Schlemmer: Ein guter Name in Roth für Christbaumschmuck und Spielzeug

9.10.2018, 17:24 Uhr
Schlemmer: Ein guter Name in Roth für Christbaumschmuck und Spielzeug

© Foto: Marco Frömter

Er könne sich immer noch nicht ganz von seiner ehemaligen Heimatstadt lösen, erklärte Heid, der heute in Frankfurt lebt: Noch heute ist es die große Leidenschaft des 90-Jährigen, die Firmengeschichten von Rother Spielwarenherstellern aufzuarbeiten. Dafür kam Heid bereits oft zurück nach Roth, um die letzten verbliebenen Spuren dieser damals sehr lukrativen Branche zu untersuchen. Hersteller von Spielzeugfiguren wie etwa die Firmen Ley, Fröha und Schuso oder die Spielwarenfabrik Strobel und Lades sind Namen, die heute fast nur noch unter Sammlern bekannt sind.

Auf der Straße ohne Hartz IV

Dies will Heid ändern. Bei seinem jüngsten Besuch in Roth lud er kurzerhand Familie, Freunde und Zeitzeugen zu einem Rundgang durch Roth ein und beleuchtete die facettenreiche Firmengeschichte der Firma August Schlemmer – einer Fabrik, die sich nicht nur in Roth für ihre leonischen Waren, Christbaumschmuck und Spielzeug einen guten Namen gemacht hat. Bei einem Vortrag im Fabrikmuseum vermittelte Heid umfangreiches Wissen und Anekdoten rund um den Traditionsbetrieb, der Mitte der 1930er Jahre Konkurs anmelden musste.

"Der Konkurs führte dazu, dass viele Mitarbeiter in Roth von heute auf morgen auf der Straße standen – und zwar ohne Hartz IV", erklärte Heid. Doch die Bilanz für den Rother Arbeitsmarkt fiel dann nicht ganz so negativ aus: "Für viele Firmen war dieser Konkurs die Chance ihres Lebens." Aus der Konkursmasse entstanden nämlich viele neue Betriebe.

Vor allem die ehemaligen Mitarbeiterinnen fanden aufgrund der bei Schlemmer erworbenen Kenntnisse schnell bei anderen Spielwarenherstellern in Roth und im Umland neue Arbeit, wusste Heid zu berichten. Zwar kamen viele Firmengründungen wegen des Zweiten Weltkriegs nur auf eine begrenzte Lebensdauer, doch ihre Produkte schrieben Spielzeuggeschichte und sind unter Sammlern heute noch heiß begehrt.

Informationen schnell gesichert

Auch Christian Heids Vater wagte 1937 den Schritt, Militärspielzeug herzustellen. Unter schweren wirtschaftlichen Belastungen und mit einem Darlehen verwirklichte Albert Heid seinen Traum, kleine Soldatenfiguren aus plastischer Hartmasse herzustellen: "Dies kam der damaligen Tendenz sehr entgegen. Jungs, die Krieg spielen wollten, fanden großen Gefallen an den Massesoldaten", erklärte Heid. Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer zeigte sich über den Vortrag mehr als begeistert und sicherte sich schnell sämtliche Informationen, die Heid mit nach Roth brachte: "Ich freue mich über Ihre Besuche in Roth", lobte Edelhäußer. Und: "Die Spielzeuggeschichte von Roth ist besonders interessant."

Keine Räume für ein Museum

Edelhäußer bedauerte, dass dieses Wissen von Generation zu Generation immer mehr in Vergessenheit gerate. "Es sollte versucht werden, die Nachfahren dieser Spielzeug-Dynastien ausfindig zu machen und sie zusammen zu bringen", regte er an.

Das größte Anliegen von Dr. Christian Heid ist eine Berücksichtigung der Rother Spielzeuggeschichte in einem Museum: "Im Hinblick auf die Vielfältigkeit der Rother Industrie sollten einige Zweige in begrenztem Maß in einem Museum berücksichtigt werden." Dies scheitere momentan allerdings an entsprechenden Räumen, so Edelhäußer.

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