Sanfte Schönheiten: Wie Alpakas bei Therapien helfen

6.2.2019, 16:48 Uhr
Sanfte Schönheiten: Wie Alpakas bei Therapien helfen

© Foto: Silvia Krätzer

Seit vergangenem Sommer grasen neben 17 Pferden und Ponys auch acht Alpakas auf den Weiden des Pferdehofs "Sattelfest" zwischen Auholz und Heuberg. Eigentümerin Sabine Jaeschke ist Reitlehrerin und -therapeutin und sie setzt die sanften Sohlengänger aus Südamerika auch zu Therapiezwecken ein. Während ihrer Ausbildung habe sie mit Alpakas gearbeitet und dabei festgestellt, dass viele Menschen eher auf die sanften Alpakas als auf Pferde reagieren, die alleine schon von der Größe her Respekt einflößend seien, sagt die 46-Jährige. Treffend meint ihr Ehemann Dirk: "Alpakas sind halt putzig."

Große Augen, friedliche Gesichter, weiches Fell und ihr Sanftmut machen die Tier aus den Anden zu "Delfinen der Weiden", wie es vor nicht allzu langer Zeit Andrea Reinhardt, Präsidentin des Alpaka- und Lama-Zuchtverbandes, in unserer Zeitung formulierte. Große Worte, denn die Meeressäuger gelten als die Therapietiere schlechthin; Delfin-Therapien sind weltweit bekannt.

Allerdings, meint Sabine Jaeschke, dass man sich auf die Alpakas, genau wie auf die Therapie, einlassen muss. Denn so friedliebend diese Vierbeiner auch seien, so vorsichtig gingen sie auch bei der Kontaktaufnahme vor. Das hänge damit zusammen, dass Alpakas im Vergleich zu anderen Nutztierarten relativ spät domestiziert worden seien. Demzufolge hätten sie das Vertrauen zu Menschen auch (noch) nicht in den Genen, meint sie.

Schneller, höher, weiter. So definiere "unsere Leistungsgesellschaft" ihre Werte. Diesem Druck seien aber viele Menschen nicht gewachsen. Alpakas würden "Menschen in schwierigen Lebenssituationen helfen: Bei gesundheitlichen Problemen, nach Trennungen oder bei Stress in Beruf und Studium", erzählt Sabine Jaeschke und ist erstaunt, wie viele noch junge Menschen sich von solchen Belastungen überfordert fühlen. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass sich das Durchschnittsalter derer, die bei ihr Hilfe suchen, zwischen 15 und 30 Jahren bewege.

Alpakas würden sich von ihren Bewegungsabläufen wunderbar zum Entschleunigen eignen, wie es so schön neudeutsch heißt, erklärt Sabine Jaeschke. "Ein Alpaka zum Beschleunigen zu bringen, ist so gut wie unmöglich", sagt sie. Dementsprechend entspannt würde es bei Therapiestunden, aber auch bei (Themen-)Wanderungen mit den Tieren zugehen. Und: "Man weiß nie, wohin der Weg führt." Alpakas haben bei aller Sanftmut auch ihren eigenen Kopf.

Keine Spucker

Im Gegensatz zu ihren südamerikansichen Verwandten, den Lamas, spucken Alpakas nicht. Ihren Unmut würden sie mit einem Brummen kundtun, wenn sie summen, würden sie sich wohl fühlen. Pseudo-Spukattacken seien nicht mehr als warme Luft – und das im wahrsten Sinne des Wortes – meint Gatte Dirk Jaeschke, im Hauptberuf Rechtsanwalt in Hilpoltstein. Für ihn sei die Arbeit auf der "Ranch" Ausgleich zur oft stressigen Juristerei.

Und dazu würden auch die acht Alpakas beitragen, die menschliche Stimmungen spüren würden. Wenn jemand vorgebe, dass es ihm hervorragend geht, würden Alpakas diesen "Schwindel" merken. Ergo: Wer eine Alpaka-Therapie macht, sollte sich auch richtig auf die Tiere einlassen. "Den Blick nach innen zu richten, fällt mit den Alpakas leicht. Sie entscheiden wertfrei und machen auch keinen Unterschied zwischen Manager und Hilfsarbeiter", betont Dirk Jaeschke.

Die Wolle der Alpakas, so Sabine Jaeschke, sei bei ihr quasi nur ein Nebenprodukt, allerdings von bester Qualität. Weil das Fell kein Wollfett enthalte, sei es auch für Allergiker verträglich. Wegen ihrer Struktur sei gute Alpakawolle "auf jeden Fall teurer als Kaschmir", ergänzt ihr Mann.

Die Herde der Jaeschkes – Alpakas müssen unbedingt in einem Sozialverband gehalten werden! — stammt je zur Hälfte aus Thüringen und aus der Nähe von Donauwörth. Vor allem in Ostdeutschland, so Dirk Jaeschke, gebe es viele Alpaka-Halter.

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