Selber machen statt online bestellen

12.7.2018, 17:30 Uhr
Selber machen statt online bestellen

© Martin Regner

Die staatlich anerkannte Umweltstation Georgensgmünd und ihr 1988 gegründeter Trägerverein "Hämmerleinsmühle — Werkstatt für Ökologie und Sozialarbeit" werden dieses Jahr 30 Jahre alt. Das ist ein Grund zum Feiern, finden nicht nur Doris Hautum und Dieter Schöbel, die beiden Haupt-Aktivisten des Vereins. Auch der Georgensgmünder Bürgermeister Ben Schwarz ist in Feierlaune.

Im Jubiläumsjahr findet das neunte internationale Jugend-Workcamp in Georgensgmünd statt. 20 Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 26 Jahren reisen dazu aus Mexiko, der Türkei, Südkorea, Kanada, der Ukraine, Russland, Italien, Spanien, Serbien und Deutschland nach Georgensgmünd. Auf dem Gelände der Umweltstation bauen die jungen Leute den dortigen Labyrinthweg aus Abfallmaterial weiter aus und schneidern Mützen oder Handy-Hüllen aus Stoffresten.

Blattstruktur auf Stoff drucken

Sinn der Sache? "Das Camp soll ein Anstoß sein, über den eigenen Lebensstil nachzudenken", erklärt Schöbel. Besonders im Zusammentreffen verschiedener Kulturen liegt aus seiner Sicht die Chance zum Reflektieren darüber, wie andere Kulturen funktionieren und wie andere Lebenswelten aussehen. Schöbel und Hautum versprechen sich von der dreiwöchigen Zusammenarbeit der Jugendlichen auch Impulse für einen internationalen Austausch und einen Raum für Begegnungen über Grenzen hinweg. Allein gelassen werden die 20 Work-Camper nicht: Neben den beiden Sozialpädagogen Schöbel und Hautum werden etwa ein Zimmermann und ein Schreinermeister vor Ort sein, die den Teilnehmern handwerkliche Fähigkeiten beibringen sollen.

Aus gebrauchten Hölzern, Fahrradreifen und Feuerwehrschläuchen können etwa Sichtschutz-Wände für einen Garten gebaut werden. Mit gebrauchten Paletten, Lehm, Stroh und Metallresten soll das auf dem Gelände schon vorhandene Humus-Klo mit Möbeln ausgestattet werden. In einem dritten Workshop geht es um Stoffreste und darum, wie diese im sogenannten Ecoprint-Verfahren mit der Struktur echter Baumblätter kreativ bedruckt werden können. Anschließend werden daraus Handy-Hüllen oder Mützen genäht.

Eine Gruppe kocht

Eine Jugendgruppe wird die übrigen Teilnehmer in den drei Wochen bekochen. "Da weiß man vorher immer nie, was es zu Mittag gibt," meint Schöbel lächelnd. Schließlich brächten die Teilnehmer aus ihren Heimatländern auch Geschmacksvorlieben und Kochgeheimnisse mit.
Was die Teilnehmer hinterher mit nach Hause nehmen? Die Fähigkeit, praktische Lösungen für ein umweltbewusstes Leben im Alltag zu finden. Und die Erkenntnis, dass man nicht immer etwas online bestellen muss, was man gerne hätte: Statt dessen kann man viel selber machen und hat dann etwas einzigartiges, was es nicht noch einmal auf der Welt gibt.

"Ihr schafft Werte", sagt dazu Bürgermeister Schwarz. Damit meint er nicht nur die neue Ausstattung der Umweltstation, die bei dem Camp gebaut werden soll, sondern besonders "Völkerverständigung und Umweltbewusstsein."

Das Camp beginnt am 22. Juli und dauert bis zum 10. August. In einem "Weltendom", einem für Jubiläumsfeierlichkeiten während des Camps errichteten Zelt, finden parallel Festveranstaltungen statt. Schöbel will mit einer Präsentation am 29. Juli auf 30 Jahre Verein Hämmerleinsmühle zurück blicken, der seine Arbeit dereinst auf einer Wiese mit Hühnerstall aufgenommen hat. Außerdem ist die Vorführung des Films "Home — Unsere schöne Erde" vorgesehen (25. Juli) und ein Live-Konzert (1. August).

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