Spalter Hopfenpflanzer bringen beste Dolden ein

25.8.2016, 17:46 Uhr
Spalter Hopfenpflanzer bringen beste Dolden ein

© Jürgen Leykamm

„Das ist einfach ein Traum“, befindet auch Werner Wolf, Leiter des Rother Landwirtschaftszentrums. Als er sich eine Rebe schnappt und genüsslich eine Dolde zerreibt, um sich ihres guten Inhalts zu versichern, lächelt er zufrieden. „So einen Duft wünscht man sich vom Hopfen“, dass auch der Brauwert stimmt, scheint schon ausgemacht. Auch der geschäftsführende Vorsitzende der Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) Frank Braun ist begeistert von dem, was er sieht und riecht.

Doch wie die innere Qualität wirklich ist, müssen noch die Analysen zeigen. Die äußere jedenfalls könnte besser nicht sein. „Man sieht fast keine Blätter, sondern nur Hopfen“, betont Wolf zufrieden, als sich die Gruppe zum Foto zusammenstellt. Auch die jüngste der vier hier zusammenlebenden Generationen darf mit aufs Bild: die beiden einjährigen Zwillingstöchter des Betriebsleiterpaares Maria und Emma.

Vor vier Jahren hat Andreas Auernhammer den Hof von seinen Eltern Heinz und Elfriede übernommen und die Hopfenanbaufläche von drei auf zehn Hektar aufgestockt. Auch die doppelte Größe lässt sich mit der neuen Erntetechnik bewältigen, in die kräftig investiert wurde: 200 000 Euro, die Eigenleistung eingerechnet. Nun ist ein schnelleres Trocknen und Abfüllen der Ware möglich.

Die vier wichtigsten Aromasorten des Anbaugebiets sind es auch, die die Familie anbaut: Spalt-Spalter, Hallertauer Mittelfrüh, Spalter Select und Hersbrucker. Mit der Ernte hat man in dieser Woche begonnen und kann sich guter Bestände erfreuen. Musste er vergangenes Jahr noch die Hälfte der Fläche bewässern, so war „die Witterung in diesem Jahr für den Hopfen einfach optimal“, zeigt sich Andreas Auernhamer zufrieden. Überdurchschnittlich gute Bestände sind die Folge

Die Ertragslage werde sich wohl über dem langjährigen Mittel bewegen. Und das ist nicht leicht auszumachen – es gibt ein stetes Auf und Ab. 2011 und 2014 waren sehr gute, 2012 und 2013 eher schlechte Jahre und 2015 war „katastrophal“, so Frank Braun. So muss die Steigerung der erwarteten Erntemenge von 8000 im Vorjahr zu dieses Mal 13.000 Zentner also fast schon wieder relativiert werden. Den Wert ermittelte übrigens die Deutsche Schätzkommission, die vor wenigen Tagen Gast im Spalter Anbaugebiet war. Es umfasst knapp 376 Hektar, hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 13 vergrößert und reicht bis nach Kinding. Die Zahl der 55 Hopfenbetriebe blieb unverändert.

„Spalt-Spalter dominiert“

Auf knapp ein Drittel der Fläche wird die Sorte „Spalt-Spalter“ angebaut, das „Non-plus-Ultra im Hopfenanbau“ befindet Braun. Entsprechend groß ist die Nachfrage. Die Dolden, die die Betriebe bei der HVG abliefern, wandern bis nach Australien, Brasilien, China und in den Kongo. In den USA verfügt man sogar über eine eigene Kühlhalle. Während des Pressegesprächs ereilt Braun ein Anruf aus Südkorea – auch das dortige Bier will Spalter Hopfen, der übrigens zu 50 Prozent exportiert wird. Dass dies geschehen kann, ist harte Arbeit nötig. Auch bei den Auernhammers.

Höhepunkt ist natürlich die jetzige Ernte, die zwei Wochen dauert. Saisonarbeiter, Freunde, Familie: alle helfen mit. Dabei ist Auernhammer eigentlich Zimmerer. Doch er bekennt: „Der Hopfen ist mein Leben“. Bald avanciert er deswegen auch zum Mitarbeiter von Frank Braun. Über einen guten Markt und gute Erzeugerpreise freuen sich beide. Die Dolden seien wohl die einzigen Erzeugnisse, die heuer in der Landwirtschaft für schwarze Zahlen sorgen, vermutet Georg Zeiner, Vorsitzender des Spalter Hopfenpflanzerverbandes. Sein Stellvertreter Friedrich Kolb indes ist froh um solche aufstrebenden Pflanzer wie den 30-jährigen Andreas Auernhammer. „Wen der Hopfen mal gekratz hat, den lässt er nicht mehr los“, so Kolb.

Milchvieh findet man auf dem Hofe in Hauslach keines mehr, lediglich noch eine Jungviehaufzucht. Im Hopfenbereich aber erhofft man sich eine gute Zukunft. Zum einen würden die Brauereien immer stärker Wert auf Regionalität und Qualität gelegt. Und zum anderen hält der Trend zu hochhopfigen Bieren durch die Craftbrewer-Szene unvermindert an. Sie setzt auf Experimentierfreude und so ziehen auch exotische Sorten ins Spalter Anbaugebiet ein. Verschiedene Fruchtaromen weisen etwa Saphier, Cascade und Callista auf. Letzterer steht auch im Garten von Brauns Vorgänger Hans Zeiner. Und der Hersbrucker Pure setzt auf Vanille-Geschmack.

Gut schmeckt den Pflanzern auch die stabile Preisentwicklung. Seit zwei Jahren kommt man wieder auf seine Vollkosten – davor mussten die Dolden unter Herstellungswert verkauft werden. Die HVG will für Planungssicherheit sorgen und bietet langjährige Verträge an. Zehn Prozent der Ernte landen darüber hinaus auf dem Freihopfenmarkt, bei den großen Mengen heuer auch mehr.

Keine Kommentare