Tag der Landwirtschaft: Technik fürs Feld und Wellness für die Kuh

16.6.2014, 17:07 Uhr
Tag der Landwirtschaft: Technik fürs Feld und Wellness für die Kuh

© Jürgen Leykamm

Imposante Landmaschinen gab es etwa am Areal der Firma Maschio zu bewundern, wo der Tag mit einem Gottesdienst eröffnet wurde. Der Trend zu großen Gerätschaften ist im Agrarwesen nicht zu verkennen. Damit folgt der Landwirt als Unternehmer aber lediglich einer Entwicklung, die auch in anderen Wirtschaftszweigen zu beobachten ist.

Dass Größe und Qualität aber kein Gegensatzpaar sein brauchen, macht in Stetten Familie Hemmeter deutlich. 79 Milchkühe (inklusive Trockensteher) finden sich dort in einem weiträumigen Stall wider, der es in sich hat. Eine Bürste sorgt dort unter anderem für Kuhkomfort, die Liegeboxen mit Einstreu für Entspannung bei den Rindern, ein eigener „Kreißsaal“ für die nötige Ruhe beim Abkalben.

Der gesamte Offenfrontstall ist stets mehr als ausreichend mit Licht und Luft erfüllt. Wenn es mal zu frisch wird, können Rollos heruntergelassen werden. Dies passiert aber nur im Notfall, denn Kühe lieben es um einiges kühler als der Mensch.

Besuch von Radfahrern, die sich spontan mal den Stall ansehen wollen, ist Hans-Martin Hemmeter gewohnt. Doch der Andrang am Tag der Landwirtschaft ist auch für ihn etwas besonderes. „Ich bin schon überrascht, wie viele Besucher heute zu uns kommen!“ Und die können auch ganz aktiv werden. Zum Beispiel bei einem Fühlparcours die Futtermittel für die Kühe zuordnen.

Deren veredelte Erzeugnisse dürfen die Gäste in Form von frisch zubereitetem Eis kosten. Auch die Molkerei „Goldmilch“ präsentiert sich. Deren Leckereien bilden das Ende einer langen Produktionskette. Am Anfang steht die Futtermittelerzeugung für die Rinder. Und unter anderem dazu braucht es Landmaschinen, deren Mechanik und vor allem Elektronik immer ausgefeilter werden.

Zum Glück gibt es Experten wie Christian Wissinger in Alfershausen, der sich auf den Verleih und die Reparatur jener Konstruktionen spezialisiert hat. Recht erfolgreich: 2002 ist er als Ein-Mann-Betrieb gestartet. Heute verfügt er über ein Team von einem halben Dutzend Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr konnte ein Zweitbetrieb in Meckenhausen eröffnet werden.

Gemeinsam mit Wissinger präsentiert sich am Tag der Landwirtschaft der Forstbetrieb von Mathias Durst, der seinen Harvester vorführt. Scheinbar spielerisch schnappt sich dessen Greifer einen Baumstamm nach dem anderen und zersägt ihn noch in der Luft. Was so einfach aussieht, braucht große Konzentration. Vor allem, wenn man es wie Durst mit seiner Arbeit sehr genau nimmt. Er schlängelt sich mit dem kleinen Harvester lieber etwas durch den Wald, anstatt große Rückegassen zu bilden. Die Schäden gering halten, nachhaltig wirtschaften, das ist sein Credo.

Auch sein zweiter Betriebszweig kommt an jenem Tag zum Tragen – die Kutschenfahrten, die sein Vater Hermann übernimmt und so für Pendelverkehr zwischen den Standorten sorgt. Ihre Runde drehen auch die alten Traktoren der Bulldogfreunde Unterrödel, Oberrödel und Tiefenbach. So hat an jenem Tag alles seinen Platz: Agrarnostalgie ebenso wie das modernes, landwirtschaftliches Unternehmertum.

Und auch der Bauer als Bewahrer der Heimat tritt in Aktion. So liegen etwa an allen Standorten Unterschriftenlisten aus, mit denen man dazu beitragen will, dass der Bau der B131n verhindert wird. Eine Straße, die genau jenes Areal, an dem der Tag der Landwirtschaft stattfand, grob zerschneiden würde.

Was die Bauern noch so alles für ihre Heimat und deren Kulturlandschaft leisten, findet sich seit dem Aktionstag entlang des Radwegs von Thalmässing nach Alfershausen auf diversen Infotafeln wieder.

Auch ein Sportevent ist zur Veranstaltung geboten. Acht Mannschaften treten beim Spiel ohne Grenzen gegeneinander an. Eine künstliche Kuh gilt es zu melken und große Strohballen zu rollen. Auch der Klassiker Sackhüpfen kommt zum Tragen. Beim Schubkarrenparcours ist großes Teamgeschick gefragt: Pro Griff ein Mann heißt die Regel. Auch einer der Oldtimer kommt hier spritsparend zum Einsatz: Ein Hanomag R12 aus dem Jahre 1954 muss mit Muskelkraft gezogen werden.

Am Ende siegt die Mannschaft II der Evangelischen Landjugend Landersdorf, gefolgt von ihren Kameraden aus Roth. Der Marktrat Thalmässing sichert sich den respektablen dritten Platz. Gewonnen hat aber an diesem Tag vor allem das Ansehen der Landwirtschaft.

 

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