Thomas Schneider will verändern

27.9.2018, 18:20 Uhr
Thomas Schneider will verändern

© Foto: Weinig

"Wenn ich etwas ändern will, muss ich das von ,innen‘ tun. Das war vor über 20 Jahren so, als ich für das Bürgermeisteramt in Röttenbach zum ersten Mal kandidiert habe und Röttenbach für mich einfach ein unverdientes Mauerblümchendasein geführt hat. Das ist heute so, wenn ich in den Landtag will, wo meiner Meinung nach alles nur noch auf den kurzfristigen Erfolg angelegt ist." So begründet Thomas Schneider, langjähriger Rathauschef in Röttenbach, seinen Entschluss, für die Freien Wähler um ein Landtagsmandat zu kämpfen. 

Nach mehr als zwei Jahrzehnten in Röttenbach, mit einer Gemeinde, die um 18 Prozent gewachsen ist, statt – wie einst von Fachleuten prognostiziert wurde – geschrumpft ist; mit neuen Gewerbegebieten samt entsprechenden Arbeitsplätzen, neuen Baugebieten, neuen baulichen und gesellschaftlichen Angeboten für alle Generationen und deutlich gesunkener Verschuldung "habe ich das Gefühl, dass ich jetzt hier meine Pflicht getan habe und ruhigen Gewissens nach München gehen könnte."

Wenn der dreifache Familienvater aufzählt, was sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert hat, schwingt sehr wohl Stolz auf das Erreichte mit.

Wenn er als "Macher" von außen bezeichnet wird, widerspricht er nicht. Anpacken — das will er. Nicht nur in der Politik. Auch daheim. In der heimischen Werkstatt und im Garten. Nur zu gerne, aber "zu selten". Mangels Freizeit. Sagt’s, zuckt mit den Schultern und meint nur: "In einer Gemeinde unserer Größenordnung ist man als Bürgermeister eben irgendwie auch Mädchen für alles."

Und doch scheint es Schneider nicht nur um Fakten und Bilanzen zu gehen. "Mir geht es um die Menschen hier", erklärt er denn auch. Vielfach gehört in Politikerkreisen aller Coleur.

Recht und Philosophie studiert

Und doch gibt es da auch den Thomas Schneider, jenseits der Politik samt ihrer gerade in Wahlkampfzeiten plakativen Sprüche. Der neben Rechtswissenschaften Philosophie studiert hat. Den Schneider, der sich offen zum Christsein bekennt; für den das "Gottvertrauen", das er immer wieder in schwierigen kommunalpolitischen Situationen brauche, keine Redewendung ist, sondern Fakt. Der sicher ist, dass er genau an dem Platz sei, "der für mich vorgesehen ist".

Ein Gottvertrauen, das er und seine Frau gerade in den ersten Familienjahren so sehr brauchten, als ihr erster Sohn mit einem Gendefekt geboren wurde. Prognostizierte Lebenserwartung damals: ein Jahr. "Unser Klaus ist mit seinen heute 29 Jahren wahrscheinlich der glücklichste Mensch in unserer Straße, in der wir wohnen", erzählt Schneider. Die vielen Tage und Nächte voller Sorgen haben die Familie geprägt. Und eben auch dieses Gottvertrauen; die Fähigkeit, nicht nach dem "Warum" zu fragen, "wohl wissend, dass es darauf keine Antwort gibt". Sondern vielmehr zu fragen: "Was kann ich in dieser Situation tun, um sie zum Positiven zu verändern?"

Grundeinstellung mitgenommen

Eine Grundeinstellung, die Schneider mit ins Rathaus genommen hat. Was in der Familie "funktioniert", funktioniert für ihn genauso gut angesichts kommunalpolitischer Krisen (Stichwort: Schließung Firma Barthel).

Neugier — auch das ein Attribut, das Schneider in Bezug auf seine Person gefällt. Neugier im Sinn von "den Sachen auf den Grund gehen wollen" — um dann Schlüsse daraus fürs weitere Handeln zu ziehen. "Das gilt für den technisch-handwerklichen Bereich genauso, wie in der Politik". Denn vorausschauendes, langfristig angelegtes Handeln — das gehe ihm in der so genannten großen Politik eminent ab. Da kann Schneider auch mal plakativ-provokativ werden: "Die Mehrzahl unserer bayerischen Politiker ist doch mit ihrer Selbstbeweihräucherung so beschäftigt, dass es ihnen die Augen vernebelt für die wirklich wichtigen Dinge, die anstehen." Sein Vergleich: "Da sind mehr Kressebauern als Waldbauern am Werk. Sprich: "Rascher Erfolg ohne Nachhaltigkeit."

Vor Ort anfangen

Was aber ist politisch "wichtig"? Die Antwort kommt prompt: "Pflege, Rente, Klimaschutz". Aber das sind doch bitte alles keine Landes-, sondern Bundesthemen. "Stimmt! Doch auch wenn der Einfluss der CSU in Berlin schmilzt, so ist das Land Bayern doch ein Land, das großen Einfluss auf andere hat. Also müssen wir hier, vor Ort, anfangen, etwas zu verändern."

Da ist er wieder — der Wunsch nach Veränderung. "Nicht um jeden Preis", betont Schneider. "Die Risiken müssen schon kalkulierbar sein. Aber ohne Risiken geht es oft auch nicht — und er denkt unter anderem an die millionenfachen Vorleistungen, die er im Gemeinderat durchsetzte, um neue Gewerbe- und Baugebiete in seiner Gemeinde ausweisen zu können; einer Gemeinde, von der Schneider sagt, "dass man hier oft einfach nur genauer hinschauen muss, um die Schönheiten zu entdecken, die es hier zweifelsohne schon immer gibt."

Jetzt sehe er Röttenbach "so auf sicheren Gleisen aufgestellt, dass es in eine gute Zukunft fahren kann".

Dann bliebe doch Zeit, um sich zur Ruhe zu setzen. "Viel zu früh", winkt Schneider ab. "Dann müsste ich am Ende noch ein Geschäft aufmachen. Oder irgend etwas anderes."

Stillhalten, Ruhe geben — nichts für den FW-Mann, der in seinem Leben schon immer Mehreres gleichzeitig gemacht hat; Beruf mit Studium, Hausbau mit Abschlussarbeit, Prüfungen mit neugeborenem Nachwuchs. Und jetzt eben: Bürgermeistersein mit Landtagswahlkampf.

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