Schwierige Aufarbeitung des Völkermordes in Ruanda

24.3.2015, 18:46 Uhr
Schwierige Aufarbeitung des Völkermordes in Ruanda

© Foto: oh

Die dreijährige Siani ist ein Vergewaltigungskind. Ihre Mutter ist erst 16 und hat Aids, ihre Großeltern wurden ermordet. Siani ist eine ganz normale Ruanderin.

Zwei Jahrzehnte nach dem Genozid, dem im Frühjahr 1994 drei Viertel der ruandischen Bevölkerungsminderheit der Tutsi sowie Zehntausende moderate Hutu zum Opfer fielen, ist in dem ostafrikanischen Land zwar ein zerbrechlicher Frieden eingekehrt. Doch das Morden und Vergewaltigen ging in den Nachbarländern noch lange weiter. Und die Gräben zwischen den Stämmen der Hutu, Tutsi und Twa sind nach wie vor tief. Kein Wunder nach der unvorstellbaren Brutalität des Völkermords.

Peter Hufe, der derzeit an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität als Gasthörer Ethnologie studiert, setzt sich für seine Magisterarbeit mit dem „postgenozidalen Nationbuilding in Ruanda“ auseinander. In seinem Beitrag zur Expertenkonferenz hat er zum einen auf die gemeinsame Geschichte der beiden Volksgruppen verwiesen. Gelinge es zum Beispiel mit Museen, starken Symbolen und vor allem mit Bildung, die Menschen stolz auf diese gemeinsamen Wurzeln zu machen, sei dies ein großer Schritt hin zu einem friedlichen und kulturell vielfältigen Ruanda. Zum anderen ist da der Fußball. In Deutschland sei der Weltmeistertitel von 1954 ein „Erweckungserlebnis für die Nation“ gewesen, so Hufe. Und die Bedeutung des Sports in Ruanda sei noch größer.

Begeistert zeigte sich Hufe bei einer an die Konferenz anschließenden Rundreise auch vom Cecup-Hilfsprojekt im südruandischen Kinazi. Auf Initiative von Pfarrer und Cecup-Gründer Obed Niyikiza erhalten dort rund 90 ledige minderjährige Mütter, die von ihren Familien verstoßen wurden, mit einer Schneiderlehre eine berufliche Perspektive.

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