Soiree in Rother Kulturfabrik: Saubere Soli und ein etwas frivoler Text

14.5.2018, 16:29 Uhr
Soiree in Rother Kulturfabrik:  Saubere Soli und ein etwas frivoler Text

© Foto: Unterburger

Das Markenzeichen der "Soiree im Cafe" hat sich bewährt: Renommierte Musiker der Region in oft eigens dafür zusammengestellten Ensembles entführen das Publikum in die Welt der Klassik oder des Jazz und bieten ein Programm, das extra für diesen Abend zusammengestellt wurde. "Swingvoices hoch 4" war eine Kooperation der Orchesterschule Roth mit der Kulturfabrik. Die Sänger und Musiker treten seit 2011 als Vokalquartett "Jazzmatazz" auf. Das Ensemble setzt auf berühmte Arrangements wie jene von den New York Voices, bietet aber auch eigene Kreationen.

Musikalisch bewegt sich das Quartett zwischen schneller Band-Musik und ruhigen a-cappella-Klängen mit ausgeklügeltem, mehrstimmigem Gesang, den die vier Künstler als unmittelbarste Form des Musizierens praktizieren. "Jazzmatazz" trat unter anderem bereits im Jazzstudio Nürnberg und im Erlanger E-Werk auf.

Saxofonist Peter Thoma, seit vielen Jahren Kopf der "Soiree im Cafe", unterrichtet an der Orchesterschule in Roth. Er war diesmal gleich dreifach gefordert: als Moderator, Saxofonist und Sänger. Ihm zur Seite standen Veronika Thoma, Melanie Lord, Andreas Weiß sowie der Pianist Jochen Pfister, der Kontrabassist Max Link und der Schlagzeuger Florian Fischer.

Mit dem Jazz-Standard "Take The A Train" (1939) von Billy Strayholm spielte sich die Band warm. Dieser Titel wurde ab 1941 vom Duke Ellington Orchestra als Erkennungsmelodie verwendet. Der Name Duke Ellington geisterte noch zweimal durch den Konzertabend, so etwa beim Titel "Don´t get around much anymore", zu dem der Meister die Musik und Bob Russell den Text geschrieben hatte, und beim Song "Do nothing ´till you hear from me", der mit einem etwas frivolen Text überrascht.

Man fühlte sich auf einer Zeitreise zurück in die goldene Zeit des Swing. Dass wir uns musikalisch und optisch in dieser Zeit befanden, unterstrichen die beiden Sängerinnen auch durch ihre – für die damalige Zeit – typischen Frisuren. Typisch auch für manche Songs, dass man mittels Megaphon den Gesang akustisch verzerrte. Sonderapplaus gab es für die Musiker, die durch saubere Improvisationen und Soli beeindruckten. Vor allem die ruhigen Balladen überzeugten und hinterließen einen nachhaltigen Eindruck.

"I could write a book", ein Song aus dem Musical "Pal Joey" von Lorenz Hart (Text) und Richard Rodgers (Musik), ebenfalls von 1940, führte zum Musical "Alice in wonderland" mit starken Improvisationen des Pianisten und des Kontrabassisten. Mit "My fair lady" (1956) stand ein weiteres Musical im Mittelpunkt.

"A nightingale sang", eine der schönsten Jazz-Balladen, die es gibt, wurde ebenso eindrucksvoll interpretiert wie der flotte Song "Almost like being in love" aus dem Musical "Brigadoon" (1947) mit dem Text von Alan Jay Lerner und der Musik von Frederick Loewe.

Wer an den Titel "You ain´t see nothing yet" denkt, denkt sofort an den Rocksong von Bachman Turner Overdrive. Es gibt aber auch eine Jazznummer mit gleichem Namen von Joye Carter, die von den "Swingvoices hoch 4" exzellent interpretiert wurde.

Ein Jazz-Konzert ohne die unverwüstliche "Route 66" ist nur ein halbes Jazz-Konzert. Reizvoll, dass die Band auch auf die Titelmelodie der 1980er Fernsehserie "The Flintstones" ("Familie Feuerstein") in einer total verjazzten Version zurückgriff. Etwas nachdenklicher wurde es bei dem Jazzstandard "I´ll be seing you" aus dem Jahre 1938 (Musik: Sammy Fain, Text: Irving Kahal). Diese Ballade begleitete die amerikanischen und englischen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges und war in etwa das Gegenstück zu dem 1939 erschienenen "Lili Marleen" von Lale Andersen, das auf deutscher Seite gehört wurde.

Einen Ausflug in die Pop-Welt gab es mit dem Song "Sweet dreams (are made of this)", mit dem die "Eurythmics" 1983 einen Welterfolg erzielten.

Als umjubelte Zugabe präsentierte man die "Hardcore-Swing-Nummer" (Peter Thoma) "Orange coloured sky" aus dem Jahre 1930, geschrieben von Milton DeLugg und Willie Stein. Nat King Cole schrieb 1950 den Songtext in einer Neuversion.

Keine Kommentare