Um Spalt soll ein Bewässerungsverband entstehen

5.1.2018, 06:00 Uhr
Um Spalt soll ein Bewässerungsverband entstehen

© Foto: Jürgen Leykamm

Sie soll den Weg zum richtigen Bewässerungskonzept bahnen. Dabei gilt es einen Spagat zu wagen: Die Wasserversorgung von Obst- und Hopfengärten soll auch in regenarmen Zeiten sichergestellt sein, zugleich aber heißt es, dabei Grundwasservorkommen und Oberflächengewässer zu schonen. "Eine nachhaltige und umweltgerechte Wasserbedarfsdeckung aus dem Überleitungssystem" namens Fränkisches Seenland ist stattdessen das Ziel, so geht es aus der Projektbeschreibung hervor.

Für eine Fläche von zunächst 260 und später einmal 400 Hektar wird nun analysiert, welcher Bedarf wann besteht und mit welchen Mitteln man ihn wie stillen kann. Ein Projekt mit sehr vielen Variablen also, weswegen es auch nicht zum Billigtarif zu haben ist. Im Gegenteil: Die Studie schlägt mit 200 000 Euro zu Buche. Zum Glück für Spalt und die beteiligten Gemeinden Abenberg, Georgensgmünd, Röttenbach und Absberg gibt es die seit dem letzten Jahr greifenden bayerischen "Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben", kurz RZWas 2016.

Über sie können genau solche Vorhaben mittels eines Pilotförderprogramms mit Finanzspritzen versehen werden. Von einem halben Dutzend Anträgen im Freistaat wurden dabei letztlich nur zwei bewilligt – der Antrag der Hopfen- und Bierstadt ist einer von ihnen! Was sich finanziell enorm auswirkt: Denn nun übernimmt Bayern drei Viertel der veranschlagten Kosten. Den entsprechenden symbolischen Scheck in Höhe von 150 000 Euro konnte Umweltministerin Ulrike Scharf bereits in München überreichen. Die restlichen 50 000 Euro übernehmen die Kommunen zu gleichen Teilen.

Ein großer Triumph, über den man sich nun im Rahmen einer Feierstunde im Spalter Rathaus zu Recht gemeinsam freuen durfte. Dass der Erfolg hier auch in einer besonders guten Kooperation aller Akteure begründet ist, betonten dabei ausnahmslos alle Grußwortredner. Wie gleich zu Beginn Ulrich Fitzthum, Leiter des Wasserwirtschaftsamts (WWA) Nürnberg. Dort musste der umfangreiche und komplexe Antrag bis Ende Dezember vorliegen – Spalt hatte ihn schon im August gestellt. Eigentlich sei ein Bewässerungsverband lediglich das "Wiederaufleben lassen uralter Tradition zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit", so Fitzthum.

Leider aber sei der Kontakt zwischen den WWA und der Landwirtschaft zeitweise abgerissen. In Zeiten des Klimawandels aber rückten sie wieder näher zusammen. Denn das Wasser wird immer knapper. Dabei sei der Niederschlagsmangel nicht nur im Sommer ein Problem, sondern vor allem im Winter.

Es gibt immer weniger Schnee, der abschmilzt, im Frühjahr verfügt der Boden über unzureichendes Wasserreservoir – gerade im trockenen Franken ein großes Problem. Steuere man nicht dagegen, seien Obst- und Hopfenbauern in und um Spalt in der Existenz bedroht. Aber auch andere Landwirte seien betroffen.

Versteppung droht

Werden die Agrarflächen aufgegeben, versteppe die Landschaft und es bilde sich Wald, der wiederum die Bildung von Grundwasser verhindere. Ein Teufelskreislauf, den es zu verhindern gelte – mit nachhaltiger Bewässerung. Denn das nasse Element sei "der Motor des Lebens", wie es Werner Wolf, Leiter des Rother Landwirtschaftszentrums, betonte. Die Machbarkeitsstudie ermögliche eine konzeptionelle anstatt der bisher punktuellen Lösung für Obst- und Hopfenanbau, der so auf eine solide Basis gestellt werde.

Es läge aber noch "ein hartes Stück Arbeit vor uns", so Spalts Bürgermeister Udo Weingart. Vorrangig gelte es zu überprüfen, wie eine Versorgung aus gespeichertem Niederschlagswasser, wie Oberflächengewässer oder Uferfiltrat gewährleistet werden könne. Hierzu würden verschiedene Varianten erarbeitet. Zusätzlich zur Erstellung der Studie geselle sich die Ausschreibung für zwei Versuchsbohrungen, hinzu kommen Baugrunduntersuchungen und chemische Analysen. Dann gilt es Leitungsnetz, Pumpwerke und Speicher zu dimensionieren sowie die Bewässerungstechniken festzulegen. Das Ergebnis könne dann auch als Musterbeispiel für andere Projekte dienen.

"Ich bin sehr froh, dass das Projekt ins Laufen kommt", so Georgensgmünds Rathausvize Georg Schiffermüller. Als Berater der Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) Spalt und stellvertretender Bürgermeister Abenbergs sprach Hans Zeiner von einem sehr positiven Signal gerade für die, die nun investieren: "Es entsteht gerade der eine oder andere Hopfengarten."

Beifall hierfür gab es von Tobias Merkenschlager, Sprecher von "Spalt aktiv", ein Arbeitszirkel Spalter Junghopfenpflanzer. Bis Jahresmitte 2018 wird mit den Ergebnissen der Studie gerechnet.

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