Vom Desaster zum geilsten Marketing-Gag

28.1.2019, 15:52 Uhr
Rother Kinder und Jugendliche stellten dem Rother Stadtoberhaupt Ralph Edelhäußer allerhand Fragen.

© Foto: Marco Frömter Rother Kinder und Jugendliche stellten dem Rother Stadtoberhaupt Ralph Edelhäußer allerhand Fragen.

"Wir standen da, wie die Deppen der Nation – aber mit einer tollen Veranstaltung", erklärte Edelhäußer in Bezug auf die Frage, was das "Drama rund um die Wunschzettelaktion" beim letzten Weihnachtsmarkt denn nun wirklich sollte. Bis zu 3000 Zettel hingen in den vergangenen Jahren am Weihnachtsbaum; mit vielen Wünschen, die nur mit sehr viel Aufwand erfüllt werden konnten. Und: "Jeder Zettel musste gelesen und abgearbeitet werden. Das wurde uns einfach zu viel", so Edelhäußer.

Nachdem der Datenschutzbeauftragte der Stadtverwaltung ebenfalls den mahnenden Zeigefinger gehoben hatte, gestaltete sich die Situation noch komplizierter. Die Datenschutzhinweise – immerhin eine komplette Seite – wollte Edelhäußer nicht auf den Wunschzetteln haben. Auch ein "Plan B" mit einer Verlosung gefiel den Veranstaltern nicht besonders. Zwischenzeitlich hatte Antenne Bayern Wind von dem Dilemma bekommen und bot "Hilfe" an. "Es war der geilste Marketing-Gag der Stadt Roth überhaupt", gab Edelhäußer lachend zu. "Unser Christkindlesmarkt wurde medial so aufgeputscht, dass nicht nur RTL, CNN und viele andere Radio- und Fernsehstationen über Roth berichteten. Selbst eine Zeitung in Australien schrieb über uns."

Unter den rund 30 vorab gesammelten Fragen ging es oftmals auch um den "Dauerbrenner" Hallenbad. Dieses Thema lasse Edelhäußer nach wie vor "nicht kalt". Ein Hallenbad würde bei der Stadt Roth mit bis zu 15 Millionen Euro und rund einer Million Euro Unterhaltungskosten im Jahr zu Buche schlagen. Ein Spaßbad möchte Edelhäußer aber nicht bauen lassen: "Ich kann mir vorstellen, dass ein Hallenbad mit einem 25-Meter-Becken sowie mit einem Lehrschwimm- und Kinderbecken ausgestattet werden kann."

Die Folgekosten würde Edelhäußer aus städtischen Mitteln an die Stadtwerke bezahlen: "Sonst steigen die Gas- und Wasserabschläge." Derzeit werde darüber nachgedacht, ein Hallenbad auf einer Freifläche Nähe des Schulzentrums zu errichten. Auch auf dem frei werdenden Gelände der Leonischen Drahtwerke wäre ein entsprechender Platz denkbar: "Dort kann es aber acht bis zehn Jahre dauern, bis gebaut werden darf." Warum im Rother Freizeitbad kein Zehn-Meter-Sprungturm installiert wird, beantwortete der Bürgermeister einfach: "Das war nie geplant und eine Aufrüstung ist aus statischen Gründen unmöglich."

"Kommt der Tedi nun in die Rothmühl-Passagen?", lautete eine weitere Frage. Hier gab es ein klares "Nein" vom Bürgermeister. Er sei von Anfang an gegen diese Idee gewesen, da er sich in der Nähe eines Vier-Sterne-Hotels etwas "hochwertigeres" wünschen würde. Doch er habe keine großen Hoffnungen, dass die leeren Ladenflächen bald wieder gefüllt werden würden: "Die Rothmühl-Passagen haben ein schlechtes Image, es ist schwer, dort etwas vermittelt zu bekommen."

Valentin-Stadthalle?

Anders hingegen sieht es mit der Valentins-Passage aus: "Wir prüfen derzeit, ob wir dort eine neue Stadthalle unterbringen können." Alternativ stünde ein "Indoor-Marktplatz" auf dem Plan. "Wir brauchen einfach wieder mehr Frequenz im Zentrum. Ich würde auf dem Marktplatz auch kein Geschäft eröffnen wollen – das wäre wie Selbstmord", gab Edelhäußer zu.

Der Rother Bahnhof beschäftigte die Jungbürger ebenfalls. Edelhäußer erklärte, dass eines der dort größten Probleme das Fehlen von Toiletten sei. Auch die Parkplatzsituation sei mangelhaft. Würde der Bahnhof zum Verkauf angeboten werden, habe die Stadt Roth großes Interesse: "Ich würde sofort zuschlagen." Derzeit würden Gespräche mit Anwohnern laufen, um eventuell Toiletten in der Nähe des Bahnhofs aufzustellen. Es sei sehr schwer etwas zu finden, da der Stadt keine Flächen gehören: "Das geht mir richtig auf den Zeiger." Um die Parksituation zu verbessern, werde jedenfalls die Straßenführung verändert: "In zehn bis 15 Jahren ist auch ein Parkdeck denkbar."

Der Abenteuerspielplatz im Stadtgarten werde 2020 neu gebaut. Kostenpunkt: zirka 15 000 Euro.

In der Stadt und den Ortsteilen werden jährlich zwei bis drei Spielplätze saniert.

Einen "zentrumsnahen Jugendplatz" hält Edelhäußer derzeit für nicht realisierbar.

Für eine zweite Graffiti-Wand habe die Stadtverwaltung grundsätzlich ein offenes Ohr.

Im Stadtgebiet leben derzeit rund 500 Asylbewerber. Davon befinden sich 350 in der Otto-Lilienthal-Kaserne.

Um Lücken beim Fahrplan der Stadtbusse zu schließen, besteht die Möglichkeit einen "Ruf-Bus" oder ein Sammeltaxi zu bestellen.

Es wird geprüft, ob sogenannte "Pfandringe" an öffentlichen Mülleimern angebracht werden können. Diese würden es Menschen erleichtern, Pfandflaschen im Müll zu finden. "Why not", so Edelhäußer.

Das Open-Air-Kino im Schlosshof findet dieses Jahr nicht statt. Dagegen wird "Roth am Strand" an drei Tagen am Stück ausgerichtet.

Für ein "großes Ehrenamtsfest" seien derzeit keine Mittel vorhanden.

Für eine Diskothek ließe sich kein Betreiber finden. Auch eine geeignete Örtlichkeit fehle in Roth: "Die Nachfrage nach Discos lässt auch nach."

Neben seinem "Facebook-Account" sei Edelhäußer jetzt auch auf Instagram erreichbar: "Es muss alles abgedeckt sein." Rund zwei bis drei Stunden täglich investiert der Rathauschef für die Pflege seiner Internetpräsenz.

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