Simon Maurer sucht die Linie

6.7.2017, 17:00 Uhr
Simon Maurer sucht die Linie

© Foto: HV Productions

Der Juni hat es für Simon Maurer in sich: Anfang des Monats stehen die ersten beiden Weltcup-Rennen seines Lebens auf dem Programm, danach ein Europacup-Wettkampf und zwischen all den sportlichen Herausforderungen sind auch noch die Abschlussprüfungen an der Rother Realschule zu meistern. Während bei Letzteren die Ergebnisse noch nicht feststehen ("es lief aber ganz gut"), gibt es auf dem Mountainbike Licht und Schatten zu verzeichnen.

Das Rennen im schottischen Fort William Anfang Juni ist für Maurer und sein Team die Feuertaufe in Sachen Weltcup. Die Strecke in den Highlands gilt als eine der härtesten der Serie. Sie ist mit über fünf Minuten Fahrtzeit nicht nur sehr lang, sondern zudem steinig und hat weite Sprünge sowie sehr hohe Geschwindigkeiten bis an die 70 Kilometern pro Stunde zu bieten.

Das Wetter spielt nicht mit

"So was gibt’s bei uns nicht und das kann man hier auch nicht trainieren", meint der Spalter Downhiller. Am Start sei er trotzdem weniger aufgeregt gewesen, als befürchtet. Im Qualifikationslauf wird dem 17-Jährigen dann jedoch gleich zu Beginn eine Kurve zum Verhängnis. Während es bei den Trainingsfahrten trocken ist, hat es kurz vorher zu regnen begonnen. Prompt verbremst er sich in einer Kurve, fliegt aus der Bahn und verliert wertvolle Zeit.

Am Ende landet er bei seinem Weltcup-Debut auf dem 27. Rang. Ihm fehlen vier Sekunden, um unter die 20 besten Fahrern zu kommen, die im Finale starten dürfen. Auch wenn die Enttäuschung und der Ärger zuerst groß sind, letztlich ist es doch "ein super Wochenende". Besonders beeindrucken ihn die vielen Fans, die nicht nur bei den Elitefahrern im Finale, sondern auch bei den Junioren und während der Quali ordentlich Lärm machen.

Eine Woche später wartet in Leogang das nächste Weltcup-Rennen und damit die nächste Chance, zum ersten Mal unter die Top 20 der Welt zu fahren. Im Gegensatz zu Schottland ist die Strecke sehr leicht. Im Training läuft es für Simon Maurer trotz Nässe sehr gut, er findet eine schnelle Linie. Im Qualifikationslauf, der komplett trocken ist und damit eine andere Fahrweise fordert, setzt er allerdings auf die falsche Taktik: "Ich wollte vor allem einen sicheren Lauf machen, um drin zu sein."

Im Ziel hat er zunächst ein sehr gutes Gefühl – und ist umso bitterer enttäuscht, als am Ende nur Platz 30 aufleuchtet. Rückblickend ist das Problem schnell analysiert: "Ich bin gefahren als wäre es nass. Viele Furchen, die ich als Orientierungspunkte im Kopf hatte, waren weg, ich habe kleinere Fehler gemacht und hinten den falschen Reifen aufgezogen." Was bleibt ist die Erkenntnis, dass bei einem Weltcup "locker fahren nicht reicht. Hier fahren alle immer Anschlag. Aber Lehrgeld zu zahlen, gehört halt dazu."

Silber fürs Selbstvertrauen

Anstatt den Kopf hängen zu lassen, entscheiden sich der Spalter Mountainbiker und sein Team SRAM Young Guns spontan für einen Start beim Europacup im österreichischen Schladming. Diesmal geht die Strategie auf: Obwohl der Wettbewerb auf einer ehemaligen Weltcup-Strecke stattfindet, die ebenfalls viel Stehvermögen fordert und wegen ihrer Steilheit und etlicher Wurzelfelder den Fahrern alles abverlangt, entscheidet sich der 17-Jährige diesmal für die Offensive.

"Ich wollte so schnell fahren wie möglich, und das hat funktioniert." Im Vorlauf schafft er die schnellste Zeit, nach einem kleinen Fehler im Endlauf wird es – wieder einmal – der Silberrang. Damit führt Simon Maurer nach drei von fünf Rennen die Gesamtwertung im Europacup an. Mindestens genauso wichtig ist ihm jedoch die Tatsache, dass er in Schladming auch drei Weltcupfahrer, die dort zu den Top Ten gehören, schlagen konnte. "Das zeigt mir, dass ich es kann."

Entsprechend motiviert geht es in Richtung Schweiz. Denn in Lenzerheide macht an diesem Wochenende der Weltcup-Zirkus Station. Simon Maurer freut sich darauf, auch wenn der Spalter nach den ersten Wettkämpfen auf diesem Elite-Niveau nun weiß: "Weltcup-Rennen sind keine Spaßveranstaltungen. Der Unterschied zu Europacup-Rennen ist extrem. Das ist ein Riesenschritt, was die Organisation, die Professionalität und die Fahrer angeht."

Andererseits: "Das sind auch nur Typen, die den Berg runterfahren." Dennoch sind hier die Besten der Welt am Start. Und das Spalter Mountainbike-Talent scheint auf einem guten Weg zu sein, einer von ihnen zu werden.

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