Sturm war für Heideck eine „lokale Katastrophe“

8.4.2015, 16:20 Uhr
Sturm war für Heideck eine „lokale Katastrophe“

© Tobias Tschapka

Dieser Sturm trägt keinen Namen, weil er nur örtlich begrenzt wütete, dafür aber umso heftiger. In nur wenigen Minuten wurde eine große Fläche geschlossenen Fichtenbestands im Waldstück „Stütle“ dem Erdboden gleichgemacht. „Eine lokale Katastrophe“, nennt das Harald Gebhardt, der Bereichsleiter Forsten vom Rother Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), der sich gestern mit Heidecks Bürgermeister Ralf Beyer in der Nähe von Laibstadt ein Bild von der aktuellen Situation des Heidecker Stadtwalds machte.

Unter dem damaligen Gewittersturm litten rund 200 Hektar Wald. 60 Hektar groß ist der Heidecker Stadtwald, wobei 3,5 Hektar davon komplett dem Unwetter zum Opfer fielen. Im gesamten Landkreis dürften rund 8,5 Hektar vernichtet worden sein. Erschwerend kam hinzu, dass der trockene Boden im Juli vergangenen Jahres die Wurzeln der Bäume so festhielt, dass diese nicht im Stück umfallen konnten, sondern durch die Wucht des Windes zerbrachen oder regelrecht zersplitterten. „Dadurch ist der wirtschaftliche Schaden noch viel größer, weil dies die Qualität des Holzes stark mindert und es deswegen nicht zum Preis verkauft werden kann, den es unbeschädigt erzielen würde“, ärgert sich Bürgermeister Beyer. Rund 2200 Festmeter stark geschädigtes Holz hat der Gewittersturm im Heidecker Stadtwald hinterlassen, das entspricht in etwa dem siebenfachen Jahreseinschlag der Stadt Heideck.

Aber der Schaden war natürlich noch viel größer und erstreckt sich weit über die Landkreisgrenzen hinweg. Zwischen Laibstadt und Bergen hinterließ der Gewittersturm rund 40 000 Festmeter zersplitterte und verbogene Bäume, darunter auch in den Wäldern vieler privater Besitzer.

Aber dank des schnellen Handelns aller Betroffenen, unter anderem mit der Unterstützung der Forstbetriebsgemeinschaften und der Forstverwaltung, wurden die geschädigten Waldflächen mit dem Einsatz moderner Forsttechnik schnell wieder aufgeräumt. Dies dauerte gerade einmal vier bis fünf Wochen, dadurch wurde dem Borkenkäfer keine Chance gelassen, sich in dem Gebiet auszubreiten. Die privaten Waldbesitzer wurden ebenfalls schnell aktiv. Auch hier unterstützte die Forstverwaltung die Geschädigten mit Beratung und finanzieller Förderung.

Apropos Kosten: Bürgermeister Beyer schätzt den Schaden für Heideck auf ungefähr 10 000 Euro pro Hektar. „Im Prinzip entgehen der Stadt die Einnahmen, die sie in rund 40 Jahren gemacht hätte, wenn es Zeit gewesen wäre, die Bäume zu fällen und zu verkaufen“, so Gebhardt. Aber es hätte alles noch viel schlimmer werden können. Schon vor Jahren wurde vielerorts unter der die Landschaft prägende Baumsorte Fichte Buchen und Tannen gepflanzt, von denen die meisten die Katastrophe nahezu unbeschadet überstanden hatten und jetzt einen neuen Wald bilden. Kahlflächen mit all ihren Problemen wie Frost, Trockenheit oder Brombeergestrüpp werden so vermieden.

„Darum ist für uns auch Orkan „Niklas“ relativ glimpflich verlaufen“, meinte Gebhardt. Und auch bei der bereits kurz von dem Ende stehenden Neuanpflanzung, die das Gewitter Ende Juli vergangenen Jahres notwendig machte, setzt man auf Nachhaltigkeit. Gebhardt: „Heideck macht das vorbildlich“. Im Auftrag der Stadt werden derzeit rund 12 000 neue Bäume gepflanzt, 95 Prozent davon sind Laubbäume und Tannen, die Fichte, die vor dem Gewitter rund 60 Prozent ausgemacht hatte, komme, so Gebhardt „von alleine wieder“. Rund drei Viertel der neuen Erlen, Linden, Wildkirschen, Heimbuchen, Eichen und vielen anderen Sorten wurden bereits ausgebracht. Auch hier rechnet die Stadt mit Kosten von zwischen 8000 und 10 000 Euro pro Hektar, denn neben den Jungpflanzen müssen unter anderem die Zäune finanziert werden, die das Wild am „Knabbern“ an den jungen Trieben hindern soll.

Aber Beyer und Gebhardt blicken zuversichtlich in die Zukunft. „Ich freue mich schon auf unseren neuen Mischwald, in dem die Bürger Erholung finden können“, so Beyer, und auch Gebhardt ist davon überzeugt, dass sich die Neubepflanzung einmal in eine Augenweide verwandeln werde, dank bunten Blüten, leckeren Früchten, und den leuchtenden Blätterfarben im Herbst. „Bis es soweit ist, wird es allerdings noch ein Weilchen dauern“, sagte Gebhardt.

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