Trocknungsanlage: Was steckt in der Dampfwolke?

22.10.2014, 16:15 Uhr
Die ganze Saison lang lief die Trockungsanlage mit Erdgas. Zu Messzwecken wurde nun mit Braunkohle gefeuert.

© Viola Bernlocher Die ganze Saison lang lief die Trockungsanlage mit Erdgas. Zu Messzwecken wurde nun mit Braunkohle gefeuert.

Dass die Trocknungsanlage in Hilpoltstein ein derart schwieriger Fall ist, hätte sich Rik Janssen von der niederländischen Firma Dutch Dryers nicht träumen lassen. Nachdem die Betreiber der Anlage jahrelang im Probebetrieb mit Braunkohlestaub mit ihrem alten Abgaswäscher vergeblich versuchten, die Grenzwerte einzuhalten, hatte die Genossenschaft im Mai 2013 einen neuen Abgaswäscher von der Firma Dutch Dryers angeschafft und einen neuen Kamin bauen lassen. Gesamtkosten: rund 300 000 Euro.

Hersteller in der Pflicht

Kein Pappenstiel für die Landwirte, die der Trocknungsgenossenschaft angeschlossen sind. Immerhin, die Firma gewährleistet die Einhaltung der Grenzwerte. Was – wie erwähnt – bis dato noch nicht gelungen ist. Mit der Konsequenz, dass sich bei Anwohnern Widerstand rührte, der in der Gründung einer „Interessensgemeinschaft Trocknung ohne Braunkohlestaub“ (IG TOB) mündete. Die Anwohner waren und sind besorgt um ihre Gesundheit und die Lebensqualität (wir berichteten).

Nachdem die Grenzwerte mit dem neuen Wäscher und auch nach Einbau einer weiteren Filterebene wieder nicht eingehalten werden konnten, wurde die vergangene Trocknungskampagne 2014 über mit Erdgas getrocknet. Das Ziel der Trocknungsgenossen ist jedoch nach wie vor die wesentlich preisgünstigere Feuerung mit Braunkohlestaub. Das Landratsamt Roth genehmigte nun eine weitere Probemessung bei Braunkohlestaub-Betrieb.

Gestern war Rick Janssen wieder einmal zu Gast in Hilpoltstein. Seine Firma hat nun eine weitere Modifikation am Wäscher vorgenommen. Ein Tröpfchenabscheider wurde als letzte Filterstufe eingebaut – ein engmaschiges Metallgestrick, das den Feinstaub filtern soll, der nicht schon im Waschwasser hängen geblieben ist. Die Messungen sollen zeigen, ob diese letzte Möglichkeit der Modifikation hilft. Der Geschäftsführer der Trocknungsanlage, Alfred Betz, geht davon aus, dass es dieses Mal klappt.

Umwelt-Ingenieur vor Ort

Die Messungen werden von der Firma Eurofins durchgeführt, einem Messinstitut, das die Firma Dutch Dryers in Absprache mit dem Landratsamt beauftragt hat, wie Umweltingenieur Reinhard Teige vom Landratsamt bestätigt. Er informiert sich vor Ort über die Messungen. In der jüngeren Vergangenheit hatte stets der TÜV Süd die Messungen übernommen. Dutch Dryers, die die Messung auch finanzieren, möchten aber eine genauere Analyse, um die chemischen Prozesse im Wäscher noch besser verstehen zu können und die exakte Zusammensetzung des Abgasstaubes zu kennen. Gemessen werden Reststaubgehalt, Stickoxide, Kohlenstoffgehalt, Kohlenmonoxidgehalt und Schwefelgehalt im Abgas.

Ursprünglich sollten die Abgas-Messungen schon Anfang Oktober stattfinden, aber eine entsprechende Stellungnahme vom Landesamt für Umwelt ließ auf sich warten. So spät im Jahr war es für Betz schwierig, noch an Gras zum Trocknen zu kommen. Die Pellets, die bei der Messung hergestellt werden, sind für den Eigenverkauf der Trocknung bestimmt.

2015 soll nach Möglichkeit wieder mit Braunkohlestaub getrocknet werden, erklärt Betz — mit eingehaltenen Grenzwerten, aber auch mit einem engmaschigen Messprogramm durchs Landratsamt. Die Genehmigung für den Betrieb mit Braunkohlestaub gibt es nur, wenn die Werte der gestrigen Messung passen.

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