Schöne Frauen für die Stuckdecken der Residenz in Hilpoltstein

12.10.2014, 17:15 Uhr
Schöne Frauen für die Stuckdecken der Residenz in Hilpoltstein

© F.: Bernlocher

Die Sterne, die damals über Hilpoltstein leuchteten, interessierten auch den Pfalzgrafen Johann Friedrich. Als der 1615 in Hilpoltstein seinen Herrschersitz nahm, ließ er ein ganzes Stadtviertel hinter der heutigen Residenz in Schutt legen, um auf den Überresten einer romanischen Wohnburg seine Residenz zu errichten. Auch ein Astronomieturm schloss sich an den Gästeflügel an, wo der Fürst nachts den Lauf der Gestirne beobachtete.

Der Astronomieturm steht schon lange nicht mehr, übrig geblieben sind die Stuckdecken der Residenz. Römische Götter fahren mit ihren Wagen umher, Ehebruch wird begangen, und Amor verschießt seine Pfeile. In der Renaissance wurden die Götter des römischen Pantheons den Gestirnen und Planeten zugeordnet, so hieß die römische Göttin der Liebe Venus wie der Planet und der Kriegsgott Mars wie unser roter Nachbarplanet. Auch die Sternzeichen waren einem Gott und Planeten zugeordnet, der über sie herrscht und den Menschen, die darunter geboren waren, bestimmte Eigenschaften mit ins Leben gab.

Der Führer verzeichnet die Decken in den beiden oberen Stockwerken der Residenz, erklärt kurz die Abbildungen und auch den Hintergrund ihres Entstehens. Vorgestellt wurde der Prospekt von Pfalzgraf Johann Friedrich (alias Manfred Seitz) dem historischen Bau- und Hausherrn der Residenz, selbst. In geschraubtem Altdeutsch ließ er die versammelte Ratsherrnriege der Stadt und Pfalzgräfin Dorothea Maria wissen, dass jeder „allzeit willkommen sei, durch das Schlosse zu streifen“.

Auf sechs Seiten erklärt der neue Führer „Der Planeten- und Götterhimmel in der Residenz Hilpoltstein – Übersicht der Stuckarbeiten“ alles Nötige, wenn Pfalzgraf Johann Friedrich das nicht selbst tun kann. Die Texte stammen von Manfred Seitz und Dieter Popp, gesetzt und gestaltet hat den Prospekt der Grafiker Oliver Frank, Helmut Reiter organisiert.

Venus und Mars

An diesem Nachmittag konnten die Besucher sich allerdings von Manfred Seitz selbst die Wohnräume des Pfalzgrafen zeigen lassen. In der Renaissance sei der antike Mythenkanon den Menschen weitaus näher gewesen als uns heute. „Und manchmal wollten die Pfalzgrafen auch eine schöne Frau an der Decke sehen. Das war quasi die Bravo des 17. Jahrhunderts“, sagt Seitz lachend. Die Mythologie sei ein guter Anlass gewesen.

Da kann man zum Beispiel Venus in den Armen von Mars bewundern. Eine fünfte Hand zieht rechts den Vorhang zur Seite, die gehört dem gehörnten Ehemann der Venus, Vulcanus, der die Liebenden ertappt. Das weiß man aber nur, wenn man die Vorlage kennt, die der Kalkschneider Heinrich Kuhn dafür verwendet hat. Sie ziert den Titel des Prospektes, ein Kupferstich nach einem Gemälde des flämischen Malers Marten de Vos. Da das Werk nicht ganz auf die Decke passte, wurde Vulcanus einfach abgeschnitten und nur seine Hand am Vorhang blieb – verewigt für die Nachwelt und jetzt auch im Prospekt erklärt.

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