Wenn die Heckenschere auf das Röhrenradio trifft

29.11.2016, 16:10 Uhr
Wenn die Heckenschere auf das Röhrenradio trifft

Ein Besuch bei einer Veranstaltung dieser Art in Altdorf gab die Initialzündung. Nun soll auch in Hilpoltstein repariert statt weggeworfen werden. Moralische Unterstützung will man sich zum eigenen Start aus den Niederlanden holen – mit einer dann doch nicht zustande gekommenen Liveschaltung zu Martine Postma, Chefin des internationalen Netzwerks der temporär eingerichteten Selbsthilfewerkstätten, bei denen Kaffee und Kuchen Teil des Konzepts sind.

Statt zur Gabel greift der Hilpoltsteiner Torsten Frohns lieber zum Spannungsprüfer. Der Elektroinstallateur, der bei den Sportfreunden als Tischtennisspieler aktiv ist, schnappt sich einen Satellitenempfänger, den ihm Fußballer Benny Seitz hinstellt. Das Teil wird auf Herz und Nieren geprüft, für die letztlich erfolgreiche Feinarbeit schleppt er sogar eine Werkstattleuchte an.

Die braucht Norbert Birkel aus Hilpoltstein nicht. Den Föhn wieder flott zu kriegen, den ihm die Thalmässingerin Ute Hussendörfer in die Hand drückt, ist für ihn „ein Klacks“, wie er sagt. „Das waren nur zwei Drähte“, sagt der Betriebselektriker – und schon weht es warm durch den Saal. In anderen Haushalten wäre das Gerät wohl gleich in den Elektromüll gewandert. Bei Hussendörfer übrigens nicht: „Ich hätte den Föhn zu einem Freund von mir gebracht, wenn die Reparatur hier nicht geklappt hätte“, betont sie. Der Hinweis in der Zeitung hat sie nach Hofstetten geführt und lässt sie von dort wieder glücklich ins heimische Badezimmer ziehen.

Harte Nuss

Der Drucker hingegen, mit dem Frieda Schröppel aus Eysölden Elektrotechniker Hans Hienzerle konfrontiert, erweist sich als schwer zu knackende Nuss. Schon die Fehlermeldung hinsichtlich des Tintenbehälters ergibt keinen richtigen Sinn. So wird das Gerät einfach mal gereinigt, was kurzfristig hilft. Doch nun zeigt es einen anderen Fehler – die Nummer 5012. Im Laptop am Nachbartisch lässt sich via Internet erfahren, was es damit auf sich hat. Schröppel geht ihrem Helfer zur Hand, wo es nur geht, doch der Defekt will nicht weichen. Nichtsdestotrotz „finde ich es super, dass es so etwas bei uns jetzt gibt!“

Das findet Oskar Lindner auch. Der Allersberger deckt den Radio- und Fernsehtechnikermeister Dieter Vinkel aus Hilpoltstein gleich mit mehreren Geräten ein. Beim ersten ist ein herstellerspezifischer Chip defekt. „Der Käfer mit 140 Beinchen“, so Vinkel, muss nun erst noch besorgt werden. Weiter geht es mit einer Universalbohrschleifmaschine. Es fehlt der passende Kondensator, was sogleich notiert wird. Nun heißt es, das Ersatzteil besorgen, beim nächsten Treffen folgt der nächste Anlauf.

Werkzeuge laufen heiß

Bei der Premiere des „Repair Café“ laufen bald die Werkzeuge heiß. Leider aber keineswegs die nicht mehr zu rettenden Heizspiralen zweier Tischgrills, derer sich Birkler mittlerweile annimmt. Eigentlich will er aus zwei defekten Grills einen funktionierenden machen. „Da wird sich mein Mann aber freuen!“, jubiliert Gabriele Frank-Müller aus Meckenhausen, allerdings zu früh. Auch die Spiralen müssen erst nachbestellt werden. Mit einer reparierten Heckenschere kommt aber schon das nächste Erfolgserlebnis.

Außerdem gibt ein Röhrenradio plötzlich wieder Töne von sich. Dafür sorgt Radio- und Fernsehtechniker Gerald König aus Hofstetten, der allerdings bloß die passende Sicherung einzusetzen braucht. Ein zweites Röhrenradio brummt bloß noch beim Einschalten, doch es kann nicht mehr angenommen werden. Zu viele Geräte warten auf zu wenige Reparateure. Trotzdem gelingt auch das teils Unmögliche: Eine alte Schreibmaschine, die schon zweimal im Fachgeschäft „behandelt“ wurde, platziert die Buchstaben plötzlich wieder dort aufs Papier, wo sie auch hin sollen.

Letztlich kann Döbler ein positives Fazit ziehen. 17 Mal wurde der Kampf gegen den Defekt aufgenommen, sechs Mal erfolgreich. Vier Mal heißt die Devise Ersatzteilbeschaffung. Drei Mal gab es eine klare Fehlerdiagnose, weitere zwei Male Tipps zur Selbstreparatur. Nur in zwei Fällen blieb das Team um Döbler ratlos.

Im Lauf Nachmittags hat sich übrigens auch Verstärkung für das Repair Café angekündigt: Der Helferkreis ist auf rund 30 Personen angewachsen – über die Hälfte sind Reparateure. So kann am Samstag, 28. Januar, mit vergrößerter Mannschaft erneut frisch ans Werk gegangen werden. Dann soll die Geräteannahme an einem zentralen Platz erfolgen. Weitere Treffen erfolgen im Zweimonatsrhythmus.

Keine Kommentare