle Aussichten für die Rother bereit: "Es gibt viele Wanderwege und wir haben nur 15 Kilometer Luftlinie zur Loreley am Rhein."

Die Schule wurde schon längst wieder aufgelöst und auch ein Gasthaus oder einen Laden gibt es in Roth "leider nicht mehr", bedauert Bürgermeister Weis: "Aber wir werden zwei Mal die Woche mobil versorgt." Zumindest Bäcker und Metzger kommen mit Verkaufsfahrzeugen ins Dorf, sodass sich die Einwohner mit Lebensmitteln eindecken können.

Der Bach macht einen Knick

Roth und das Dorf an der kleinen Bachkrümmung

Die Feuerwehr und ein Turnverein organisieren in unregelmäßigen Abständen Veranstaltungen und halten so das Rother Kulturleben aufrecht. Die Frage, ob sein Roth womöglich das schönste ist, beantwortet Weis differenziert: "Ich kann das nicht beurteilen, weil ich ja nicht alle Roths kenne. Aber jemand, der abseits vom Stress seine Ruhe sucht, der ist bei uns genau richtig."

Das "große" Roth in Mittelfranken ist dem Rother Bürgermeister durchaus ein Begriff, auch wenn er noch nie in der Stadt war: "Ich war schon mal in der Gegend am Brombachsee, da habe ich Urlaub gemacht. Eigentlich hätten wir da ja mal in Roth vorbeischauen können." Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bleibt nur noch eine Frage offen: Warum nur heißt die Verbandsgemeinde, zu der Roth gehört, ausgerechnet Katzenelnbogen? Dieser Ortsname, so die heute gängige Erklärung, leitet sich ab von der Lage am Dörsbach, der bei Katzenelnbogen einen deutlichen Knick macht: "Dorf an der kleinen Bachkrümmung".

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