Wanderreporter Georg Körfgen und die Klöppelkunst

6.9.2017, 20:01 Uhr
Systematischer Wechsel von Spulen und Fäden im Mehrfachsystem: Wanderreporter Georg Körfgen versucht sich auf seiner zweiten Station in Abenberg an der Kunst des Klöppelns.

© Georg Körfgen Systematischer Wechsel von Spulen und Fäden im Mehrfachsystem: Wanderreporter Georg Körfgen versucht sich auf seiner zweiten Station in Abenberg an der Kunst des Klöppelns.

Also ich und Handwerkskunst, na ja. Und dann auch noch in einem, sagen wir, eher weiblichen Bereich angesiedelt. Ich bin kein Mann, der gerne strickt oder häkelt. Und nun klöppeln. Auf Burg Abenberg hat mich Museumsleiterin Kerstin Bienert aber derart freundlich zum Klöppeln eingeladen, dass ich nicht Nein sagen konnte. Die Geschichte des Klöppelns, das vor allem im Erzgebirge eine lange Tradition hat, ist in Abenberg untrennbar mit dem Kloster Marienburg verbunden, 1488 von den Augustinerinnen gegründet.

+++ Hier finden Sie die Etappe von Abenberg nach Spalt +++

Die dort als Nonnen lebenden Töchter Nürnberger Patrizier brachten über die Handelsbeziehungen ihrer Väter mit Italien die Kunst nach Franken. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte die Klöppelkunst in Abenberg ihren Höhepunkt, weil nun vor allem leonische Gespinste als Werkstoff (statt Leinen) "in" waren. Die Technik des Drahtziehens wiederum war durch geflohene Hugenotten aus Frankreich hier heimisch geworden. Für Messgewänder, Decken, Trachten, aber auch modische Accessoires waren diese metallenen Gewirke weltweit gefragt. Bienert: "Auch der Zirkus war ein wichtiger Abnehmer."

Mühsam und anstrengend

In Abenberg wurden sie von Familien in Heimarbeit hergestellt. "Auftraggeber waren die leonischen Werke rundherum, hier meist die Firma Aurnhammer und Söhne aus Treuchtlingen", erzählt Kerstin Bienert. Die Arbeit war mühsam und anstrengend, es kam auf höchste Präzision an. Auch die Kinder mussten mithelfen, wie so oft bei Heimarbeit. Das Klöppelmuseum auf Burg Abenberg und eine Klöppelschule im Ort erzählen bis in unsere Tage von dem Kunsthandwerk.

"Heute wird aus allem geklöppelt, was irgendwie ein Faden ist", sagt Bienert. Bei einer Kunstaktion 2016 auf der Burg klöppelten zwei Schweizerinnen mit Hochspannungsdrähten.

Ach ja, ich und das Klöppeln. Nach dem dritten Versuch im Museum und nachdem Museumschefin Bienert meine Hände wieder entwirrt hatte, gab ich es auf. Klöppeln und Körfgen - das wird nix mehr.

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