Stadtführung mit Nachtwächter stößt auf Resonanz

27.12.2016, 16:28 Uhr
Stadtführung mit Nachtwächter stößt auf Resonanz

© Foto: evs

Der Trommlerhaufen erhellte mit seinen Fackeln die nächtlichen Plätze und engen Gassen und ließ die Zeit ohne elektrische Straßenbeleuchtung lebendig werden. Die Trommler führten die Menge mit jeweils auf die Weglänge abgestimmten Trommelklängen zur nächsten Station.

Am Platz vor dem Pfarrhaus erläuterte Steib, warum die Stadtverwaltung dem Pfarrer bis 1982 eine „Gilt altes Rathaus“ bezahlte: Als die Herzöge von Bayern-Landshut an der Stelle des alten Kornkastens und des damaligen Rathauses ihren neuen, viel größeren Kornkasten errichteten, bauten die Heidecker ihr neues Rathaus westlich des Pfarrhauses.

Der Pfarrer musste daher schon eher Kerzen anzünden und ließ sich den Mehrverbrauch von der Stadt ausgleichen. Als das Rathaus vor mehr als 150 Jahren abgerissen wurde, wurde diese sogenannte Gilt weiterhin bezahlt und war sogar im städtischen Haushalt verzeichnet.

Mit Holznagel gesichert

Am Dr.-Max-Ring-Platz erläuterte der Nachtwächter mit Blick auf ein mittelalterliches Fachwerkhaus und auf ein jüngeres, woran sich der Unterschied von außen erkennen lässt: Bis etwa zum Jahr 1500 wurden Fachwerkstreben angeblattet, das heißt von außen aufgesetzt und mit einem Holznagel gesichert. Da Holz arbeitet, kann dieser sich lösen und damit die Verbindung.

Daher musste ab dem 16. Jahrhundert die Holzverbindungen verzapft werden, so wie es auch jetzt noch üblich ist. Beim Almosenhaus hörte man davon, dass die Bewohner dieser „Hintergass“ arm waren und nur Geißen halten konnten. Wer arm alt geworden war und nicht mehr arbeiten konnte, fand im Haus der Almosenstiftung, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts gegründet worden war, Unterkunft.

Später standen die Leute dicht gedrängt zwischen der Frauenkapelle und dem Haus „An der Kapell 1“, dem zugehörigen Kaplanshaus. Dieses wurde einst auch im Erdgeschoss mit Fachwerk errichtet, erzählte der Nachtwächter. „Damit der Benefiziat es auch schön warm hatte, besaß das Haus im ersten Stock eine Bohlenstube. Hier waren Fußboden, Wände und Decke komplett aus Holz.“

Weiter ging es in der Kapelle „Zu Unserer Lieben Frau“. Dicht gedrängt saßen und standen alle, auch auf der Empore. Steib erläuterte, dass wenige Tage vor Weihnachten hier eine Überraschung warte. Nach seinen kurzen Erläuterungen zur Geschichte des Gotteshauses erfreute die Familie-Matern-Blechbläsergruppe die Gäste mit adventlichen Melodien.

Außerdem erklangen Weihnachtslieder des Chors „Cantus Sacralis“ im Kirchenraum mit der ausgezeichneten Akustik. Mia Fürsich sagte ein passendes Gedicht auf und adventliche Gedanken von Pfarrer Josef Schierl und Pfarrerin Beate Krauß rundeten diese Station ab.

Der letzte Halt war die enge Gasse zwischen dem Bäumlerhaus und dem ehemaligen Gasthof mit Brauerei Barth-Schneider. Im Bäumlerhaus war eine Bäckerei, deren Ofen die Außenwand mit erwärmte. „Da wurde es beim Knutschen niemandem kalt“, erzählte der Nachtwächter. Wenige Meter weiter vorn an der Hauptstraße stand einst das Obere Tor. Wie in vielen Städten wurden Ende des 19. Jahrhunderts auch in Heideck die Stadttore abgebrochen. Dem damaligen Bürgermeister Barth kam das gelegen, konnte er doch mit den Steinen seine angrenzende Brauerei erbauen und auch die Steine für den Bau des Bahnhofs an der Seiboldsmühle liefern.

Mit Trommelbegleitung ging es zurück zur vom Stammtisch Fanny betriebenen Glühweinbude am Marktplatz, wo der neuerliche Erfolg noch etwas gefeiert wurde.

Die nächste Führung mit Nachtwächter Markus Steib, der sich über die große Resonanz freut, wird im nächsten Frühjahr vom Marktplatz in die östliche Hauptstraße führen. Zusammen mit Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß und Werner Wildner vom Heimat- und Verkehrsverein sammelt er schon seit dem Sommer dafür Geschichten.

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