Schwangere auf Gehsteig in Roth überfahren: Haftstrafe

6.6.2014, 17:28 Uhr
Die Trauer in Roth war groß, als im Januar eine schwangere Frau von einem betrunkenen 31-Jährigen überfahren wurde.

© Detlef Gsänger Die Trauer in Roth war groß, als im Januar eine schwangere Frau von einem betrunkenen 31-Jährigen überfahren wurde.

Es war ein wundervoller Abend, den Tom B. (34, Juri A. (Namen der Betroffenen geändert) gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin verbracht hatte. Zusammen mit Freunden waren die beiden zum Essen gegangen. Sie waren glücklich, hatten gerade gemeinsam ein Wohnung gekauft. "Jana war die Frau meines Lebens", sagt Tom B., "wir wollten heiraten." Erst drei Tage zuvor waren die beiden beim Frauenarzt, haben ihr Baby auf dem Ultraschallbild gesehen und den Herztönen gelauscht. "Wir haben ein dreiviertel Jahr gebraucht, bis wir endlich schwanger waren", sagt Tom B. kurz bevor ihm für einen Moment die Sprache versagt.

"Nach dem Abendessen haben wir unsere Freunde noch zum Auto begleitet", sagt er unter Tränen. "Danach habe ich meinen Arm um sie gelegt und wir sind am Gehsteig gelaufen." Dann plötzlich: Reifenquietschen. "Mich hat es am Bein erwischt", sagt Tom B., "und ich habe Jana nur noch durch die Luft fliegen sehen." Dann lag die 34-Jährige da. Blut quoll aus ihrem Mund, sie war nicht mehr ansprechbar.Wenige Stunden nach dem schrecklichen Unfall stirbt sie im Krankenhaus – mit ihr ihr ungeborenes Baby.

Noch heute kann Tom B. nicht fassen, was an dem Abend passiert ist. Im Zeugenstand klammert er sich an ein Foto seiner Jana. Nach seiner Aussage verlässt er den Sitzungssaal. Er kann es nicht ertragen, der Verhandlung zu folgen, die gegen Juri A. geführt wird. Juri A. ist schuld an der Katastrophe. An dem Tag, an dem der Unfall passierte, hatte der Deutsche mit den kasachischen Wurzeln schon nachmittags getrunken. Er war frustriert. Vor kurzem hatte er erfahren, dass er wegen einer Körperverletzung, die er seiner Ex-Freundin angetan haben soll, vielleicht ins Gefängnis muss. Seine Sorgen spülte er mit zwei Flaschen Likör hinunter.

"Sie haben alles versucht, um sich herauszuwinden."

Danach leerte er mit seiner neuen Freundin eine Flasche Wodka. Doch der Stoff reichte nicht, die beiden wollten Nachschub. Weil ihnen der rund 20 Minuten lange Fußweg zur Tankstelle jedoch zu anstrengend war, stiegen die beiden ins Auto. Am Steuer seines tiefergelegten 5er BMW gab der Mann Gas. In einer Linkskurve verlor er die Kontrolle über den PS-starken Wagen. Das Auto kam von der Fahrbahn ab, erfasste Jana frontal. Die junge Frau wurde meterweit über die Straße geschleudert. Vor Gericht zeigt sich Juri A. geständig, gibt aber nur das zu, was ihm sowieso unmittelbar bewiesen wurde.

Direkt nach dem Unfall behauptete er noch, seine Lebensgefährtin habe den Wagen gesteuert, dann versuchte er zu fliehen. Einen Tag nach dem Unfall setzte er sich ab. Erst, als massiv nach ihm gefahndet wurde, stellte er sich bei der Polizei. Seitdem sitzt Juri A. in Untersuchungshaft. Die Reue, die er im Sitzungssaal bekundet, nimmt ihm der Staatsanwalt nicht ab. "Sie haben alles versucht, um sich herauszuwinden", sagt er und beantragt eine Haftstrafe in Höhe von drei Jahren und elf Monaten. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Siegfried Spliesgart verurteilt Juri A. zu drei Jahren und neun Monaten. Gegen seine Alkoholsucht darf er eine Therapie absolvieren.

Während Tom B. seine Lebensgefährtin nie mehr sehen wird, darf Juri A. - vorausgesetzt er besteht eine medizinisch-psychologische Untersuchung - erneut einen Führerschein beantragen. Bereits zweimal hat er eine solche Untersuchung bestanden und nach Suff-Fahrten seinen Schein zurückbekommen.

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Die Online-Redaktion

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