Spargelsaison im Landkreis Roth eröffnet

20.4.2018, 18:06 Uhr
Spargelsaison im Landkreis Roth eröffnet

© Foto:Jürgen Leykamm

Das Feld gehört Hans Hochmeyer, der auf 0,8 Hektar jenes Königsgemüse anbaut, das typisch ist für den Kreis und die kreisfreie Stadt Roth. Beide gemeinsam bringen es auf 51 Spargelerzeuger mit insgesamt 86,85 Hektar Anbaufläche.

Ganz nach dem Geschmack Söders, der im Freistaat keinen fabrikähnlichen Anbau jener Sonderkultur sehen will, sondern "ordentliche Felder" in kleinbäuerlichen Strukturen. Wie eben jenes des gastgebenden Landwirts, der als Direktvermarkter in seinem Hofladen den eigenen Bleich- und Grünspargel neben vielen anderen regionalen Produkten verkauft. "Ich bin ein Spargelfan", bekannte der Ministerpräsident gleich beim Eintreffen auf dem Hochmeyer-Hof, am besten schmecke ihm der aus Mittelfranken, "zusammen mit drei normalen Bratwürsten", so ein kleiner Seitenhieb auf die Nürnberger Version.

Noch beim Anstich auf dem Feld gab es dann Lob für Söders Bekenntnis zur bäuerlichen Landwirtschaft. Hier dürfe kein Gegensatz zum Naturschutz aufgebaut werden, nahm der hohe Gast den Ball sogleich auf. Als Umweltminister war er nämlich auch bereits einmal im Landkreis. Er wolle weg von einer Verbots- hin zu einer Anreizkultur, um den gesamten Mittelstand zu stärken.

Flächenkonkurrenz

Schnell kam das Gespräch auf die Flächenkonkurrenz zu sprechen: Wohnraum wird ebenso gebraucht wie etwa mehr Spargelfläche, die in ganz Bayern seit Jahren anwachse. Eine "Wert- und Grundsatzfrage", bestätigte Söder, die sich im Rahmen eines solchen Anlasses freilich nicht lösen ließ. Das Genießen lockte stattdessen – in der "Genussakademie" des Landwirtschaftszentrums, wo Hauswirtschaftschefin Ingrid Bär den Ministerpräsidenten nach getaner Arbeit begrüßen konnte. Hinter dem Begriff verbirgt sich die dortige Hauswirtschaftsschule, deren Schülerinnen des einsemestrigen Studiengangs das viergängige Menü zur Spargelsaisoneröffnung zubereitete hatten und nun kredenzten. Und das bei "Königs-Kaiser-Ministerpräsidenten-Wetter", so Werner Wolf als Leiter des gastgebenden Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Nun kam Söder verstärkt auf den Spargel zu sprechen: "natürlich, hochwertig, schmeckt perfekt". Mit Spannung könne jeder Saison jenes Gemüses entgegengefiebert werden, die auch heuer wieder bis zum Johanni-Tag andauert. Das Vertrauen, das die Spargelbauern genießen, wünsche er sich für die gesamte Landwirtschaft, die leider oft mit Misstrauen und mit Überregulierung zu kämpfen habe

. In Sachen Zuwanderung habe man es indes mit einem "laxen Rechtsstaat" zu tun. Lob für die Politik gab es im Gegenzug von Werner Wolf, seien doch alle Parteien beim Spargelanstich auf dem Feld vertreten gewesen. Das Edelgemüse sei ohnehin ein "Markenzeichen für ganz Mittelfranken", unterstrich der Rother Landrat Herbert Eckstein die Bedeutung des Anlasses. Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf sprach von der Feierstunde gar "vom schönsten Heimatgefühl, das aufkommen kann" — ihn erwartete ein internationales Wochenende mit langen Fahrtstrecken.

Die beiden CSU-Landtagsabgeordneten Volker Bauer und Karl Freller zeigten sich dankbar für die Bereitschaft Söders, sich vor Ort über den hiesigen Spargelanbau und noch mehr zu informieren. Er sei in einem Jahr schon fünfmal im Landkreis gewesen, sein Vorgänger in fünf Jahren einmal, so Bauer. Wie wichtig der regelmäßige Austausch ist, unterstrich Freller, der auf sein kürzliches Gespräch mit Miriam Adel verwies, Vorsitzende des Spargel-Erzeugerverbands Franken. Sie habe ihm erklärt, warum sie den von den Grünen gestellten Antrag auf Verbot von Spargelfolie auf Beeten mit über drei Prozent Gefälle für wenig sinnvoll halte. Denn gerade diese Praxis biete Erosionsschutz und ermögliche es auf Herbizide zu verzichten.

Tolles Signal nach außen

Freilich könne man auch beim Thema Spargel verschiedener Meinung sein, so Thomas Schmidt, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Umso besser, wenn sich darüber bei einem solchen Anlass wie diesem austauschen lasse. Die Eröffnung sei ein tolles Signal nach außen, bestätigte BBV-Bezirkspräsident Günther Felßner. "Besonders gut ist er, wenn er frisch und wenn er aus der Region ist", führte er weiter aus – ob damit der Spargel oder der Ministerpräsident gemeint war, ließ Felßner dabei offen.

"Ein echter Spargelfeiertag", so lautete das Resümee von Miriam Adel selbst. Sie zeigte sich zufrieden, dass in Franken die 1000 Hektar-Marke an Anbaufläche besagten Gemüses geknackt sei – und das auch noch auf von der EU zertifizierter Weise. Der weiße Spargel, aus dem die Gerichte der Feierlichkeit zubereitet worden waren, stamme aus Hilpoltstein, der grüne aus Schwabach.

Erleichtert war die Vorsitzende darüber, dass "wir heuer ein ganz normales Jahr haben", betonte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Vergangenes Jahr sei der Spargel schon im April zeitig gewesen. "Da dachte ich schon, das sei ein Aprilscherz." Heuer aber passe der Zeitpunkt optimal.

Verständnis äußerte sie für hiesige Pflanzer, die etwa auf Minitunnel setzten, die einen Gewächshauseffekt erzeugen. Damit will man es mit der Konkurrenz aufnehmen und ebenso möglichst früh Spargel anbieten. Doch das sei kostenintensiv und birge die Gefahr, dass bis Johanni dann schon alles weg ist.

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