Von Platon bis Erdogan

22.10.2017, 16:02 Uhr
Von Platon bis Erdogan

© Foto: Manfred Klier

Und um bei seinen intelligenten und fantasievollen Wortspielen mit Zwei- bis Mehrdeutigkeiten zu bleiben: In seinem Wohnzimmer auf der Bühne stapeln sich die Pakete, die er vom türkischen Paketfahrer Murat angenommen hat, denn Jonas hatte sich zunächst gedacht: "Ich nehme an, dass ich die zwei Packln annehmen kann!" Jetzt ist er der "Packl-Bruno" und wartet darauf, dass sie von den Nachbarn abgeholt werden. Die hatten zwar im Internet bestellt, waren aber bei der Zustellung nicht daheim.

An diesem Abend ist Mitdenken angesagt. Natürlich gibt es bei seinem hintergründigen Humor auch viel zu lachen, was von einigen Besuchern lauthals überstrapaziert wird, auch dann, wenn es gar nichts zu lachen gibt. "Glauben Sie, dass das Richtige falsch ist, wenn es der Falsche sagt?", fragt Jonas in den Saal. Da muss man schon kurz nachdenken.

Oft gebrauche er deshalb den Konjunktiv, dann sei er auf der sicheren Seite: "Ich entwickle mich zum freilaufenden Gänsefüßchen." Bei den Grünen sei immer Apokalypse dabei, und Cem Özdemir will den Verbrennungsmotor abschaffen. "Das ist doch alles a G‘schmatz", poltert Jonas, wo doch die Stickoxidbelastung in geschlossenen Räumen um ein Vielfaches höher sei als im Freien. Am besten solle man sich nicht im Büro aufhalten. Selbst amerikanische "Ratzn" hätten bei hoher Dosierung allenfalls mit Reizhusten reagiert. Zum Trotz habe er einen Turbodiesel gekauft.

"Sie sind ein intelligentes, kluges Publikum", lobt er seine Zuhörer. "Aber wenn ich Sie so anschaue", fährt er fort, "dann möchte ich über die Rente sprechen." Das Rentenloch sei schon 1976 absehbar gewesen. Aber immer habe es geheißen: "Die Rente ist sicher!" Jonas‘ viel belachter und beklatschter Vorschlag: Männer ab 65 steigen in den Zeugungsakt mit jungen Frauen ein. Der Vater passt dann daheim auf die "Fratzn" auf und wenn sie schreien, ist das nicht so schlimm, denn er hört schlecht. Die Frau kann sich bei der Arbeit selbst verwirklichen.

Wenn es, wie Erdogan behauptet, in Deutschland so gefährlich ist, folgert Jonas, schickt er uns vielleicht keine Flüchtlinge mehr. Erdogan kenne sich auch in der Geschichte aus, denn er habe Völkermord-Kompetenz. Aber er besitze auch Gedicht- und Literaturkompetenz, wenn man nur an Böhmermann denke.

Laubbläser, Iwatch und Samsung sind als Nächste dran. Der Laubbläser sei ein lautes Drecksglump. Früher gab es meditatives Laubkehren. Auf der Apple Iwatch kann man sogar die Zeit ablesen, aber sie kann noch mehr. Blutwerte könne sie ermitteln und Schritte zählen. Die Blasenapp macht auf den Toilettengang aufmerksam, und Google World zeigt alle Toiletten an. Nur wenn der Puls als Nulllinie angezeigt wird, heißt es: "It’s all over now!"

"I siag Leit und woaß net, wies hoaß’n!", gesteht Jonas. Da hilft das Samsung Galaxy. Es hat eine Gesichtserkennung. Man hält das Smartphone dem Gegenüber vors Gesicht und das Handy verkündet: "Des is a Depp, den brauchst net kenna!" "Aber", fragt sich Jonas, "wo nehme ich die Zeit her, um das alles zu benutzen?" "Vielleicht bist Du die Benutzeroberfläche", meint seine Frau.

"Wahrheit ist eine regulative Idee", hat der Philosoph Immanuel Kant in seiner Kritik der reinen Vernunft behauptet. "I glaab, der Trump hat Kant gelesen", folgert Bruno Jonas. Aber, so fragt er weiter: "Gibt es den Trump wirklich?" Er will ihn fragen: "Is something wrong in your head?"

Philosophisch hochgeistige Wortspielereien über so ziemlich alle bekannten Politiker folgen. Da wird zuweilen ein "Applaus-Defizit" vonseiten des Protagonisten humorvoll bemängelt. Es dauert halt manchmal ein bisschen. Viel überflüssiges Gerede gebe es von Kommentatoren, die über "die Stimmung vor Ort" berichten. Fehlte nur noch, dass bei einem Bombenalarm von "Bombenstimmung" die Rede sei. Die Endung "ing" sei negativ besetzt. Also müsse beispielsweise aus dem Flüchtling ein Flüchtel werden. Claudia Roth weiß es noch besser: Individualreisender. "Der Islam gehört zu Deutschland", hat es geheißen. Jonas schlägt unter viel Applaus vor: "Die Vernunft gehört zu Deutschland." "In der Pause will Ihnen jemand meine Bücher verkaufen!", erklärt Jonas schelmisch. Schließlich ist er auch als Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler erfolgreich.

Nun greift er zur Gitarre. " I bin a Klugscheißer, weil i so g’scheit bin", singt er dazu, denn "Musik ist befreiend". Dann ist er wieder bei Trump. Ob die Bundeswehr die Amerikaner befreien müsste, so wie damals die Amerikaner Deutschland befreit haben? Bei den Österreichern müsse man aufpassen, denn "die haben uns schon einmal einen geschickt".

Jetzt tritt die Büste des griechischen Philosophen Platon in Aktion, die schon die ganze Zeit auf einem Paketstapel steht. Er hat bereits im 4. Jahrhundert vor Christus die Demokratie als die ideale Staatsform beschrieben. "Aber ein paar Deppen sind halt immer wieder darunter", ergänzt Jonas. "Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes", fährt er fort, "aber bei einigen hat er sich verschöpft." "Der g‘scheite Depp is depperter als der depperte Depp, denn der Depperte merkt nicht, wie deppert er is", lautet eine weitere philosophische Betrachtung.

Natürlich fordert das begeistert applaudierende Publikum eine Zugabe. Die gibt es musikalisch. Das Volkslied "Ade zur guten Nacht" ist angekündigt. Aber so einfach geht das bei Bruno Jonas nicht. Mit sonorer, kräftiger Stimme interpretiert er das Lied zunächst in einer urkomischen Jazz-Parodie. Dann stimmt er zusammen mit den Zuhörern die romantische Originalfassung an und verabschiedet sich mit: "Pfüat eich! Servus!"

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