Viel Arbeit und viel Spaß: Ralf Beyer seit 100 Tagen

5.8.2014, 17:06 Uhr
Viel Arbeit und viel Spaß: Ralf Beyer seit 100 Tagen

© Foto: Beate Windisch

Es ist kurz vor 8 Uhr und der Bürgermeister steht im ersten Stock des Heidecker Rathauses in der Teeküche, drückt den Knopf der Kaffeemaschine und überlegt, was heute alles ansteht. Die Zeit, in der Ralf Beyer seine Termine alle im Kopf hatte, ist vorbei. Es sind einfach zu viele geworden in den vergangenen Wochen.

Für den heutigen Tag sieht der Kalender erstmal zwei Gespräche mit Bürgern vor, die gestern angerufen hatten und nun ihr Problem loswerden wollen. Danach trifft er sich mit Mitarbeitern eines Ingenieurbüros wegen anstehender Bauarbeiten. Im anschließenden Gespräch mit einem Architekturbüro geht es um die Freibadsanierung. Es folgen noch eine Siegerehrung für ein Tennisturnier und am Abend schließlich die Teilnahme an der Einweihung eines Kunstwerkes. Die Tage, an denen der Rathaus-Chef vor 21 Uhr Feierabend gemacht hat, sind selten geworden. Den einen freien Tag, den er sich gegönnt hat, weiß er noch mit Datum. Das war Christi Himmelfahrt.

In seinen ersten 100 Tagen hatte Ralf Beyer alle Hände voll zu tun, sich erstmal einen Überblick zu verschaffen, sowohl in der Stadt mit ihren 17 Ortsteilen als auch im Rathaus selbst. Eine arbeitsintensive Zeit, doch gerade in seiner Anfangszeit ist Beyer absichtlich viel unterwegs, besucht zum Beispiel eine nach der anderen von sämtlichen Firmen und nimmt sich schon mal zwei bis drei Stunden Zeit für die Gespräche. Die Betriebe, egal ob der kleine Handwerker oder das Unternehmen mit bis zu 70 Mitarbeitern, sind schließlich wichtig für Heideck, „sie bringen die Arbeitsplätze“. Die Gewerbeförderung ist eines der Hauptanliegen des neuen Bürgermeisters. Da sei in der Vergangenheit schon viel falsch gemacht worden, seien zu viele Firmen weggegangen, vier allein in den vergangen fünf Jahren. Mehr Gewerbeflächen „sind daher der Dreh- und Angelpunkt“.

Doch bis hier wirklich etwas passiert, braucht es noch eine Weile. Im Moment ist Beyer nach eigener Aussage noch ein bisschen „in der Findungs- und Lernphase“. Der 40-Jährige hat Maschinenbau studiert und die vergangenen Jahre als Betriebsleiter bei der Heidecker Firma Opitz gearbeitet. Jetzt ist er der Chef von 60 Mitarbeitern in Rathaus, Schule, Kita und Bauhof. Die Verwaltung, gibt er unumwunden zu, „ist komplett Neuland“.

Das er aber nicht ganz unvorbereitet betreten hat. Noch vor seinem ersten Arbeitstag hat Beyer zwei Schulungen absolviert – eine vom bayerischen Gemeindetag, die andere vom bayerischen Selbstverwaltungskolleg – und sich von der Bauleitplanung bis zur Gebührenerhebung damit beschäftigt, wie Verwaltung funktioniert. Hilfe gibt es bei Bedarf außerdem von den Bürgermeister-Kollegen, die man regelmäßig bei den gemeinsamen Dienstbesprechungen trifft. Denn nun dreht sich der Alltag nicht mehr um Maschinen und Anlagen, sondern um Großbaustellen wie den Kanalbau in Altenheideck, Tautenwind und Laffenau sowie um kleine Alltagsprobleme wie morgens krähende Hähne oder Traktoren, die am Campingplatz vorbeifahren und Staub aufwirbeln.

Viele Jahre hatte Ralf Beyer nicht mehr in seiner Heimat gelebt. Erst 2008 ist er aus Stuttgart zurückgekommen, hat in der Firma seines Onkels angefangen und sich zunächst eine Wohnung in Roth genommen. Inzwischen ist er wieder ins ehemals elterliche Haus eingezogen (die Eltern Beyer haben nebenan neu gebaut).

Und er kennt sich auch wieder gut aus auf den Straßen der alten und jetzt wieder neuen Heimat. Die Wohnungsbesuche im Wahlkampf haben da genauso geholfen wie die Ortstermine für Baumaßnahmen oder Besuche bei Bürgern und Vereinen, die etwas zu feiern haben, „da hat man schnell wieder einen Überblick“. So manchen Besuch macht er bewusst zu Fuß, „ein Fußgänger sieht mehr als ein Autofahrer“.

Wenig Zeit für andere Dinge

Sein bislang größtes Problem als Rathaus-Chef? „Der wenige Schlaf“, sagt Beyer sofort. Und die Erkenntnis, im Moment nicht viel Zeit für andere Dinge zu haben. Zuhause liegt noch die Steuererklärung vom vergangenen Jahr. Von den Möbeln, die er vor der Wahl angefangen hat zu bauen, ist bislang nur das Bett fertig. Und sich einfach mal aufs Rad zu schwingen, ist auch (noch) nicht drin.

Bereut hat Ralf Beyer seinen Entschluss, sich zur Wahl zu stellen, dennoch nicht. Auch wenn gerade jetzt in der Anfangszeit die Arbeitstage sehr lang sind, bis jetzt, so der Neu-Bürgermeister, „gab es noch keinen Tag, an dem es nicht unheimlich viel Spaß gemacht hat“.

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