Spalt: Jüngster Himmlischer Bote war vorher ein Engel

17.11.2014, 15:52 Uhr
Spalt: Jüngster Himmlischer Bote war vorher ein Engel

© Foto: Jürgen Leykamm

Denn vor anderen Menschen zu sprechen, ist für Elena Stecher kein Problem. Als Lektorin in der Kirche hat sie hier schon Erfahrung gesammelt und kennt diesbezüglich keine Scheu mehr. Nun heißt es, die Mauern des Gotteshauses zu verlassen und nicht mehr nur zu lesen, sondern auswendig eine Botschaft zu verkünden.

Der Prolog für ihren Marktauftritt ist ihr dabei schon in Fleisch und Blut übergegangen. Die Szenerie selbst ist ihr bereits vertraut. Sechs Jahre marschierte Elena als Engel über den Weihnachtsmarkt. Nun ist sie zum erst dritten Himmlischen Boten überhaupt in Spalt avanciert (davor nannte man ihn wie andernorts auch „Christkind“), und mit 15 Jahren ist sie zugleich der jüngste im bisherigen Terzett. Zwei Jahre beträgt die Amtszeit, die aber auch verlängert werden kann.

Als die 15-Jährige im Frühling vom Arbeitskreis Weihnachtsmarkt gefragt worden war, ob sie diese besondere Aufgabe übernehmen will, stand ihr Entschluss gleich fest. Und das, obwohl ihr Terminkalender schon recht voll ist. Denn die Neuntklässlerin der Abenberger Mädchenrealschule geht vielen Hobbys nach. Beim TSV Spalt zum Beispiel fühlt sie sich in der Leichtathletik-Abteilung sehr gut aufgehoben und ist dort ambitionierte Werferin. Wer also meint, am Weihnachtsmarkt stören zu müssen, ist schlecht beraten: Die Wurfweite Elenas beträgt 30 Meter.

Auch im Trachtenverein ist die Schülerin aktiv mit dabei, als Ministrantin ist sie dem kirchlichen Leben verbunden und hat damit also den „Draht nach oben“, was für einen Himmlischen Boten natürlich Grundvoraussetzung ist. Vom Schöpfer ist sie überdies mit einer tollen dunkelblonden Haarpracht gesegnet.

Die wird allerdings bei der Ausübung ihres hoheitlichen Amtes unter einer handgeknüpften Perücke aus Echthaar verschwinden. Entsprechend gewandet fährt Stecher dann am ersten Adventssonntag mit der Kutsche auf den Weihnachtsmarkt, wo sie mit Stadtkapelle und Vorschulkindern des städtischen Kindergartens Einzug halten wird. Kurz nach 17 Uhr ist es dann Zeit für den Prolog von der Bühne. Dass der auch entsprechend ankommt, daran feilt sie gerade gemeinsam mit ihrem persönlichen Botenbetreuer Robert Wechsler. Auf das Versmaß gilt es zu achten, es darf auch mal lautmalerisch werden und es gilt, „jede Silbe einzeln losfliegen zu lassen“, so sein Tipp. Die Arme wie zur Umarmung ausbreiten und vor allem: Lächeln!

Noch nicht nervös

Nervosität macht sich derweil noch keine breit. Aber die kommt wohl vor dem Auftritt, vermutet der Betreuer. Dann kann Stecher mit richtiger Atemtechnik oder ruhiger gehobener Popmusik ihre Nerven zügeln — „One direction“ hört sie am liebsten.

Nach dem Prolog werden Süßigkeiten am Markt verteilt. Zahlreiche weitere Auftritte schließen sich an: Am Seniorennachmittag, in der Sozialstation, im Kindergarten, bei Vereinsfeiern oder bei Regens Wagner Absberg. Überall ist der Himmlische Bote gefragt. Er soll von der guten Botschaft in der Adventszeit künden, die auf den Heiligen Abend hinweist. Dann erst ist es Zeit für das Christkind, weswegen dieser Titel in Spalt nicht vorher vergeben wird.

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