Wenig Lust auf Modellschule für die "Mittelstufe plus"

23.1.2015, 06:00 Uhr
Wenig Lust auf Modellschule für die

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Der Streit darüber, wie lang die Schulzeit an bayerischen Gymnasien dauern soll, währte lang und war heftig, sogar ein Volksbegehren wurde gestartet (und verloren). Dann schwenkte Kultusminister Ludwig Spaenle um und kündigte eine Reform des G 8 mit einer flexiblen Mittelstufe an – die Schüler könnten sie in drei oder in vier Jahren durchlaufen.

Einen Rechtsanspruch auf neun Jahre Schulzeit sollte es aber nicht geben, und die Zahl der „Neunjährigen“ sollte ebenfalls kontingentiert sein. Als der Aufschrei ertönte, ruderte die Staatsregierung zurück, also doch keine Kontingentierung. Aber auch nicht mehr Geld — in Form von mehr Lehrern für mehr Klassen. Denn mehr kosten darf das Plus-Konzept nicht.

Auf Tauglichkeit prüfen

Wie das funktionieren wird, soll jetzt es erst einmal getestet werden: 30 bis 40 Gymnasien (von mehr als 400 in Bayern) können laut Minister Spaenle das Konzept „Mittelstufe plus“ in einem zweijährigen Modellversuch auf seine Alltagstauglichkeit prüfen. Die Bewerbungsfrist dafür läuft bis Ende Februar. Dass von den drei Gymnasien im Landkreis Roth eines dabei sein wird, ist eher unwahrscheinlich. Aus mehreren Gründen.

Am Gymnasium Hilpoltstein hat man bereits beschlossen: „Wir werden uns nicht bewerben“, sagt der stellvertretende Schulleiter Richard Motz. Seine Begründung: „Die Schule wird derzeit umgebaut, wir haben gerade die erweiterte Schulleitung eingeführt, und wir krempeln unseren kompletten Lehrplan zum Cluster-System um. Wir haben also Arbeit bis zum Umfallen.“ Außerdem müsse die „Mittelstufe plus“ (Motz: „Der Begriff G 9 ist strikt verboten!“) im Detail noch durchforstet werden, weil „viel Verantwortung in die Gymnasien gelegt wird“. So liege es im Ermessensspielraum der jeweiligen Schule, wer an der verlängerten Form teilnehme. Und es sei auch nicht ganz leicht, das Konzept in den Stundenplan zu integrieren, „weil wir so viele Ausbildungsrichtungen haben“. Konkret: „Müssen/können wir dann eine eigene Klasse einrichten?“

Für Dr. Rudolf Kleinöder, den Leiter des Gymnasiums Roth, ist „schon nachvollziehbar“, dass es zunächst kein zusätzliches Budget dafür gibt, „weil wir ja in den ersten Jahren noch nicht mehr Schüler haben“. Erst wenn die Mädchen und Jungen dann ihr viertes Mittelstufenjahr antreten, bleiben sie länger.

Trotzdem hält er die Umsetzung für eine große Herausforderung. Ob das Rother Gymnasium auf den Bewerbungszug aufspringt, kann er noch nicht sagen, erst werde mit Kollegium und Eltern diskutiert, er persönlich sei da nicht mehr so euphorisch wie am Anfang. „Aber selbst wenn wir uns bewerben, heißt das nicht, dass wir ausgewählt werden. Die Auswahl trifft das Ministerium.“

Auch am Gymnasium Wendelstein ist noch nicht entschieden, ob man sich für die Pilotphase bewerben will. „Aber die Tendenz geht eher dahin, es nicht zu tun“, meint Schulleiter Dr. Johannes Novotny. Warum? „Weil ich den Eindruck habe, dass das eine sehr offene Baustelle mit vielen großen Fragezeichen ist und wir viel Energie verwenden dafür müssten, die wir aber woanders brauchen.“ Und: „Die Randbedingungen machen die Sache nicht attraktiver“, fügt er hinzu, mit dem Hinweis auf die „Stundenzahlen, die noch nicht feststehen“ und dass es „keinen Lehrermehraufwand geben darf“.

Zu viele Fragezeichen

Prinzipiell sieht Novotny hinter dem „Kompromiss“ um das verlängerte G 8 noch viel zu viele Fragezeichen“ und befürchtet, dass der Bruch zur oder nach der verlängerten Mittelstufe für Schüler „schwer zu packen ist“. Sein Fazit: „Ideal erscheint mir das für einen Regelbetrieb noch nicht.“ Ihm persönlich, so der Studiendirektor, wäre ein „geordneter Rückzug zum G 9 lieber gewesen“.

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