„Sex and crime im sex-zehnten Jahrhundert"

19.5.2016, 16:39 Uhr
„Sex and crime im sex-zehnten Jahrhundert

© Foto: Schultheiß

Bereits zum September 1985 hatte Eckert im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme des Arbeitsamtes Georg Fleischmann, einen Lehrer für Geschichte und Deutsch, eingestellt, der die Einrichtung eines Museums im Erdgeschoss des Rathauses ermöglichen sollte. Dieser konnte eine Schar geschichtlich Interessierter zur Mitarbeit gewinnen. Bald zeigte es sich, dass ein Verein den Aufbau und dann auch den Betrieb des kleinen Museums voranbringen könnte. Zum Vorsitzenden des Vereins wurde 1986 Georg Schultheiß gewählt. Am Heimatfest-Sonntag 1986 waren dank der aktiven Mithilfe vieler Mitglieder in allen Museumsräumen Ausstellungen aufgebaut, das Museum konnte eröffnet werden.

Die erste Veranstaltung zum Jubiläum drehte sich um „Sex and crime im sex-zehnten Jahrhundert". Manfred Seitz aus Hilpoltstein, lange Jahre Vorsitzender des Hilpoltsteiner Museums- und Heimatvereins, stellte verschiedene, in der Heidecker Öfelin-Chronik von 1611 festgehaltene Episoden vor. „Aufgeschrieben wurde nicht der Alltag, sondern Begebenheiten, die mit Verbrechen oder ähnlichem einhergingen", erläuterte Seitz. Wenn man einen Verbrecher nach Nürnberg ins Loch brachte, kam er in die heute noch begehbaren Lochgefängnisse. Beispielsweise am 24. März 1558 die Margaretha Schützin aus Heideck, die „ein khind nach der geburt umbbringen" wollte. Sie sperrte es „in ein truehen", die Weiber bemerkten es aber und sie wurde „gefanglich eingezogen und miternacht den 4. Juni gen Nürnberg ins Loch geschickht". Häufig zitierte Seitz in der alten Sprache, zum leichteren Verstehen vieles auch in heutiger Sprache.

Alternder Henker

Dann trat Manfred Seitz als alternder Henker auf. Abends könne er nicht gut einschlafen, jammerte er. Die Getöteten „besuchen" ihn nämlich. Aber er habe sich oft bemüht, diese sanft hinüber in den Tod zu bringen. Ertragen lasse sich dies jetzt trotzdem nur durch Schnaps. Für jeden Tag einer Woche hatte der alternde Henker einen Fall herausgesucht, sodass er immer trunkener wurde. Seitz spielte das so überzeugend, dass ihm am Ende ein Besucher zum Spaß anbot, ihn heimzufahren, da er doch nicht mehr fahrtüchtig sei.

Zur zweiten Veranstaltung der Jubiläumsreihe konnte Monika Kauderer, die Vorsitzende des AK HSH, rund 70 Besucher begrüßen. Der Volkskundler Dr. Thomas Schindler, der im Fränkischen Freilandmuseum tätig ist, sprach zum Thema „Umbruchzeiten – Historische Objekte erzählen Kulturgeschichte". Dies stellte er anhand von Objekten aus der Privatsammlung Heinrich Ring vor. Mit Lichtbildern einiger Kaffeekannen erläuterte er, dass diese neue Gefäßform für das „schwarze Wasser" entwickelt wurde, das im 17. Jahrhundert Modegetränk zuerst des Adels, nachfolgend der betuchten Bürger und erst viel, viel später des gemeinen Volks wurde. Dieses stellte nämlich seinen eigenen Kaffee her aus gerösteten Getreidekörnern oder Zichorienwurzeln. Der gesundheitliche Vorteil dieser Kaffeegetränke war, dass man dazu das Wasser abkochte, so dass die Keime abgetötet wurden.

Dass man früher mit den Ressourcen sparsam umging, belegte Spindler mit dem Beruf des Hafenbinders. Man warf vom Hafner hergestellte gesprungene Keramikhäfen nicht weg. Vielmehr wurden sie mit Draht zusammengeflickt und dienten noch Jahre im Haushalt. Hafenbinder wurde ein eigener Beruf, freilich keiner zum Reichwerden, schließlich durfte das Reparieren nicht mehr kosten als ein neuer Hafen.

Monika Kauderer wies zum Schluss auf die nächste Jubiläumsveranstaltungen hin: Am Freitag, 17. Juni, 19 Uhr, gibt es im Bürgersaal des Rathauses einen Lichtbildervortrag von Dr. Xenia Riemann über „Historische Gebrauchsgläser der Sammlung Heinrich Ring". Am Sonntag, 3. Juli, beginnt um 14 Uhr am Rathaus eine geführte Wanderung zu den Heidecker Bierkellern mit Ruppert Zeiner. Am Heimatfest-Samstag, 16. Juli, findet zusammen mit dem Trödelmarkt von 10 bis 15 Uhr um das Rathaus ein Museumsfest mit Handwerkervorführungen statt.

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