Rother bevorzugen Plastiktüten beim Einkauf

20.11.2014, 05:59 Uhr
Rother bevorzugen Plastiktüten beim Einkauf

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Der Chef von Edeka Fischer in Roth könnte im Markt im Eichenweg Soziologiestudien anstellen, wenn das sein Metier wäre. Hier bekommt der Verbraucher verschiedene Möglichkeiten angeboten, seinen Umweltsinn zu zeigen – der kann sich auf dem Weg von der Obst- und Gemüse-Abteilung bis zur Kasse ins Gegenteil verkehren.

"An der Kasse kostet alles", hat Fischer wie die meisten Einzelhändler einen Faktor der "Plastik-Reform" schon in die Tat umgesetzt. Dabei verlangt er für die Papiertüte (zehn Cent) absichtlich weniger als für die aus Kunststoff (25), die Plastiktüte wird trotzdem deutlich öfter verlangt. Ein Sonderfall sind die Tragetaschen für die Tiefkühlkost (70 Cent). Die spielen kaum eine Rolle, der Kunde benützt ein Exemplar bis zu einem Jahr und bemüht sich hauptsächlich, mit Gefrorenem so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.

In der Obst- und Gemüseabteilung sieht das ganz anders aus. Hier versucht Fischer seit vier bis fünf Monaten, eine biologisch abbaubare Tüte zum Einkaufspreis von zehn Cent zu etablieren. Die Kundschaft behandelt das Angebot wie Sauerbier und greift zur kostenlosen Einwegtüte. Florian Fischer: "Die anderen bleiben liegen."

Zurück zur Kasse: Da gibt es seit einem Jahr mehrfach benutzbare Einkaufskörbe. Die aus Plastik wurden alle geklaut, aber immerhin akzeptiert der Kunde auch die Exemplare aus Pappe – und bezahlt auch dafür. Fischer: "Die kosten einen Euro und halten ein bis zwei Monate."

"Was nichts kostet, wird genommen," bestätigt Uwe Heyder vom gleichnamigen Schuhhaus in Roth einen Teil des Verhaltens der Kundschaft. Er gibt seine Ware noch in Plastik- und Papiertüten ab, dass Käufer ihre eigene Stofftüte mitbringen, erlebt er eher selten, dabei sei der Schuhkauf doch meist geplant.

Werbeträger für Hersteller

In der Schuh-Branche ist es nicht üblich, für die Taschen Geld zu verlangen. Diese würden acht bis zehn Cent pro Stück kosten, aber die Händler belasten damit nicht ihren eigenen Etat. Uwe Heyder: "Wir bekommen sie umsonst von den Herstellern." Natürlich bedruckt mit einem Werbelogo. Hier ist in Zukunft die Konzentration auf die Papiervariante wahrscheinlich. Einige Konzerne haben nicht erst das Ende der Beratungen in Brüssel abgewartet. "Camel activ waren die ersten", verrät Uwe Heyder, "die haben seit Anfang des Jahres komplett auf Papiertüten umgestellt."

Ganz aktuell hat sich eine andere Größe positioniert: Bei Aldi Süd gibt es seit Anfang November für 59 Cent eine wiederverwendbare Tragetasche mit verstärktem Boden und einer stabilen Webstruktur. Der Discounter betreibt damit auch Imagepflege und definiert diese sogar als trendiges Modeaccessoire – nicht nur zum Einkauf und in fünf Farben.

In der Bekleidungsbranche werden üblicherweise sehr großformatige Einkaufstaschen ausgegeben. "Bei Wöhrl", so die Auskunft der Presseabteilung, "muss man nichts dafür zahlen." Plastiktüten werden stärker verlangt als solche aus Papier. Welchen Weg der Konzern wählt, um den Brüsseler Beschlüssen gerecht zu werden, ist noch nicht entschieden.

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