Vom Wandteppich bis zur Esse

4.10.2015, 16:44 Uhr
Vom Wandteppich bis zur Esse

© Fotos: Tschapka

Vom Wandteppich bis zur Esse

© Fotos: Tschapka

Vermutlich hatten an der großen Teilnehmerzahl auch die milden Temperaturen in dieser Nacht ihren Anteil, so dass niemand vor Kälte oder Nässe zitternd von Museum zu Museum eilen musste. Die knapp vier Kilometer nach Eckersmühlen hätte man jedoch auch mit den Shuttlebussen trockenen Fußes geschafft. Aber es herrschten angenehme Temperaturen in dieser Nacht – perfekt für kulturinteressierte Nachtschwärmer.

Kurz vor acht Uhr begrüßten Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer und die stellvertretende Landrätin Hannedore Novotny im Ratiborer Schlosshof die ersten Besucher und wünschten ihnen eine aufregende Nacht im Schloss und allen anderen Besichtigungsstätten.

Laut knarzten die alten Holzböden im alten Markgrafenschloss, dem Wahrzeichen der Stadt Roth, als sich die erste Besuchergruppe auf den Weg machte. Vorbei an dem großen Elchkopf im Treppenhaus, von dem niemand so genau weiß, woher er stammt, ging es weiter in den holzgetäfelten Speisesaal, wo eine Bilderschau aus dem „Fotoalbum der Baronin von Stieber“ in einer Endlosschleife gezeigt wurde, und schließlich weiter in den Prunksaal.

Neben den interessanten Erläuterungen der Schlossführerinnen bezüglich der unzähligen Deckenmalereien mit leicht bekleideten Damen sowie der Wandteppiche mit Szenen aus Homers Odyssee gab es dann auch noch passend zum historischen Ambiente Gesang der Rother Sopranistin Angela Rudolf, die von Elena Fainberg an der Harfe begleitet wurde.

Versteckte Eulen aus Plüsch

Beim Rundgang durch das Schloss lohnte es sich in doppelter Hinsicht, die Augen offen zu haben, denn überall waren kleine Plüscheulen versteckt, die die (überwiegend jungen Finder) behalten durften.

Im Industriemuseum ratterten laut die alten Maschinen, die Roth damals zur industriereichsten Kleinstadt gemacht hatten. Zwar spukte in diesem Jahr nicht, wie in den Vorjahren ein extra für die Museumsnacht engagierter „Geist“ durch die Gänge, dafür hatten sich die Mitglieder des historischen Vereins ein Musikquiz ausgedacht, bei dem anhand der Melodie „Lieder zur Nacht“ erkannt werden mussten. Jede Stunde begann eine neue Führung, aber natürlich konnte man auch auf eigene Faust die überwiegend aus Holz gefertigten Zeitzeugen der damaligen industriellen Revolution erkunden.

Wer sich die Gebäude des historischen Eisenhammers bei Eckersmühlen anschauen wollte, musste erst einmal einen kurzen Waldweg passieren, der links und rechts von kleinen Fackeln erhellt wurde. Ohne Feuer und Glut lief freilich auch bei der Produktion im Eisenhammer nichts. Bei den Führungen konnten sich die Besucher ein Bild davon machen, wie hart die Arbeit der Schmiede damals war, die Tag für Tag an der Funken sprühenden Esse standen und darüber hinaus Ohren betäubendem Lärm ausgesetzt waren.

Wesentlich ruhiger, aber ebenso historisch erwies sich ein Rundgang durch die Ausstellungen im Nebengebäude zu den Themen Industrialisierung im Landkreis Roth und dem Weg vom Erz zum Eisen.

Schließlich gab es zur jeden vollen Stunde auf dem Hof des Eisenhammers eine Show des Feuerkünstlers Eberhard Wolter, der zeigte, was man mit Feuer jenseits des industriellen Nutzens noch so alles anstellen kann.

Bis Mitternacht dauerte die Museumsnacht, dann kehrte wieder Ruhe ein in den alten Gemäuern und historischen Stätten – bis sie in zwei Jahren wieder zur nachtschlafenden Zeit ihre Tore öffnen werden.

 

Keine Kommentare