Schattenausstellung in Berufsschule Roth

26.4.2016, 18:40 Uhr
Schattenausstellung in Berufsschule Roth

© Foto: Tobias Tschapka

Benjamin, Jasmin, Roccy, Sissi, Sarah und Sascha. So lauten die Namen der verunglückten jungen Leute, die allesamt im Alter von 16 bis 24 Jahren viel zu früh ihr Leben verloren haben. Auf den lebensgroßen, geschwärzten Figuren, die in einer der Schulungshallen des Kraftfahrerzentrums aufgestellt wurden, steht in kurzen Worten einiges über ihr Leben sowie Details zum Unfallhergang.

Sarah, 15, war frisch verliebt, als sie und ihr neuer Freund sich auf den Rücksitz des Autos eines Bekannten begaben. Der verlor die Kontrolle über sein Auto und prallte gegen einen Baum. Sascha, 19, war nicht angeschnallt, als er nachts von der Straße abkam und durch das Dachfenster seines Golfs geschleudert wurde. Auch er starb noch an der Unfallstelle.

All diese Kurzbiographien, an deren Ende immer ein jähes Ende stand, schauten sich die rund 50 anwesenden Berufskraftschüler mit betretenen Mienen an. Zwei Wochen lang wird die Schattenausstellung mit dem Untertitel „Ich wollte doch leben!“ im Kraftfahrerzentrum zu sehen sein, anschließend bekommen auch alle anderen Berufsschüler die Schattenparade noch für eine halbe Woche bis zum 13. Mai in der Aula zu sehen.

„Wachrütteln“ soll diese Ausstellung laut Schulleiter Michael Greiner, denn viele Unfälle seien vermeidbar und hätten banale Gründe. „Wir müssen alles tun, dass es niemals so weit kommt, denn wir tragen im Straßenverkehr nicht nur die Verantwortung für uns selbst, sondern auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer.“

Michael Herbst, Vorstandsmitglied Verkehr, Technik und Umwelt beim ADAC Nordbayern, wies auf die vielen Gedenkkreuze am Straßenrand hin, die an alle erinnern, die aus ihrem jungen Leben gerissen wurden. In Bayern waren das im Jahr 2014 insgesamt 69 Menschen.

„Diese Kreuze markieren nicht nur Unfallorte, sondern sind sichtbarer Ausdruck menschlicher Tragödien, unendlichen Leids und viel zu früh verloren gegangener Hoffnung“, so Herbst. Ziel der Wanderausstellung sei es, junge Auto- und Motorradfahrer auf den Tod auf der Straße aufmerksam zu machen, „damit dort am Wegesrand nicht noch mehr Kreuze stehen“.

Sein ausdrücklicher Dank galt auch den Angehörigen der Verstorbenen, die mit ihrer Einwilligung ihr persönliches Schicksal öffentlich machen und ihren Schmerz mit den Besuchern teilen. „Ich wünsche allen, die diese Ausstellung zu Gesicht bekommen, dass sie allseits das Bewusstsein haben für die Gefahren des Straßenverkehrs, und dass niemand der Anwesenden selbst zur Schattenfigur werden möge“, so Herbst.

Polizeidirektor Stefan Pfeiffer von der Verkehrspolizeiinspektion Feucht berichtete in drastischen Worten vom tödlichen Unfall einer 20-Jährigen, zu dem er gerufen wurde. Die Bilder lassen ihn, so Pfeiffer, „bis heute nicht mehr los“. „Es geht dabei nicht um Schuld und Strafe, sondern um Schicksal, Trauer und Tod“, mahnte Pfeiffer, jeder Verkehrstote sei „einer zu viel“. Eine interessante Rennfahrerweisheit gab Thomas Dill, 2. Vorsitzender des Motorsport Club Nürnberg (MCN) und Rennleiter am Norisring, den jungen Leuten mit auf den Weg: „Der gefährlichste Part eines Autorennens ist der Weg dorthin.“ Denn im Gegensatz zur gut von Rettungskräften überwachten Rennstrecke sei man „auf der Straße ganz allein“.

Seit dem Auftakt der Schattenausstellung im Januar 2012, die nach dem Konzept der Grafikerin Marlene Schlund erstellt wurde, haben in Nordbayern rund 60 000 Jugendliche die Ausstellung an mehr als 40 Schulen gesehen.

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