Tag mit Ameise und Funkgerät

28.4.2016, 17:07 Uhr
Tag mit Ameise und Funkgerät

© Foto: Carola Scherbel

Tag mit Ameise und Funkgerät

© Foto: Jürgen Leykamm

Was ist eine Ameise? Welche Funktion hat eine Merchandiserin? Und womit stattet man ein neues Badezimmer aus? Diese und mehr Fragen müssen drei junge Mädchen beantworten. Beim Girls‘ Day machen sie im neuen Obi-Baumarkt in Roth eine Rallye quer durch die Verkaufshallen – und finden auf alle Fragen Antworten.

Auch auf diese: „Wie viele Kilometer läuft ein Obi-Mitarbeiter pro Jahr durch den Markt?“ 15 sind es. Das erfahren die drei Gymnasiastinnen aus Kammerstein und Rednitzhembach schon zu Beginn ihres Besuchs von Alexander Zapf, dem stellvertretenden Marktleiter, der sie durch den (Arbeits-)Tag begleitet.

Er schickt Lisa Hofmann, Virginia Walden und Tina Hartmann denn auch auf den Rallye-Rundgang durch den erst vor wenigen Monaten eröffneten Markt. Bewaffnet mit Fragebögen erkunden sie die Baustoffabteilung, das Lager, wo die „Ameise“ (ein Hubwagen für Paletten) steht, die Bademöbelabteilung, wo sie für ihr virtuelles Bad Waschbecken, Spiegel und Armaturen finden, und das Obergeschoss, wo sie von Merchandiserin Dagmar Mühlberg alles über Werbung, Plakate und Produktplatzierung erfahren.

Rentiere und Sonnenschirme

In der Gartenabteilung lassen sie sich erklären, dass auf der „Wechselfläche“ nicht immer Gartenliegen und Sonnenschirme stehen, sondern im Winter Rentiere, Lichterketten und Christbaumkugeln ihren Platz finden. Und danach dürfen die Mädels noch ein hölzernes Blumenbord selbst montieren und lackieren.

„Echt cool“, findet Lisa den Tag, „weil man so viel selbst machen kann“. Genau das hat die Mädchen an dem Obi-Angebot so angelockt: Aktiv und kreativ sein wollen sie gern auch mal beruflich. Auch wenn ihre Pläne fürs spätere Leben (noch) vage klingen: Von der Stylistin über die Innenarchitektin bis zur Fotografin haben die drei Freundinnen schon ein paar Vorstellungen.

Die drei sind übrigens aus ihrer Klasse am Schwabacher Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium die einzigen, die am Mädchen-Tag teilnehmen. Den Grund dafür können sie nur vermuten: „Vielleicht haben die anderen nicht so viel Lust dazu, aber vielleicht wird in der Schule auch nicht intensiv dafür geworben.“

Tina, Virginia und Lisa jedenfalls genießen den Tag — obwohl oder gerade weil sie fleißig und kreativ sein können — so wie der Biber, das arbeitsame Obi-Maskottchen, das sie bei ihrer Rallye kennenlernen.

Weniger handlich

In Greding weiß Udo Müller, Geschäftsbereichsleiter Informationsgewinnung an der WTD 81, wie er das Interesse der jungen Damen wecken kann: Zuerst wirft er das Bild eines Smartphones an die Leinwand. Der Kniff wirkt. Gebannt lauschen rund zwei Dutzend Schülerinnen seinen Worten. Dann der Kontrast: Im nächsten Bild sind Soldaten zu sehen, mit weit weniger handlichen Funkgeräten.

Dafür aber sind sie überall einsetzbar und lassen die Bundeswehr völlig autark arbeiten, erklärt Müller. Er erinnert an die Anfänge der Wehrtechnischen Dienststelle 1960 im Stadtschloss Greding. Das jetzige Gelände ist zwar weniger idyllisch, dafür äußerst funktional. Dort können technische Finessen getestet werden, deren Funktionieren über Leben und Tod entscheiden. Der Suchkopf des Flugkörpers, der von einem Flugabwehrraketensystem abgeschossen wird, kommt hier genauso unter die Lupe wie der Täuschlaser, der den Einschlag im Flugzeug verhindern soll.

Die Versuche müssen natürlich technisch nachgestellt werden, denn gehen sie schief, kann es den Piloten das Leben kosten. „Da findet man nicht so viele Freiwillige“, so Müller. Den Mädchen wird es dann selbst etwas mulmig, als sie ins Visier der Flugabwehr genommen werden. Eine brennende Kerze in der Hand, gäben sie als „feindliches Flugzeug“ das perfekte Ziel ab. Aber der Auslöser des Abwehrsystems bleibt glücklicherweise unbetätigt.

Stattdessen machen sich die jungen Damen mit Nachtsichtgeräten oder Infrarotkameras vertraut. Danach gibt es erst einmal ein Eis. Damit die Himbeercreme schnell zu Eis wird, darf sie ein Bad in flüssigem Stickstoff nehmen, der als Kühlmittel an der WTD eingesetzt wird — wenn auch nicht nur Eisproduktion. Im Freien bekommen die Schülerinnen einen Controller in die Hand, der ihnen bestens vertraut ist. So manche Spielkonsole würde sich damit steuern lassen.

Doch es gilt, einen Roboter durch einen Parcours zu lotsen. Magdalena Meier aus Greding traut sich erst nicht recht, doch dann greift sie beherzt zu. Mit erstaunlicher Sicherheit lässt sie das Gefährt die Strecke entlang fahren. Ihre Kameradinnen vom Beilngrieser Gymnasium wollen ihr es da natürlich gleich tun. Erst recht, als sie erfahren, dass mit dem Roboter per Tastendruck auch „Paintball“ gespielt werden kann. „Das Schießen geht mit X, oder?“ will Isabella Rosenau wissen, doch hier unterscheidet sich die Steuerung von Playstation & Co.

Einen Modeschock gibt es ein paar Häuser weiter bei den Feldjägern zu erleben. Wer bei ihnen Hundeführer werden will, muss sich von den Vierbeinern zu Ausbildungszwecken auch mal anfallen lassen. Dazu braucht es Schutzkleidung. Und die lässt aus der zierlichen Nadine Kerschenlohr aus Schönbrunn in Sekundenschnelle eine XXXL-Version werden.

Trotzdem lassen es sich die „Girls“ in der Kantine so richtig schmecken. Danach stehen noch Vorführungen des Radarmesssystems „Skyguard“ und die eines Panzers auf dem Programm, bevor es nach Hause geht und erneut zu Smartphone und zum Controller gegriffen wird. Aber diesmal den mit der vertrauten Funktion der „X“-Taste...

Insgesamt haben im Landkreis Roth am Girls‘ Day diesmal 205 Mädchen teilgenommen, das sind „leider 25 weniger als im Vorjahr“, bedauert Walburga Bauernfeind von der Gleichstellungsstelle der Agentur für Arbeit. Aber bei den Jungs gings dafür bergauf: Hatten 2015 „nur“ 53 Buben in die nicht-typischen Jungenjobs (wie etwa Erzieher oder Altenpfleger) hineingeschnuppert, so sahen sich heuer schon 72 junge Männer in diesen Berufen um.

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