Stadtbus: Probephase über den Marktplatz rollt weiter

14.11.2018, 16:40 Uhr
Stadtbus: Probephase über den Marktplatz rollt weiter

© Foto: RHV-Archiv/Carola Scherbel

Als Probephase kann man es wohl wirklich nicht mehr bezeichnen, was der Rother Stadtrat 2012 festgelegt hat: Seit fünf Jahren und fünf Monaten fährt die Stadtbus-Linie 681 über den Marktplatz statt etwas weiter westlich durch die Stieberstraße.

Damals standen Bauarbeiten am Willy-Supf-Platz an – er sollte komplett umgebaut werden, was aber bisher am nicht zustandegekommenen Straßentausch zwischen Stadt, Kreis und Land scheitert. Doch die Umleitung der Linie kam zustande – und läuft bis heute.

Ein Problem, das die Sozialdemokraten dabei sehen: An den Bus, der alle halbe Stunde über die Hauptstraße und dann im Norden Richtung Bahnhofstraße rollt, hängen sich aber auch immer wieder andere Fahrzeuge ran. Solche, die das nicht dürfen, denn die Durchfahrt ist explizit nur dem Bus erlaubt.

"Beängstigend" finden das einige, sagt zum Beispiel der Einzelhandelsverband. Den Verband und andere Organisationen hat die Stadt Roth nach dem SPD-Antrag nämlich nach ihrer Meinung dazu befragt. Und erfahren: Bis auf den Einzelhandelsverband, dessen Mitglieder geteilter Ansicht zum Fortbestand der Linienführung sind (60 Prozent wollen sie wieder über die Stieberstraße führen, 40 Prozent halten sie in der jetzigen Form für sinnvoll), sind alle Organisationen für den Fortbestand der Marktplatz-Tour.

Sowohl das Rother Inklusionsnetzwerk als auch der Seniorenbeirat führen an, dass ältere Menschen den kopfsteingepflasterten, zu steilen und nicht barrierefreien Fußweg von der Stieberstraße zum Marktplatz nicht leicht bewältigen können und deshalb auf den direkten Ein- und Ausstieg an der Hauptstraße nicht verzichten wollen. Um das verbotswidrige Durchfahren auf der Hauptstraße zu verhindern, regt der Seniorenbeirat versenkbare Poller an, die nur die Busfahrer per Fernbedienung versenken und wieder aufrichten können.

Dagegen wendet der Leiter des Rother Ordnungsamtes Roland Hitschfel allerdings ein, dass versenkbare Poller mindestens 30 000 Euro kosten würden, eventuell auch deutlich mehr, weil dafür unter Umständen Leitungen verlegt werden müssten.

"Nutzung hält sich in Grenzen"

Mit dem "Antrag auf Beendigung der Probephase" hat die SPD aber nicht nur die regelwidrigen Durchfahrten im Blick, die "immer wieder zu gefährlichen Verkehrssituationen" führen.

Die Ein- und Aussteigezahlen vom Oktober 2015 und vom April 2018 belegten schließlich, "dass sich die Nutzung sehr in Grenzen hält", wie SPD-Sprecher Andreas Buckreus aufzeigt. 25 Mal halte der Bus pro Tag am Marktplatz, "17 davon sind also Leerfahrten", lediglich bei acht Stopps steige eine Person aus, verwies er auf die jüngste Zählung an einem Freitag Ende April. Dass mehr Menschen einsteigen (Buckreus: "Aber auch nur 2,3 pro Fahrt"), liege möglicherweise daran, dass die Fahrgäste schon in der Städtlerstraße aussteigen, zum Markt laufen und dort wieder zusteigen. Die Notwendigkeit des Ausstiegs direkt am Marktplatz ist laut Buckreus durch die Zahlen also nicht belegt.

Für andere Stadträte wie etwa Sonja Möller (Freie Wähler) bedeuten die Zahlen hingegen "überraschend viele Fahrgäste". Wenn 66 Leute einsteigen (wie zum Beispiel an einem Oktobermontag 2015), dann könne sich das "doch sehen lassen".

Laut Dr. Walburga Kumar (FDP) steigen mehr Passagiere zu als aus, "weil sie ihre schweren Einkaufsnetze natürlich nicht heimschleppen wollen".

Andrea Schindler (die Grünen) votierte dafür, "den ÖPNV lieber zu stärken als zu reduzieren", auch Karl Schnitzlein (Freie Wähler) hielt es für "ein falsches Zeichen", die Linie nicht mehr über den Marktplatz zu führen. Aber: "Es geht keineswegs um das Einstellen einer Stadtbuslinie, sondern nur um die Route", gab Andreas Buckreus nochmals zu bedenken. "Doch die Frage ist: Was bringt’s?"

Daniel Matulla (CSU) verwies dagegen darauf, wie wichtig die Inklusion und wie schwer es für Menschen mit Handicap sei, zum Marktplatz zu gelangen. Eher müsse man überlegen, "das ganz große Konzept anzugehen".

Ein weiterer Vorschlag: Statt der großen Busse könnten doch kleinere Fahrzeuge über den Marktplatz fahren, regte Sonja Möller an. Das aber würde kaum Kosten sparen, wandte Bürgermeister Ralph Edelhäußer ein.

Bei der Abstimmung empfahl er, den SPD-Antrag abzulehnen. Und das taten denn auch — bis auf die drei Sozialdemokraten — alle anderen Ausschussmitglieder.

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